"Das Evangelium der Kathedrale" - mit dem Untertitel: "Zur Theologie des Kirchengebäudes" heißt unser Jahresthema. "Das Evangelium der Kathedrale" - ist auch das Thema des heutigen Abends. Wir wollen gemeinsam versuchen, zu hören, was der Dom uns dazu sagen will.
Wir erfahren unsere Kirchen vor allem St. Stephan - heute sehr oft in erster Linie als kunsthistorische Besichtigungsobjekte. Der Dom, so scheint es, gehört tagsüber, gerade noch unterbrochen durch die Gottesdienstzeiten, den zahlenden Touristen, die sich in der Regel damit begnügen, - weil sie es so gewohnt sind und weil es überall auf der Welt so angeboten wird, - einige kunsthistorische Details zu bekommen, um St. Stephan in etwa einordnen zu können in den großen Horizont vergleichbarer Bauwerke, die sie auf ihrer Sightseeing-Tour alle mitnehmen.
Wir klagen über den verdunstenden Glauben, über einen zunehmenden Mangel an Spiritualität, wir haben oft das Gefühl, dass wir die Menschen mit unserer Botschaft, trotz aller Mühe, nicht mehr erreichen und das macht uns mutlos. Aber was können wir dagegen tun?
Unsere Kirchen sind, der Dom ist, eine ungeheure Kraftquelle, die bis jetzt - so meine ich - gerade "nur" im Gottesdienst wirklich "genützt" wird, aber darüber hinaus sehr oft nicht wirklich als solche erfassbar ist. Der Dom ist ein ganz besonderes "pastorales Instrument", das nicht nur - überspitzt formuliert - an Touristen verschwendet werden darf.
Wenn wir wirklich glauben, dass unsere Kirchen, im speziellen Fall der Stephansdom, Gottes Zelt, Gottes Wohnung auf Erden sind, dann müssen wir alles tun, dass ihre Botschaft, nämlich Ort der Begegnung mit Gott zu sein, auch wirklich bei den Menschen ankommen kann.
Grundsätzlich geht es ja immer um das eine - um die Frage nach dem Woher und dem Wohin und dem Wozu. Menschen aller Zeiten und Religionen haben versucht, darauf eine Antwort zu geben. Und diese Fragen sind auch in unserer Zeit, am Beginn des 21. Jahrhunderts, nicht verstummt und sie werden auch in Zukunft nicht verstummen.
Eine Antwort auf diese Fragen können uns die alten Kirchen geben - wenn wir ihre Sprache verstehen. Es ist eine wortlose Sprache, eine Sprache der leisen Zeichen und Symbole, eine Sprache, die man in der Stille am besten versteht.
Aber können wir die Sprache der Kirchen überhaupt noch verstehen?
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