Sonntag 22. Dezember 2024
Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab.
Joh. 3,16
Katechesen von Kardinal Christoph Schönborn

6. Katechese: Das Sakrament der Barmherzigkeit

Wortlaut der 6. Katechese 2007/08 von Kardinal Christoph Schönborn am Sonntag, 9. März 2008, im Dom zu Stephan. "Wie sehen die Wege der Versöhnung aus?"

Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat, indem er den Menschen, ihre Verfehlungen nicht anrechnete und uns das Wort von der Versöhnung (zur Verkündigung) anvertraute. Wir sind also Gesandte an Christi statt, und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen! Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden (2 Kor 5,19-21).

 

Dieser bewegende Aufruf des Apostels Paulus schließt an die letzte Katechese an. "Lasst euch mit Gott versöhnen!" - Aber wie sehen die Wege der Versöhnung aus? Es gibt viele Wege der Versöhnung, aber einen hat die Kirche ganz besonders empfohlen, vor allem in der Buß- und Fastenzeit: das "Sakrament der Versöhnung", das Bußsakrament, die Beichte. Die Fastenzeit war traditionell die bevorzugte Zeit zum Empfang des Bußsakramentes als Vorbereitung auf Ostern.

 

"Wir alle müssen unsere Sünden dem Priester beichten", sagt einer der populärsten Heiligen, der Heilige Franz von Assisi (+1224). Er schreibt das in seinem "Brief an die Gläubigen" und richtet diese Ermahnung an "alle religiös lebenden Christen, Kleriker und Laien, Männer und Frauen, die in der ganzen Welt wohnen" und er wünscht ihnen dadurch "den wahren Frieden vom Himmel" (vgl. Johannes Schneider, "Lasst euch versöhnen! Aussprachen über die Beichte", Johannes Verlag Einsiedeln, Freiburg 1990, S. 7).

 

Wir müssen alle beichten! Müssen wir? Faktum ist, dass es heutzutage nur wenige tun. Das Bußsakrament gehört zu jenen Sakramenten, die aus der Übung gekommen, für Priester wie für Laien fremd geworden sind. Welcher Priester wird jetzt in dieser Fastenzeit stundenlang im Beichtstuhl sitzen müssen oder dürfen? Freilich gibt es die "Beichtpriester", die viele Stunden Beichte hören, aber sie sind rar. Das muss nicht so bleiben. Dass die Beichte aus der Übung kam, hat viele Gründe. Einige werde ich nennen. Zuerst aber will ich den Grund nennen, warum ich glaube und hoffe, dass das Bußsakrament eine Zukunft hat und wieder neu entdeckt wird. Das wird in dem Maß geschehen, wie wir die Botschaft Jesu, das Evangelium von der Barmherzigkeit, neu entdecken. In dem Maß, wie es die Menschen erreicht, wird auch der Zugang zum Bußsakrament wieder offen stehen. Davon will ich der heutigen Katechese sprechen. Ich möchte mich dabei auf eine Ordensfrau berufen, die bekannt ist, sobald man das Thema der Barmherzigkeit anspricht. Die Kirche hat ihre Botschaften anerkann und sie unserer Betrachtung empfohlen, die heilige Sr. Maria Faustyna Kowalska, die 33jährig am 5. Oktober 1938 starb (auch sie gehört in das Gedenkjahr 2008).

 

Ich entdecke im Lauf der letzten Jahre, wie sehr gerade diese "Privatoffenbarungen" dazu beitragen können, das Bußsakrament neu zu entdecken. Privatoffenbarungen sind nicht Glaubensgegenstand, sie gehören nicht zur Offenbarung Jesu Christi. Diese ist abgeschlossen, vollkommen und vollständig. Auch wenn Privatoffenbarungen nicht die Offenbarung Jesu ergänzen oder vervollständigen - das wäre widersinnig - so haben sie doch die Aufgabe, die Offenbarung Christi zu aktualisieren, sie in ihrer Bedeutung für heute besser verstehbar zu machen (vgl. KKK und K. Rahner in: LThK2 Bd. VIII, Sp. 772f). "Die von der Kirche anerkannten Privatoffenbarungen bieten wichtige Lebenshilfen für die Umsetzung des Evangeliums in die heutige Zeit" (Hans Buob, Die Barmherzigkeit Gottes und der Menschen. Heilmittel für Seele und Leib. Nach dem Tagebuch der Schwester Faustyna, Uni-Verlag Hochaltingen 2007, S. 7). Sr. Faustyna kann der Kirche und den Menschen von heute vieles schenken.

 

I.
Ich beginne mit einem Text, der mich, seit ich ihn gelesen habe, nicht mehr loslässt. Es ist ein Gespräch einer sündigen und verzweifelten Seele mit Gott (Tagebuch Nr. 1485).

Gottes Güte
Barmherzigkeit Gottes, Stimme der Barmherzigkeit des im Allerheiligsten Altarsakrament verborgenen Herrn, Der vom Thron Seiner Barmherzigkeit zu uns sagt: "Kommt alle zu Mir."

Gespräch des barmherzigen Gottes mit der sündigen Seele
  • Jesus: "Sündige Seele, fürchte Deinen Erlöser nicht. Ich komme als Erster zu dir, denn Ich weiß, dass du aus dir selbst nicht fähig bist, dich zu Mir zu erheben. Kind, fliehe nicht vor deinem Vater, beginne ein Gespräch ganz allein mit deinem Gott der Barmherzigkeit, der dir selbst Seine Worte der Vergebung sagt und dich mit Seinen Gnaden überschütten will. O wie wertvoll ist Mir deine Seele. Ich habe dich in meine Hände eingeschrieben und du hast dich mit einer tiefen Wunde in Mein Herz geprägt."
  • Seele: "Herr, ich höre Deine Stimme, die mich vom falschen Weg zur Umkehr ruft, aber ich habe weder Mut noch Kraft."
  • Jesus: "Ich bin deine Kraft. Ich will dir Stärke geben zum Kampf."
  • Seele: "Herr, ich erkenne Deine Heiligkeit und fürchte mich vor Dir."
  • Jesus: "Weshalb fürchtest du dich, Mein Kind, vor dem Gott der Barmherzigkeit? Meine Heiligkeit hindert Mich nicht, dir gegenüber barmherzig zu sein. Siehe, Seele, für dich habe ich den Thron der Barmherzigkeit auf Erden gegründet, dieser Thron ist der Tabernakel - und von ihm will Ich herabsteigen in dein Herz. Siehe, Ich habe Mich weder mit einem Gefolge noch mit Wächtern umgeben. Du hast zu jeder Zeit Zutritt zu Mir. Ich will zu jeder Tageszeit mit dir reden und dir Gnaden schenken." -
  • Seele: "Herr, ich befürchte, dass Du mir die große Sündenzahl nicht vergeben wirst; mein Elend erfüllt mich mit Bangen."
  • Jesus: "Meine Barmherzigkeit ist größer als dein Elend und das Elend der ganzen Welt. Wer kann Meine Güte ermessen? Für dich bin Ich vom Himmel auf die Erde herabgekommen; für dich habe Ich mich an das Kreuz nageln lassen; für dich ließ Ich mit der Lanze Mein Heiligstes Herz öffnen und somit öffnete ich für dich die Quelle der Barmherzigkeit. Komme und schöpfe mit dem Gefäß des Vertrauens Gnaden aus dieser Quelle. Ein demütiges Herz weise ich niemals zurück. Dein Elend versank im Abgrund Meiner Barmherzigkeit. Weshalb solltest du um dein Elend mit Mir streiten? Komme Mir entgegen und gib Mir alle deine Not und dein Elend und Ich werde dich mit Meinen Schätzen erfüllen."
  • Seele: "Herr, Du hast mit Deiner Güte mein steinernes Herz besiegt. Voll Vertrauen und Demut komme ich zum Tribunal Deiner Barmherzigkeit. Erteile mir durch die Hand Deines Stellvertreters Nachlass der Sünden. O Herr, ich fühle, wie Gnade und Friede über meine arme Seele herabfließen. Ich fühle, Herr, wie mich Deine Barmherzigkeit umfängt und durchdringt. Du hast mir mehr verziehen, als ich zu erwarten wagte und zu denken vermochte. Deine Güte überstieg alle meine Wünsche. Jetzt aber, von Dank erfüllt, für die vielen Gnaden, lade ich Dich ein in mein Herz. Ich irrte umher, wie ein verlorenes Kind, das auf Abwege geriet, aber Du bist mir Vater geblieben. Vervielfache in mir Deine Barmherzigkeit, denn Du siehst, wie schwach ich bin."
  • Jesus: "Kind, sprich nicht mehr von deinem Elend, denn Ich habe es schon vergessen. Höre, Mein Kind, was Ich dir zu sagen habe: Schmiege dich an Meine Wunden und schöpfe aus der Quelle des Lebens alles, was dein Herz begehrt. Trinke üppig aus der Quelle des Lebens und du bleibst während der Reise nicht stecken. Schaue den Glanz Meiner Barmherzigkeit und fürchte die Feinde deiner Erlösung nicht. Preise Meine Barmherzigkeit" (TB 1485).

Es gibt viele Stellen dieser Art in den Tagebüchern von Sr. Faustyna. Ich habe einige Stellen herausgesucht, die besonders von der Beichte handeln. Sie nennt die Beichte immer wieder das "Tribunal der Barmherzigkeit". Ein widersprüchlicher Ausdruck, "Tribunal", das Gericht der Barmherzigkeit. Sie schreibt einmal, dass Jesus ihr sagt: "Bete für diese Seelen, damit sie sich nicht ängstigen, zum Tribunal Meiner Barmherzigkeit zu kommen" (TB 975). Wurde die Beichte so erlebt? Hat man die Beichte bei uns wirklich als "Tribunal der Barmherzigkeit" erlebt? Ist das weitgehende Verschwinden der Bußpraxis nicht auch darauf zurückzuführen, dass viele Menschen die Beichte als Zwang erlebt haben, nicht als einen Ort der Barmherzigkeit, sondern der Kontrolle, als Versuch, die Gewissen zu steuern und die Menschen zu entmündigen?

II.
Vielleicht bin ich selbst besonders privilegiert. Ich hatte das Glück, fast durchgehend von meiner Jugend an gute Beichterfahrungen gemacht zu haben. Da war zum Beispiel der Kaplan ("der Frühmesser"). Er war ein sehr strenger, eher karger und abweisender Charakter. Aber wenn man zu ihm beichten gegangen ist, war er wie ausgetauscht, ein Mensch voller Güte und Barmherzigkeit. Ich konnte in jungen Jahren wirklich erfahren, dass in der Beichte Jesus zu uns kommt, dass der Priester Christus nur vertritt. Bei unserem Pfarrer, der die Güte und die Liebe in Person war, war das ganz offenkundig. Er war humorvoll und wurde von seiner Gemeinde innig geliebt. Mein Religions-Professor schließlich war ein begnadeter Pädagoge, der, als ich 10 bis 14 Jahre alt war, für mich so etwas wie ein "geistlicher Begleiter", ein "Seelenführer" war. Ich kann für die vielen guten Erfahrungen mit dem Bußsakrament nur danken. Dazu gehörte von früh an eine gewisse Regelmäßigkeit, damals monatlich, im Kloster dann wöchentlich. Ich kann mir nicht vorstellen, ohne den regelmäßigen Empfang des Bußsakraments ein christliches Leben zu führen. Aber ich weiß, dass es andere Erfahrungen gibt.

Es gibt eindrucksvoll Dokumentationen über das katholische Beichten, herausgegeben von Rupert M. Scheule, "Beichten. Autobiographische Zeugnisse zur katholischen Bußpraxis im 20. Jhdt." (Böhlau-Verlag, Wien 2001). Es sind meist ältere Menschen, die bereit waren, ihre Erfahrungen mit dem Bußsakrament wiederzugeben. In einer anständigen und ehrlichen Studie werden etwa 25 solche Zeugnisse vorgelegt. Sie machen sehr nachdenklich. Menschen schreiben sich ihr Leid und ihre oft bitteren Erfahrungen mit der Beichte von der Seele. Da gibt es nichts zu deuteln: Mit dem Beichten sind auch viele traumatische Erinnerungen verbunden. Genauer müssen wir sagen: Das gilt für eine bestimmten Generation. Kaum jemand unter 50 Jahren hat noch die Massenbeichten erlebt, wie sie in den 1950er und 1960er Jahren üblich waren. Als ich Doktorand bei Prof. Ratzinger in Regensburg war, machte ich in der Fastenzeit 1973 Beichtaushilfe in einem bayrischen Dorf mit etwa 1.800 Einwohnern. Der Pfarrer erwartete, dass etwa 1.500 zur Beichte kommen. In beiden Beichtstühlen waren Zähler angebracht, womit festgestellt werden sollte, wie viele Schäflein wirklich beim Beichten waren. Ich habe die Zählmechanik nicht betätigt und damit die Statistik des Pfarrers sehr durcheinander gebracht. Ich vermute, dass heute in vielen Pfarren ein Beichtangebot von zwei bis drei Stunden ausreicht.

Beichtstatistik - Beichtkontrolle, wir müssen ehrlicherweise sagen, das ruft nicht nur schöne Erinnerungen wach. Seit dem 4. Laterankonzil (1215) ist die jährliche Osterbeichte als kirchliche Bestimmung festgelegt. Jeder Christ, beiderlei Geschlechts, muss wenigstens einmal im Jahr vor seinem Pfarrer beichten und sich bemühen, die ihm auferlegte Buße nach Kräften zu erfüllen, dann zu Ostern ehrfürchtig das Sakrament der Eucharistie empfangen zu können. Einmal jährlich Beichte und Kommunion, das war Jahrhunderte lang verpflichtende Praxis, die Anordnung nicht einzuhalten hatte durchaus ernste Konsequenzen.

So sagt das 4. Laterankonzil:

"Jeder Gläubige beiderlei Geschlechts bekenne - nachdem er die Jahre der Unterscheidung (= ca. 7 Jahre/Anmerkung des Verfassers) erreicht hat - für sich alleine getreulich alle seine Sünden, wenigstens 1 Mal im Jahr, vor seinem eigenen Priester (Pfarrer) und bemühe sich, die ihm auferlegte Buße nach Kräften zu erfüllen und empfange nicht weniger ehrfürchtig zu Ostern das Sakrament der Eucharistie. Nur der Rat des eigenen Pfarrers kann ihn aus vernünftigem Grund von dessen Empfang für eine bestimmte Zeit fernhalten. Ansonst soll er zu Lebzeiten vom Betreten der Kirche ferngehalten und im Sterben ihm ein christliches Begräbnis verwehrt werden" (Zitat: R. Kittl, "Der Beichtzettel im Wandel der Zeit", Reith. i. A. 1999, S. 11).

Das vom 4. Laterankonzil erlassene Beichtgebot wurde vom Konzil von Trient erneuert. Ebenso bestätigt der Kodex des kanonischen Rechtes:

"Jeder Gläubige ist nach Erreichen des Unterscheidungsalters verpflichtet, seine schweren Sünden wenigstens einmal im Jahr aufrichtig zu bekennen" (CIC Can. 989).

Die jährliche Beichtpflicht war mit der Pflicht verbunden, wenigstens ein Mal im Jahr die Heilige Kommunion zu empfangen. Die Beichte war sozusagen notwendige Voraussetzung für den Empfang der Eucharistie. Ich erinnere mich noch gut an Gläubige, die nicht zur Heiligen Kommunion gingen, ohne vorher gebeichtet zu haben. Dementsprechend selten war der Kommunionempfang, und der war etwas besonders Großes, das eigens hervorgehoben wurde. Bei den Orthodoxen ist das heute noch weitgehend die Praxis. Dem entsprach der seltene Kommunionempfang, er etwas Herausgehobenes, Feierliches war, ein ganz besonderer Tag.

Die Versuche, den Empfang der österlichen Sakramente zu kontrollieren, waren vielfältig und oft fern von dem, was wir heute als seelsorgliche Haltung empfinden würden. An manchen Orten gibt es noch heute eigene Bildchen, die den Empfängern zur Erinnerung an Osterbeichte und Osterkommunion ausgeteilt werden. Diese schönen Heiligenbildchen sind die harmlosen Nachfahren der "Beichtzettel", die man in früherer Zeit brauchte, um die Bestätigung zu haben, dass man das Kirchengebot des Sakramentenempfangs erfüllt hatte. Diese Bestätigungen waren gegebenenfalls notwendig, um etwa ein kirchliches Begräbnis zu erhalten. - Heute ist es nicht mehr der Beichtzettel, sondern der Zahlschein für den Kirchenbeitrag, das ist auch nicht unproblematisch, wie wir nur zu schmerzlich wissen. - Ich erinnere nur daran, dass zur Zeit von Kaiserin Maria Theresia in Wien die Hausmeister die Osterbeichtzettel kontrolliert haben - um zu wissen, ob alle Bewohner im Haus ihre Osterpflicht getan haben. Ordentliche Bürger mussten auch ihre religiösen Pflichten erfüllen.

Diese paar Blitzlichter auf die Geschichte zeigen schon, dass das Bußsakrament auch eine belastete Geschichte hat, ganz abgesehen davon, dass oft viel zu sehr auf dem sechsten Gebot insistiert wurde, als wäre es das erste Gebot. Die Geschichte des Bußsakraments ist komplex, aber es gibt mehr als nur diese Geschichte.

III.

Das Sakrament hat sozusagen einen "heißen Kern", eine mystische Mitte, ohne die das Bußsakrament längst ausgestorben wäre, wenn es nur "Administration" des Sakraments wäre. Durch alle Wechselfälle der Geschichte und alle Schwierigkeiten mit der Praxis dieses Sakramentes gibt es einen geheimnisvollen Kern, dessen Segenskraft Menschen in allen Jahrhunderten erlebt und erfahren haben. Diesen Kern, dieses Geheimnis gilt es wieder zu entdecken, wenn wir wollen, dass das Bußsakrament wieder lebendiger gelebt wird. Was ist dieser mystische Kern des Bußsakramentes?

Jesus selber ist der Ausgangspunkt und Quellgrund dieses Sakraments. Seine Lebenshingabe, sein Kreuz, sein Herz ist der Ursprung aller Versöhnung. Der rechte Schächer ist der erste, der aus dieser Quelle die Versöhnung erhält: "Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein" (Lk 23,43). Die Vollmacht, Sünden zu vergeben, ist Jesu großes Ostergeschenk. Es ist das Erste, was der Auferstandene den Aposteln am Osterabend geschenkt hat:

"Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert" (Joh 20,21-23).

Aus dieser österlichen Quelle haben sie alle geschöpft, die großen Meister, die Liebhaber des Bußsakraments: Katharina von Siena (1380), der Pfarrer von Ars (1859), Padre Pio (1968). Aus dieser Quelle zu schöpfen haben sie uns alle eingeladen. Alle negativen Erfahrungen, die es leider gibt und die tief schmerzen, können letztlich nur überwunden werden, wenn wir zur reinen Quelle der Barmherzigkeit Jesu zurückkehren.

Ich lade sie ein, mit mir diesen Weg zu suchen. Ich glaube, Gott hat Sr. Faustyna, diese junge Ordensfrau, erwählt, um möglichst vielen Menschen den Weg zur Quelle wieder zu erschließen.

Sie berichtet:
Heute sagte mir der Herr: "Tochter, wenn du zur heiligen Beichte kommst, zur Quelle Meiner Barmherzigkeit, fließt stets auf deine Seele Mein aus dem Herzen quellendes Blut und Wasser und veredelt deine Seele. Jedes Mal, wenn du zur heiligen Beichte gehst, tauche mit großem Vertrauen ganz in Meiner Barmherzigkeit unter, damit Ich über Deine Seele die Fülle Meiner Gnaden ergießen kann. Wenn du zur Beichte kommst, wisse, dass Ich Selbst im Beichtstuhl auf dich warte. Ich verhülle Mich nur mit dem Priester, aber in der Seele wirke Ich Selbst. Hier begegnet das Elend der Seele dem Gott der Barmherzigkeit. Sage den Seelen, dass sie aus dieser Quelle der Barmherzigkeit nur mit dem Gefäß des Vertrauens schöpfen können. Wenn ihr Vertrauen groß ist, ist Meine Freigebigkeit grenzenlos. Ströme Meiner Gnade überfluten demütige Seelen. Hochmütige sind immer in Armut und Elend, denn Meine Gnade wendet sich von ihnen ab, hin zu den demütigen Seelen" (TB 1602).

Hier sind einige wichtige Elemente, die wir uns näher ansehen müssen. Das erste und wichtigste, Jesus sagt: "Ich selber warte im Beichtstuhl auf dich." Wie sehr haben wir es nötig, daran zu erinnern: Christus tauft, Christus ist der "Zelebrant" der Eucharistie, Christus spricht mich los von meinen Sünden. Der Priester ist Werkzeug, der Herr ist der Wirkende.

Zweiter Hinweis in diesem Text ist das Elend der Seele, das Elend des Menschen. Wo es anerkannt wird, da "reizt" es Gott gewissermaßen seine Barmherzigkeit zu zeigen. Drittens müssen wir auf das Thema des Vertrauens eingehen, viertens schließlich das Thema der Demut. Hier begegnen uns alle großen Themen, die der Herr Sr. Faustyna ins Herz gelegt hat. Betrachten wir sie ein wenig. Ich beginne mit dem Thema der Demut.

Wenn der Beichtvater die außergewöhnlichen Wege zu wenig kennt und beim Enthüllen der großen Geheimnisse, die Gott in der Seele vornimmt, Verwunderung äußert.

Wenn der Beichtvater nicht zulässt, sich offen auszusprechen, wenn er Ungeduld zeigt.

Der Beichtvater ist Seelenarzt. Wie kann also ein Arzt, der die Krankheit nicht kennt, eine entsprechende Arznei verordnen? - Niemals!

Dies sage ich aus Erfahrung.

Es kommt vor, dass der Beichtvater geringe Dinge nicht beachtet. Im geistigen Leben ist aber nichts zu gering. Manchmal decken scheinbar kleine Dinge sehr gewichtige Sachen auf und sind für den Beichtvater wie ein Lichtstrahl für die Seelenkenntnis. Viele geistige Schattierungen stecken in unscheinbaren Dingen.

Aber die kleinen Dinge spielen eine große Rolle im Streben nach Heiligkeit, deshalb darf sie der Beichtvater nicht geringschätzen. Geduld und Milde des Beichtvaters öffnen den Weg zu den tiefsten Geheimnissen der Seele.

Dies geschah aber erst, oder vielmehr von da ab, als alle Gnaden einem klugen, gebildeten und erfahrenen Beichtvater zur Beurteilung vorlagen. Jetzt weiß ich, wie man in manchen Fällen vorgehen muss.

Wieder möchte ich einer Seele, die entschlossen Heiligkeit anstrebt und auch Früchte, das heißt Nutzen aus der Beichte ziehen will, drei Worte anempfehlen.

Erstens - unbedingte Aufrichtigkeit und Offenheit. Auch der heiligste und klügste Beichtvater kann der Seele nicht mit Gewalt einflößen, was er möchte, wenn die Seele nicht aufrichtig und offen ist. Eine unaufrichtige, verschlossene Seele begibt sich im geistigen Leben in große Gefahren und Jesus selbst teilt sich einer solchen Seele nicht in höherem Maße mit, denn Er weiß, dass sie von diesen besonderen Gnaden keinerlei Nutzen davontragen würde.

Das zweite Wort - Demut. Die Seele nutzt das Bußsakrament nicht gebührend, wenn sie nicht demütig ist. Hochmut hält die Seele in Dunkelheit. Sie weiß nichts und will sich nicht gründlich in den Abgrund ihres Elends vertiefen; sie verstellt sich und meidet alles, was sie heilen sollte.

Das dritte Wort - Gehorsam. Eine ungehorsame Seele trägt keinen Sieg davon, sogar wenn Jesus Selbst ihre Beichte abnehmen würde. Der erfahrenste Beichtvater kann einer solchen Seele nicht helfen. Eine ungehorsame Seele begibt sich in großes Unglück, sie macht keinerlei Fortschritte in ihrer Vervollkommnung und kommt mit dem geistigen Leben nicht zurecht. Gott überhäuft die Seele mit Seinen Gnaden, aber die gehorsame Seele.

In solchen Augenblicken ist es notwendig, dass die Beichtväter Geduld haben mit dieser Seele. Aber die größte Geduld muss die Seele mit sich selbst haben.

Diese drei, Aufrichtigkeit, Demut, Gehorsam, sind nicht nur bei Sr. Faustyna die Voraussetzungen für die fruchtbare Beichte.

IV.

Aufrichtigkeit: "Der Beichtvater ist Seelenarzt. Wie kann also ein Arzt, der die Krankheit nicht kennt, eine entsprechende Arznei verordnen?" (TB 112)

Wie weit soll die Aufrichtigkeit und Offenheit gehen? Sr. Faustyna spricht öfters von der Wichtigkeit der kleinen Dinge:

Es kommt vor, dass der Beichtvater geringe Dinge nicht beachtet. Im geistigen Leben ist aber nichts zu gering. Manchmal decken scheinbar kleine Dinge sehr gewichtige Sachen auf und sind für den Beichtvater wie ein Lichtstrahl für die Seelenkenntnis. Viele geistige Schattierungen stecken in unscheinbaren Dingen. Ein großer Bau kann nicht entstehen, wenn wir kleine Ziegelsteine wegwerfen. Von mancher Seele verlangt Gott große Reinheit, deshalb schenkt Er ihr tiefere Erkenntnis ihres Elends. Mit himmlischem Licht erleuchtet, erkennt sie besser, was Gott gefällt - und was nicht. Die Sünde entspricht der Erkenntnis und dem Licht der Seele. Genauso die Unvollkommenheit, obwohl die Seele weiß, dass streng genommen nur die Sünde ins Bußsakrament gehört; aber die kleinen Dinge spielen eine große Rolle im Streben nach Heiligkeit, deshalb darf sie der Beichtvater nicht geringschätzen. Geduld und Milde des Beichtvaters öffnen den Weg zu den tiefsten Geheimnissen der Seele. Sie enthüllt fast unbewusst ihre abgründige Tiefe und fühlt sich stärker und widerstandsfähiger; sie kämpft mutiger, bemüht sich mehr, da sie weiß, dass sie darüber Rechenschaft ablegen muss.

Zum Beichtvater will ich noch etwas sagen. Er muss manchmal auf die Probe stellen, er muss prüfen, muss streng sein, muss erkennen, ob er mit Stroh, Eisen oder reinem Gold zu tun hat. Jede der drei erwähnten Seelen bedarf anderer Übungen. Der Beichtvater muss unbedingt von jeder Seele ein klares Bild haben, um zu wissen, was sie in gewissen Augenblicken, Gegebenheiten und Fällen ertragen kann. Was mich betrifft, habe ich nach vielen Erfahrungen, wenn ich erkannte, dass ich nicht verstanden wurde, meine Seele nicht enthüllt und meinen Frieden nicht gestört. Dies geschah aber erst, oder vielmehr von da ab, als alle Gnaden einem klugen, gebildeten und erfahrenen Beichtvater zur Beurteilung vorlagen. Jetzt weiß ich, wie man in manchen Fällen vorgehen muss.

Wieder möchte ich einer Seele, die entschlossen Heiligkeit anstrebt und auch Früchte, das heißt Nutzen aus der Beichte ziehen will, drei Worte anempfehlen.

Erstens - unbedingte Aufrichtigkeit und Offenheit. Auch der heiligste und klügste Beichtvater kann der Seele nicht mit Gewalt einflößen, was er möchte, wenn die Seele nicht aufrichtig und offen ist. Eine unaufrichtige, verschlossene Seele begibt sich im geistigen Leben in große Gefahren und Jesus selbst teilt sich einer solchen Seele nicht in höherem Maße mit, denn Er weiß, dass sie von diesen besonderen Gnaden keinerlei Nutzen davontragen würde (TB S. 21).

Kleine Dinge: ein Blick, der - scheinbar harmlos - den ganzen Abgrund der Untreue sichtbar macht, der in uns steckt; ein Wort, manchmal nur der Tonfall eines Wortes, kann offenbaren, wie viel Spott, Verachtung, Selbstüberschätzung in uns sind. Daher ein Wort über die "lässlichen Sünden": sie sind, jede für sich genommen, noch kein Bruch der Gottesbeziehung, wie es die schwere Sünde ist; aber ihre Häufung kann zum Erkalten der Liebe führen.

Oft fürchten wir: Was wird der Priester von mir denken, wenn ich so ganz ehrlich bin? Wenn ich es nicht ein bisschen "kaschiere", ein wenig verharmlose oder beschönige? Dazu zweierlei aus der Beichterfahrung: 1) Am Tiefsten beeindrucken immer die demütig ehrlichen Beichten. Es ist, wie Sr. Faustyna sagt: "Manchmal kostet (bei der Beichte) eine Kleinigkeit mehr, als etwas Größeres" (TB 225). 2) Es gibt eine eigene Gnade des Beichtehörens: Alles im Bekenntnis Gebeichtete ist nachher wie "versunken", nicht immer vergessen, aber es belastet nicht. Es ist "in den Feuerofen der Liebe Gottes geworfen". Und schließlich: Sie wissen vielleicht gar nicht, welchen Dienst Sie uns Priestern durch das Beichten erweisen. Es ist oft eine besondere Gnade, zu einem Priester beichten zu gehen, der einem nicht spontan sympathisch ist. Dabei kann er starke Hilfe und Gnaden erhalten. Beichtehören ist für uns Priester ein großer Segen. Es hilft uns, selber besser zu beichten, es baut oft auf. Man ist beschämt und beschenkt von der Offenheit und Demut der Beichtenden und von der Erfahrung, selber Werkzeug Jesu zu sein.

Die Aufrichtigkeit darf aber nicht zur Skrupelhaftigkeit werden. Sr. Faustyna kannte diese Versuchung. Sie notiert im Tagebuch:

Am nächsten Tag spürte ich ganz deutlich die Worte: "Siehst du, Gott ist so heilig und du bist sündig. Trete nicht an ihn heran und beichte tagtäglich." Tatsächlich kam mir alles, was ich nur dachte, als Sünde vor.

Als der Beichttag nahte, bereitete ich eine ganze Fuhre Sünden zur Anklage vor. Am Beichtgitter ließ mich Gott nur zwei meiner Unvollkommenheiten zur Anklage bringen, obwohl ich mich anstrengte, so zu beichten, wie ich mich vorbereitet hatte. Als ich den Beichtstuhl verließ, sagte mir der Herr: "Meine Tochter, alle Sünden, die du beichten wolltest, sind in Meinen Augen keine Sünden, deshalb nahm Ich dir die Möglichkeit, sie auszusprechen." Ich erkannte, dass der Satan meinen Frieden stören wollte und mir übertriebene Gedanken eingab (TB 1802).

V.

Demut hat viel mit Wahrheit zu tun. Sich selber so sehen, wie wir wirklich sind. Sr. Faustyna hat diesbezüglich Worte gehört, die umwerfend sind:

O mein Jesus, zum Dank für viele Gnaden opfere ich Dir meine Seele und meinen Leib auf, meinen Verstand, meinen Willen und alle Regungen meines Herzens. Mit den Gelübden habe ich mich Dir ganz hingegeben; ich besitze nichts mehr, was ich Dir noch schenken könnte. Jesus sagte mir darauf: "Meine Tochter, du hast Mir nicht geschenkt, was tatsächlich dein ist." Ich ging in mich und erkannte, dass ich Gott mit aller Kraft meiner Seele liebe. Ich konnte nicht sehen, was ich dem Herrn nicht gegeben hätte. So fragte ich: "Jesus, sage es mir und ich will es Dir sofort mit der ganzen Fülle meines Herzens geben." Jesus sagte gütig: "Tochter, schenke Mir dein Elend, denn das ist ausschließlich dein Eigentum." - In dem Moment wurde meine Seele von einem Lichtstrahl erhellt und ich sah den ganzen Abgrund meines Elends. Sofort schmiegte ich mich mit so großem Vertrauen an das Heiligste Herz Jesu, dass ich - auch wenn ich auf meinem Gewissen alle Sünden der Verdammten hätte - an Gottes Barmherzigkeit nicht gezweifelt, sondern mich mit einem zu Staub zerriebenen Herzen in den Abgrund Seiner Barmherzigkeit gestürzt hätte. Ich glaube daran, Jesus, dass Du mich nicht von Dir gewiesen, sondern durch die Hand Deines Stellvertreters die Sünden nachgelassen hättest. (1318 TB)

Es gibt also nur eine Grenze für Gottes Barmherzigkeit: zu glauben, sie sei begrenzt. Die große Versuchung ist die des Judas: "Meine Schuld ist zu groß." Keine Schuld ist zu groß, wenn sie bekannt, genannt und mit Vertrauen in Gottes Barmherzigkeit wie in einen Feuerofen "hineingeworfen" wird. Die ungenannte, unbekannte, unausgesprochene Schuld quält und belastet, sie ist wie ein Krankheitsherd, der unsichtbar alles infiziert.

Wir werden in der Frage des Lebensschutzes in Österreich, in Europa nur weiterkommen, wenn die millionenfache Bürde der Schuld an den vielen getöteten Kindern der Barmherzigkeit Gottes begegnet. Erst dann kann sie angeschaut, benannt werden. Solange nur der schreckliche Vorwurf bleibt: Wir haben Kinder getötet, solange muss diese Schuld verdrängt werden. Sie ist zu schwer zu ertragen. Aber als verdrängte bleibt sie. Das gilt von aller Schuld, die nicht der Barmherzigkeit begegnet ist. Wir können es uns "psychohygienisch" nicht leisten, unsere Schuld zu nennen und zu bekennen, wenn das Nennen und Bekennen in die Ächtung, Verachtung, in die öffentliche Verurteilung mündet, wenn das Ergebnis des Zugebens von Schuld nur der Pranger ist. IHM kann ich es sagen, weil ich weiß: Seine Barmherzigkeit wartet sehnsüchtig auf mich!

"Wären auch die Sünden der Seele schwarz wie die Nacht - wenn der Sünder sich an Meine Barmherzigkeit wendet, erweist er Mir die größte Ehre und wird zum Lob Meines bitteren Leidens." (378 TB)

Deshalb ist die Verkündigung der Barmherzigkeit nicht nur eine fromme Übung für erwählte Seelen. Sie ist von größter Tragweite für unsere Gesellschaft. Erst im Vertrauen in Seine Barmherzigkeit muss Schuld nicht mehr verdrängt werden, kann sie zur Sprache und somit zur Heilung kommen. Die Wiederentdeckung der Beichte ist mehr als ein innerkirchlicher Wunsch, sie ist wichtig für die ganze Gesellschaft, dass wir wieder lernen, die Schuld anzuschauen, im Wissen, dass Gottes Barmherzigkeit auch die größte, die schwerste Schuld überwinden kann (C.G. Jung sagte einmal, unter seinen Tausenden Patienten sei nicht ein Dutzend gewesen, die regelmäßig beichteten).

VI.

Das dritte Element ist der Gehorsam. Gerade da aber liegen oft die Einwände gegen das Bußsakrament. Es ist so unangenehm, dass es sich um Menschen handelt, denen man beichten soll. Ich mach das mit meinem Gott aus. Warum muss ich zu einem Menschen gehen und ihm beichten? Das mache ich mit meinem Gott alleine aus. Das ist ja auch nur ein Sünder wie ich, ein gewöhnlicher Mensch. Sr. Faustyna hat einmal diese Versuchung gespürt, zu sagen, "das ist ja nur ein Mensch"!

Ich und mein Gott

Eine starke Versuchung. Der Herr ließ mich erkennen, wie lieb Ihm ein reines Herz ist, wodurch mir eine tiefere Erkenntnis meines eigenen Elends zuteil wurde. Als ich mich zur heiligen Beichte vorzubereiten begann, drangen starke Versuchungen gegen die Beichtväter auf mich ein. Ich sah den Satan nicht, aber ich spürte ihn und seine furchtbare Wut. "Ja, das ist nur ein gewöhnlicher Mensch." "Aber doch ungewöhnlich, denn er hat die Macht Gottes." "Ja, sich seiner Sünden anzuklagen, fällt nicht schwer, aber die geheimsten Herzenswinkel zu enthüllen. Rechenschaft abzugeben über das Wirken der Gnade Gottes, jede Forderung Gottes zu erwähnen, alles was zwischen mir und Gott geschieht, das alles einem Menschen zu sagen - das übersteigt die Kräfte." Ich fühlte, dass ich mit Mächten streite und ich rief: "O Christus, Du und der Priester seid eins; ich gehe zur Beichte zu Dir und nicht zum Menschen." Als ich zu beichten begann, enthüllte ich zuerst meine Schwierigkeiten. Der Priester sagte, ich hätte es nicht besser tun können, als diese schweren Versuchungen zuallererst aufzudecken. Nach der Beichte waren sie alle verschwunden; meine Seele war von Frieden erfüllt (TB 1715).
 
Es ist und bleibt ein Ärgernis, einem Menschen zu beichten. Aber es ist heilsam, notwendig. Es ist ein Akt des Vertrauens, dass Jesus zu mir durch den Priester spricht. Wie oft wurde das schon erfahren. Freilich gilt es zwischen Beichte und Seelenführung zu unterscheiden. Es ist etwas Delikates, einen "Seelenführer" zu finden. Sr. Faustyna hatte das große Glück, es war die Fügung Gottes, in dem Priester Prof. Michał Sopocko einen begnadeten geistlichen Begleiter zu finden, der heuer seliggesprochen wird. Nicht alle haben dieses Glück, aber alle haben wir die Möglichkeit, und wenn er noch so armselig ist, zu einem Priester zu gehen und ihm einfach unsere Sünden zu beichten und zu wissen, Jesus spricht mich los.

Ich schließe mit einem wunderbaren Text der hl. Faustyna, ein Auftrag, den Jesus ihr gegeben hat und den ich sozusagen an uns alle weitergebe:

"Schreibe, spreche über Meine Barmherzigkeit. Sage den Seelen, wo sie Trost suchen sollen - im Tribunal der Barmherzigkeit, dort gibt es die größten Wunder, die sich ununterbrochen wiederholen. Um dieses Wunder zu erreichen, bedarf es keiner weiten Pilgerfahrt, auch nicht äußerer Zeremonien, sondern es genügt, zu Füßen Meines Stellvertreters gläubig hinzutreten und vor ihm dein Elend auszusprechen. Dann zeigt sich das Wunder der Barmherzigkeit in seiner ganzen Fülle. Auch wenn die Seele wie eine verwesende Leiche wäre und eine Belebung, menschlich gesehen, ausgeschlossen und alles schon verloren - so ist es anders bei Gott. Das Wunder der Barmherzigkeit Gottes belebt die Seele vollends. Ihr Armseligen, die ihr das Wunder der Barmherzigkeit Gottes für euch nicht in Anspruch nehmt, ihr werdet vergeblich rufen, weil es dann zu spät sein wird" (TB 1448).

Also rufen wir jetzt schon um die Barmherzigkeit Gottes. Sie wird sicher nicht auf sich warten lassen!
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