Der Glaube an den "Gott mit uns" in Jesus Christus ist die theologische Leitidee des Matthäusevangeliums. (Mosaik in der Elisabethkapelle in Wien-Donaustadt)
Der Glaube an den "Gott mit uns" in Jesus Christus ist die theologische Leitidee des Matthäusevangeliums. (Mosaik in der Elisabethkapelle in Wien-Donaustadt)
Schon in der Alten Kirche ist das Matthäusevangelium das am meisten gelesene Evangelium. Auch heute sind es oft "matthäische" Formulierungen, die man in den Ohren hat. Wer kennt nicht den Satz: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, dann bin ich mitten unter ihnen" (Mt 18,20). Diese Zusage Jesu an seine Jünger bildet die Mitte des ersten Evangeliums.
"Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns." Mit diesem Zitat aus dem Jesajabuch, kündigt das Matthäusevangelium das Kommen Jesu an. Jesus Christus ist die "menschliche Daseinsweise Gottes auf Erden", erklärt der Bibelwissenschaftler Hubert Frankemölle in seinem neuen Kommentar zum Matthäusevangelium und stellt fest: Einen höheren Glauben habe kein Theologe formuliert.
Der Glaube an den "Gott mit uns" in Jesus Christus ist die theologische Leitidee des Matthäus; so liest man im letzten Kapitel die Worte des Auferstandenen: "Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt" (28,20) und in der Mitte des Buches findet sich die Zusage Jesu: "Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen" (18,20).
Das Matthäusevangelium ist das erste - wenngleich nicht das älteste - Buch des Neuen Testaments und bildet den Schwerpunkt der liturgischen Lesungen im Lesejahr A. Es wurde vermutlich von einem an Christus glaubenden Juden verfasst und ist eine stark jüdisch geprägte Schrift, was sich in knapp 100 wörtlichen Zitaten aus dem Alten Testament und rund 370 biblischen Anspielungen bemerkbar macht. Es erzählt vom Handeln Gottes in und durch Jesus (das hebräische Wort "Jesus" bedeutet "Gott rettet"), in seinen Worten, Taten und in seiner Person. Man könnte es nach Hubert Frankemölle als Midrasch, also als "eine aktualisierende Auslegung der heiligen Schriften Israels" bezeichnen.
Juden und Nicht-Juden sind zur Zeit des Matthäusevangeliums in einer Gemeinde versammelt. Daraus ergibt sich eine Spannung, die im gesamte Evangelium aufrechterhalten wird: Jesus ist sowohl der zu Israel gesandte "Sohn Davids", als auch der zu allen Völkern gesandte "Sohn Abrahams" - so die programmatische Aussage in der Überschrift des Evangeliums (1,1).
Im Stammbaum Jesu werden vier Frauen erwähnt - Tamar, Rahab, Rut, Batseba -, sie sind heidnischer Herkunft aber für die Geschichte des Volkes Israels von entscheidender Bedeutung. Im Hintergrund steht die universale Hoffnung, dass einmal alle Völker den Gott Israels erkennen. Doch gibt das Matthäusevangelium die besondere Erwählung Israels nicht auf. Ohne das "grund-legende Verwiesensein auf Jesus den Juden und die jüdische Theologie" sei christlicher Glaube - auch heute - ein "Pflanze ohne Wurzeln, die zum Austrocknen verurteilt ist", schreibt Hubert Frankemölle.
Worte und Taten bilden im Evangelium eine Einheit: Jesus lehrt in den Synagogen und heilt Kranke; auf die fünf großen Redeblöcke folgt jeweils ein Erzählblock (zum Beispiel auf die Bergpredigt in Kapitel 5-7 die Wundergeschichten in Kapitel 8-9).
Die Übereinstimmung von Wort und Tat soll auch die Jesus-Nachfolge charakterisieren. Das sei besonders heutigen Christen gesagt, so Frankemölle, die es gewohnt sind, die "Lehre", das rechte Glaubensbekenntnis, weit höher zu schätzen als das Tun. "Ihren Glauben müssen Juden und Nichtjuden im Tun be-glaubigen", so der Bibelwissenschaftler.
Hubert Frankemölle
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