Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
zum Hochfest von Pfingsten, 4. Juni 2006,
(Apg 2,1-11)
"Jeder hörte sie in seiner Sprache reden." Das Geschehen in Jerusalem am Pfingstfest, das Kommen des Heiligen Geistes, zeigte sich aber vielen Menschen vor allem als eine Art "Sprachenwunder". Worin bestand es? Was bedeutet es? Sehen wir uns zuerst an, was damals in Jerusalem geschah.
Zum Pfingstfest, fünfzig Tage nach Ostern, kamen wieder viele Pilger nach Jerusalem. Es waren gläubige Juden, die oft von weither kamen, um an den hohen Festen im Zentrum jüdischen Glaubens und Lebens, im Tempel in Jerusalem, anzubeten und zu feiern.
Die Apostel waren schon in Jerusalem. Nach der Himmelfahrt Jesu blieben sie mit Maria und andern Frauen und der kleinen Schar der ersten Jünger im Abendmahlsaal zusammen. Dort hatte Jesus mit ihnen den letzten Abend vor seiner Festnahme und Kreuzigung verbracht. Dort hatten sie sich aus Angst versteckt gehalten, als Jesus ihnen bei verschlossenen Türen erschien. Dort hatten sie sehen und (ganz wörtlich) begreifen können, dass er lebt, aus dem Grab auferstanden.
Dort waren sie also an diesem Morgen versammelt, am Pfingstfest. Was geschah da "plötzlich", um die dritte Stunde, also gegen neun Uhr vormittags? Ein Brausen, wie ein heftiger Sturm. So etwas wie Feuerzungen über allen. Und ein "begeistertes" Reden, "in fremden Sprachen, wie es der Geist ihnen eingab".
Die Menge strömt zusammen, betroffen von dem, was sie da erleben. "Jeder hörte sie in seiner Sprache reden." Voller Verwunderung fragen sich die Leute, wie das möglich ist: "Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören?" Worin bestand das "Sprachenwunder" von Jerusalem? Eines ist sicher: An diesem Tag geschah so etwas wie die "Geburtsstunde" der Kirche. Aus verängstigten, verschreckten Jüngern Jesu wurden mutige Menschen, die es verstanden, andere so anzusprechen, dass sie es hören und verstehen konnten.
Was bekam die Menge, die da zusammengelaufen war, zu hören? "Die großen Taten Gottes." Diese einfachen Leute aus Galiläa konnten überzeugend von dem sprechen, was sie mit Jesus erlebt und von ihm erfahren hatten. Jesu Worte "kamen an". Wenn sie von Gott, von Jesus sprachen, dann waren es keine Worthülsen, kein Herumreden. Die Zuhörer waren betroffen, erschüttert, ergriffen. Hinter der Rede der Apostel stand nicht eingelernte Sprechtechnik, gut geschulte Rhetorik.
Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort.
Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren.
Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.
Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden.
Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.