Gott bricht seinen Bund nicht. Er erfüllt den Traum einer glücklichen Verbindung.
Gott bricht seinen Bund nicht. Er erfüllt den Traum einer glücklichen Verbindung.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
für den 2. Sonntag im Jahreskreis, 14. Januar 2007,
(Joh 2,1-11)
Hochzeit spielen! Bei lieben Freunden, die drei Kinder haben, konnte ich beobachten: Die beiden Mädchen spielten von klein an mit ihren Baby-Puppen Hochzeit. Der Bräutigam wurde herausgeputzt, mehr aber noch die Braut. Es sollte ja eine „Traumhochzeit“ gefeiert werden. Dagegen war der Bub von klein an viel mehr am Autospielen interessiert.
Woher haben die Kinder nur diese Ideen? Fernsehen gab es in dieser Familie keines. Und ein eigenes Auto hatten sie auch nicht. Gibt es also so etwas wie „Urbilder“, die einfach in der menschlichen Seele da sind? Manche Philosophen und Psychologen nehmen das an. Ich glaube es auch.
Hochzeit ist ein tief in der Seele verwurzeltes Bild. Selbst in unserer Zeit, in der viele mit dem Heiraten warten, hat die „Traumhochzeit“ nicht ihre Faszination verloren. Und auch wenn viele Ehen nicht halten und man oft viel zu schnell und zu leichtfertig auseinander geht, vom Glück einer guten Ehe träumen doch die meisten.
Die Bibel hat für diesen Traum eine tiefe Erklärung: Gott selber hat die Ehe geschaffen. Er hat Mann und Frau füreinander bestimmt und aufeinander abgestimmt. Und Er hat beiden den Auftrag gegeben, fruchtbar zu sein und Kinder zu haben. So steht es auf der ersten Seite der Bibel.
Was Wunder, dass Jesus sein erstes Wunder auf einer Hochzeit gewirkt hat! Wie wichtig ihm die Ehe ist, zeigt die Tatsache, dass sozusagen sein erster „öffentlicher Auftritt“ bei einer Hochzeit stattfand. Es war eine orientalische Hochzeit. Die dauert sieben Tage. Es wird ordentlich gefeiert. Und viele Gäste gehören dazu. Alle müssen bewirtet werden. Zu einer jüdischen Hochzeit gehört es, dass alle mehrmals Segenssprüche auf das Brautpaar sprechen, und dazu gehört jedes Mal Wein. Wenn der Wein ausgeht, ist das eine kleine Katastrophe, eine große Peinlichkeit.
Kana liegt nicht weit von Nazareth. Maria gehört zu der Gästen. Auch Jesus und seine ersten Anhänger, die mit ihm gehen, sind dabei: Sie konnten nie mehr vergessen, was sie da mit ihrem neuen Meister und Lehrer erlebten. Weil sie es oft weiter erzählt haben, wissen auch wir davon.
Maria, seine Mutter, erhält zuerst eine Abfuhr, als sie ihn diskret auf die peinliche Lage der Brautleute hinweist. Dann aber tut er, was niemand erwarten konnte. Er lässt sechs Hundert-Liter-Tonkrüge mit Wasser füllen, und als man daraus schöpft, ist es köstlicher Wein geworden. Die Lage ist gerettet. Genug Wein für viele Tage, viele Gäste!
Im Rückblick haben die Apostel zu verstehen gesucht, was Jesus damals, ganz am Anfang, ihnen zeigen wollte. Zuerst die Hochzeit: Der Bund fürs Leben wird in der Hoffnung geschlossen, dass Liebe und Treue für immer halten mögen. Oft tun sie es nicht. Untreue zerstört die Liebe. Das wusste man schon damals. Aber einer bleibt treu. Gott bricht seinen Bund nicht. Er erfüllt den Traum einer glücklichen Verbindung.
In Kana ist Jesus eigentlich der Bräutigam. Seine Braut ist sein Volk, für das er alles gibt, sogar sein Leben. Wenn wir untreu sind, er wird uns nie verlassen. Er wird keine Scheidung einreichen, uns nicht verstoßen.
Und der Wein? Jesus kann das Wasser unserer Armseligkeit in den kostbaren Wein seiner Kraft wandeln. Er tut es in jeder Messe, bei jeder Wandlung.
Hochzeit als Kinderspiel, als unverwüstlicher Traum: Sehnsucht, dass Gott den Traum Wirklichkeit werden lässt! Der Himmel – ein ewiges Hochzeitsfest!
Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt und die Mutter Jesu war dabei.
Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen.
Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.
Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.
Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut! Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter.
Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. Sie brachten es ihm. Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es.
Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.
So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn.