Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
für den Dreifaltigkeitssonntag, 11. Juni 2006,
(Mt 28,16-20)
Welche Elf wird wohl die Fußballweltmeisterschaft gewinnen? Die beste Elf? Oder die, die am meisten Glück hat? Können alleine genügt nicht, beim Sport spielt immer auch eine Portion Glück mit. Dann leben die Wetten, die Spekulationen. Das macht das Spiel so spannend. Wäre der Ausgang genau berechenbar, dann würde sich wohl niemand für die WM begeistern. Lassen wir uns also überraschen.
Von einer anderen Elf ist heute im Evangelium die Rede. Sie tritt auch in einem Wettkampf auf, aber der ist anderer Art. Ihr Stadion ist die ganze Welt. Die Spieldauer ist offen. Erst wenn der (Schieds-)Richter am Ende der Zeiten abpfeift, ist das Spiel zu Ende. Wie wird es ausgehen? Wer wird Sieger sein?
Der Vergleich mit der Fußball-WM ist nicht nur wegen der Aktualität nahe liegend. Schon der Apostel Paulus greift gerne auf sportliche Wettkämpfe zurück, wenn er das christliche Leben beschreiben will. Der Gemeinde von Korinth schrieb er: "Wisst Ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt? Lauft so, dass Ihr ihn gewinnt."
Um welchen Sieg geht es in diesem Stadion? Paulus erklärt: "Jeder Wettkämpfer lebt völlig enthaltsam; jene tun dies, um einen vergänglichen, wir aber um einen unvergänglichen Siegeskranz zu gewinnen." Sieger ist, wer das ewige Leben gewinnt, das Ziel des irdischen Laufens und Mühens.
"Wer an einem Wettkampf teilnimmt, erhält den Siegeskranz nur, wenn er nach den Regeln kämpft", sagt Paulus. Nach welchen Regeln wird im Stadion des Lebens siegreich gekämpft? Diese Regeln in der ganzen Welt bekannt zu machen, ist der Auftrag, den die "Elfermannschaft" Jesu bekommen hat: "Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich Euch geboten habe."
Das Spielfeld ist die ganze Welt. Alle Menschen, alle Völker soll Jesu Elf zum Mitspielen gewinnen. Alle Menschen sollen die Spielregeln Jesu kennen lernen. Alle sollen gewissermaßen Mitglieder in Jesu "Klub" werden (man verzeihe mir diesen sehr weltlichen Vergleich!)
Wie ist dieser Auftrag Jesu zu verstehen? Sollen die Elf (und alle ihre Nachfolger) die Menschen mit Zwang zum Mitspielen nötigen? So wurde "Mission" in der Geschichte gelegentlich verstanden. Ist Jesu Auftrag ein unverbindliches Angebot? Die Frage wird heute von neuer Dringlichkeit. Auch andere Anbieter sind im Stadion der Welt dabei: andere Religionen, besonders der Islam, der Buddhismus. Aber auch die gängigen religionslosen Lebensentwürfe spielen in der Liga mit.
Wie sehen heute die Spielregeln eines friedlichen Miteinanders der Religionen und Lebenseinstellungen aus? Wie ist diese Vielfalt vereinbar mit dem Auftrag Jesu, "alle Menschen zu meinen Jüngern" zu machen?
Eines macht der Vergleich mit dem Stadion klar: Es ist erlaubt, gewinnen zu wollen. Ich wünsche mir, dass die Elf Jesu erfolgreich ist. Ich glaube, dass Jesu Programm so gut, so lebenswert und liebevoll ist, dass ich mir seinen Sieg wünsche. Aber ich weiß auch, und bin davon überzeugt: Jesus wollte niemanden zu seinem Team zwingen. Er will freiwillige und begeisterte Mitspieler. Und nur solche sind für andere überzeugend. Und erfolgreich.
Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte.
Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel.
Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde.
Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.
Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.