Bei Gott ist keiner vergessen.
Bei Gott ist keiner vergessen.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
für das Hochfest von Allerheiligen, 1. November 2006,
(Mt 5,1-12a)
Der bekannte "Gospel-Song", das populärste "afroamerikanische Spiritual" ist zweifellos das Lied "Oh when the Saints go marching in …" Unvergesslich ist, wie Louis Armstrong mit seiner rauen Stimme und seiner Trompete dieses Lied sang. In zahllosen Jugendmessen ist es bis heute einer der beliebtesten Songs.
Was die schwarzen Sklaven da in den amerikanischen Südstaaten sangen, ist weltweit ein Ausdruck der Hoffnung geworden: "let me be in that number!", "Lass mich einer der ihren sein!" Lass mich dabei sein, wenn die Heiligen ins Paradies, in den Himmel einziehen!
Eingeklemmt zwischen Halloween und Friedhofsgang liegt das Fest Allerheiligen. Sein Platz ist etwas eng, sein Sinn zu sehr vergessen. Heute lade ich ein, hinzuschauen. Es ist ein Blick, der gut tut. Die "berühmten" Heiligen haben ihre bekannten Festtage: Maria, an ihren vielen Festen, Josef am 19. März; Peter und Paul am 29. Juni; Franz von Assisi am 4. Oktober; Stephanus an "Stephani", am 26. Dezember; und noch viele andere.
Neben den großen bekannten, gibt es aber sehr viel mehr unbekannte Heilige, die ohne berühmt zu werden, gelebt haben und wahre Heilige waren. "Von den Menschen unerkannt, von Gott aber gekannt."
Heute haben sie alle ihr Fest. Wir kennen ihre Namen nicht. Gott kennt sie. Sie waren vielleicht nur wenigen bekannt, gehören aber vor Gott zu den ganz Großen. Wer sind sie? Ihren "Steckbrief" gibt Jesus heute in den so genannten acht "Seligpreisungen".
Diese alle feiert die Kirche heute, ohne ihre Namen alle zu kennen. Bei Gott ist keiner vergessen. Sie kommen aus allen Völkern, Religionen, Ländern. Sie sind alle heimgekommen zu Gott. Sie haben alle das Ziel des Lebens erreicht.
Sie waren wohl überrascht, dass Gott sie unter die Heiligen zählt, weil sie nicht viel von sich selber gehalten haben. Jetzt helfen sie uns, die wir noch unterwegs sind, dass auch wir das "Ticket" zum Einzug in den Himmel erhalten.
Dass auch wir zu denen gehören, auf die der "Steckbrief" Jesu für seine Heiligen zutrifft. Ja, Herr, lass alle dabei sein, "when the Saints go marching in"!
Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg.
Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie.
Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.