Aber deshalb haben wir ja Jesus, der uns nicht den Laufpass gibt. Der uns wie den Petrus anblickt. Damit wir einander annehmen, wie Er uns!
Aber deshalb haben wir ja Jesus, der uns nicht den Laufpass gibt. Der uns wie den Petrus anblickt. Damit wir einander annehmen, wie Er uns!
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
für den 3. Sonntag der Osterzeit, 22. April 2007,
(Joh 21,1-19)
Zahllose Male wurde und wird die Frage gestellt: Liebst Du mich? Verliebte stellen sie einander und gestehen sich ihre Liebe. Verliebte, deren erste Liebe abgekühlt ist, stellen sie sich: Liebst Du mich noch? Kinder stellen sie ihren Eltern, meist nicht mit Worten, sondern mit ihrem Verhalten, wenn sie fürchten, nicht gemocht zu sein.
Die Welt ist voll von dieser Frage. Sie ist lebenswichtig. Ungeliebt sein ist schlimmer als Krankheit und Armut.
Alles ist erträglich, wenn ich mich von der Liebe getragen weiß. Nichts schmerzt mehr als verratene Liebe. Sie kann eine tödliche Wunde sein. Sie hinterlässt tiefe Verletzungen, die oft ein Leben lang nicht heilen wollen. Nur eine wirkliche Versöhnung kann die Liebe neu aufkeimen lassen.
Die dreimalige Frage Jesu an Petrus: "Liebst Du mich?" kommt nicht von ungefähr. Zu schrecklich war der Verrat des Petrus. Drei mal hat er geleugnet, Jesus zu kennen. Wenige Stunden zuvor hatte er Jesus Treue bis in den Tod geschworen. Jetzt dieser feige, totale Verrat.
Hat Petrus die Wahrheit gesagt, als er Jesus antwortete: "Herr, Du weißt alles; Du weißt, dass ich Dich lieb habe"? Hat Jesus ihm verziehen? Es sieht ganz so aus, denn sonst hätte er dem, der ihn so schmählich verraten hat, nicht ein solches Vertrauen erwiesen und ihm die Leitung seiner Herde, seiner Kirche anvertraut.
Warum fällt uns Versöhnung oft so schwer? Warum gelingt es in so vielen Beziehungskrisen nicht mehr, einen Neuanfang in Liebe zu wagen? Wie hat Jesus das "geschafft"? Hat er ein "Rezept" für Versöhnung? Ich glaube schon. Und es ist recht einfach!
Als Petrus zum dritten Mal im Hof des Hohenpriesters den Wachen gegenüber behauptete, er habe mit diesem Gefangenen aus Galiläa, mit diesem Jesus überhaupt nichts zu tun, krähte ein Hahn. Erschüttert erinnert sich Petrus, dass ihm Jesus genau das vorausgesagt hatte: "Ehe der Hahn kräht, wirst Du mich dreimal verleugnen."
In diesem Moment dreht sich Jesus um und sieht Petrus an. Wie hat er ihn angeschaut? Nur Petrus weiß es. Nur ihm galt dieser Blick. Er bleibt für immer das Geheimnis zwischen ihm und Jesus. In diesem Blick muss etwas gewesen sein, was Petrus nie mehr vergessen konnte: Keine Spur von Vorwurf, von Ablehnung, von Gekränktheit oder Beleidigtheit.
Es heißt, dass Petrus bitterlich weinend hinausging. Es waren Tränen der Reue. Jesus hat den Neuanfang möglich gemacht, weil er mit Petrus nie Schluss gemacht hatte. Das ist das "Geheimrezept" dieser Versöhnung. Nun könnte man sagen: Er war ja Gott und Mensch. Wir sind nur Menschen, und da ist ein neues "Liebst Du mich" viel schwerer. Stimmt. Aber deshalb haben wir ja Jesus, der uns nicht den Laufpass gibt. Der uns wie den Petrus anblickt. Damit wir einander annehmen, wie Er uns!
Danach offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal. Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.
Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese?
Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe.
Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer!
Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?
Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe.
Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!
Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?
Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe.
Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Amen, amen, das sage ich dir: Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst. Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen würde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!