Der Stier ist das Symbol des Evangelisten Lukas. (Mosaik in der Elisabethkapelle in Wien-Donaustadt)
Der Stier ist das Symbol des Evangelisten Lukas. (Mosaik in der Elisabethkapelle in Wien-Donaustadt)
Der Evangelist Lukas bezieht die Weltgeschichte in sein Evangelium ein. So erwähnt er etwa den damaligen Kaiser Augustus. "Doch der Evangelist bewegt sich nicht nur auf der Ebene der Fakten, sondern auch auf der Ebene des Glaubens, er erzählt zum Beispiel von Engeln, den Boten Gottes", sagt der Theologe Toni Kalkbrenner.
Im Zentrum der Sonntagsgottesdienste stehen derzeit, also im "Lesejahr C", Ausschnitte aus dem Lukasevangelium. "Der Evangelist Lukas und Verfasser der Apostelgeschichte bezieht die Weltgeschichte in sein Evangelium ein", erklärt Toni Kalkbrenner, Theologe und Referent im Bereich biblische Erwachsenenbildung. Er erinnert an das Weihnachtsevangelium, das bekanntlich mit dem Satz beginnt: "In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen..." (Lk 2,1) Der Evangelist Lukas nehme die Geschichte des römischen Reiches ins Bild und setze sie der Heilsgeschichte gegenüber. "Man könnte auch sagen, er ordnet die Weltgeschichte der Heilsgeschichte unter", sagt Toni Kalkbrenner.
Der Evangelist wolle zeigen, in welcher Zeit sich das Ereignis um Jesus von Nazaret abgespielt hat. Deshalb nennt er historische Figuren: den damaligen Herrscher Augustus, den Statthalter in Syrien, Quirinius, sowie - später in seinem Evangelium - den Fürsten Herodes. Doch Lukas schreibe keine Weltgeschichte im heutigen Sinn, keine Chronologie, denn es ginge ihm um mehr, so Kalkbrenner. Lukas sei kein Historiker, der nur die Fakten aufzählt, sondern er zeige mit seiner Darstellung der Weltgeschichte, dass sich in dieser Weltgeschichte etwas ganz Außergewöhnliches ereignet hat: "Das ist die zweite Ebene des Lukasevangeliums, die Ebene des Glaubens und der Verkündigung. Verkündigung heißt ja eigentlich: die Frohe Botschaft weitererzählen", sagt Kalkbrenner.
"Engel sind Boten Gottes", so Toni Kalkbrenner über den "Engel des Herrn" im Weihnachtsevangelium, der den Hirten die Weihnachtsbotschaft verkündet. Der Engel, aber auch das danach genannte "himmlische Heer" und der "Glanz des Herrn" seien Bilder für Gott: "Man kann Gott selber schwer benennen und beschreiben, aber wir haben 'Hilfen' und diese Hilfen sind dann eben die Engel, die Heerscharen, sein Glanz, seine Herrlichkeit."
Auch damit übersteige der Evangelist die Ebene der reinen Fakten und bewege sich sprachlich auf der Ebene des Glaubens, erklärt Toni Kalkbrenner. Lukas zeige in seinem Evangelium, dass Himmel und Erde zusammenwachsen: "Lukas spricht vom Frieden auf Erden und vom Himmel, wo der Friede bereits geschlossen ist. In der Geburt des Kindes in Betlehem ereignet sich das Zusammenwirken von Himmel und Erde."
"Indem dieses Kind in die Welt eintritt, kommen Himmel und Erde zusammen, und sie bleiben zusammen", so Kalkbrenner weiter. Das wirke sich bis heute aus. Immer wieder, so auch im Weihnachtsevangelium verwende der Evangelist das Wort "heute": "Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren", lautet die Botschaft der Engeln. Dazu sagt Toni Kalkbrenner: "Ich frage mich immer, wo begegnen wir heute diesen Engeln? So oft begegnet man einem Engel; nur weiß man es nicht, und doch begegnen sie uns. Die Engeln sind oft "als Menschen verkleidet", meint Kalkbrenner: "Sie sind die, die uns ermuntern und aufbauen, sie sind Boten Gottes."
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