"Die Würfel sind gefallen", der Weg ist gewiss, die Entscheidung getroffen. Darin liegt etwas "Herrliches", Befreiendes, Mutmachendes.
"Die Würfel sind gefallen", der Weg ist gewiss, die Entscheidung getroffen. Darin liegt etwas "Herrliches", Befreiendes, Mutmachendes.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
für den 5. Sonntag der Osterzeit, 6. Mai 2007,
(Joh 13,31-33a.34-35)
Kann eine so finstere Stunde etwas Herrliches sein? Judas hat eben die Tischgemeinschaft Jesu verlassen. Wir wissen, wohin sein Weg in dieser Nacht führt. Er geht zu den Tempelautoritäten, um ihnen zu verraten, wo sie Jesus gefangen nehmen können. Sie werden es schon sehr bald tun, im Garten unten, am Fuß des Ölbergs, wohin sich Jesus und seine Jünger nach dem Abendmahl zurückzogen. Judas wusste, wo dieser Garten war, und Jesus wusste, dass ihn dort sein Verräter ausliefern werde.
Warum sagt Jesus dann, als Judas hinausgegangen war: "Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht"? Jetzt, wo es feststeht, dass sie ihn töten werden? Ich verstehe diese überraschende Reaktion Jesu so: Es ist im Leben manchmal ähnlich, wenn nach einer Zeit der Ungewissheit, des Suchens und Zögerns endlich die Dinge sich klären, selbst wenn es eine schwere Klarheit ist. "Die Würfel sind gefallen", der Weg ist gewiss, die Entscheidung getroffen. Darin liegt etwas "Herrliches", Befreiendes, Mutmachendes.
Auch wenn der Weg in Leid und Tod führt? Genau das ist die Erfahrung der Märtyrer. Wir sehen das etwa bei einem Franz Jägerstätter, der vielleicht heuer noch selig gesprochen wird. Dieser einfache oberösterreichische Bauer sagte, er könne nicht zugleich dem Dritten Reich und dem Reich Christi dienen. Deshalb verweigerte er Hitlers Militär den Kriegsdienst. Er wäre bereit gewesen, für Österreich notfalls auch zur Waffe zu greifen, nicht aber für den Nationalsozialismus. Es war eine schwere Gewissensentscheidung. Seine junge Frau, die Mutter ihrer drei Kinder, Franziska, hat ihn innerlich freigegeben, damit er seinem Gewissen folgen kann. Sie ist heute 94 Jahre alt, eine großartige Frau. Jägerstätter hat die, die Kriegsdienst machten, nie verurteilt. Er wollte seinem Gewissen folgen. Deshalb wurde er zum Tode verurteilt und am 9. August 1943 hingerichtet. Er war ganz ruhig und gefasst, und von seinen letzten Tagen und Stunden geht eine große Würde aus. Der Ernst und die Klarheit seiner Entscheidung gaben ihm etwas Strahlendes und Schönes. Wirklich, "Gott wurde in ihm verherrlicht".
Jesus sagt das von sich selber. Obwohl er bald schrecklich misshandelt und ans Kreuz genagelt wird, ist Gott in ihm verherrlicht. Nichts gibt uns Menschen größere Würde und Schönheit, als wenn wir ganz mit Gott im Einklang sind. Die vielen Kompromisse, Halbheiten, Schrägheiten, Unausgegorenheiten, die oft unser Leben begleiten, verhindern, dass Gott in uns verherrlicht wird. Oft braucht es einen letzten Ernst, ein großes Leid, eine mutige Entscheidung, eine ganze Hingabe, damit unser Menschsein zu einer letzten Vollendung kommt. Für Jesus war es die Stunde, als Judas ihn verriet und er entschlossen auf sein Kreuz zuging. So ahnen wir, warum er gerade in dieser ernsten Stunde sagen kann: "Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht."
Er will, dass auch wir "herrliche Menschen" werden. Dazu gibt es nur einen Weg: "Liebt einander!" Das klingt ganz einfach, und ist es im Grunde auch. Vor mir auf meinem Schreibtisch liegt ein Foto von Mutter Teresa von Kalkutta. Ihr runzeliges Gesicht und ihr unvergleichlicher Blick tun mir wohl. An ihr sehe ich, wie wahr das Wort Jesu ist: "Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt."
Nur wer liebt, ist ein "herrlicher" Mensch. Mutter Teresa sagte immer: "Lieben, bis es wehtut!" Jesus hat seine Liebe zu uns wehgetan. Sie kostete ihn das Kreuz. Und brachte ihm die Auferstehung. Und auch uns, die wir noch auf dem Weg sind, "herrliche" Menschen zu werden.
Auch wenn der Weg in Leid und Tod führt? Genau das ist die Erfahrung der Märtyrer. Wir sehen das etwa bei einem Franz Jägerstätter, der vielleicht heuer noch selig gesprochen wird. Dieser einfache oberösterreichische Bauer sagte, er könne nicht zugleich dem Dritten Reich und dem Reich Christi dienen. Deshalb verweigerte er Hitlers Militär den Kriegsdienst. Er wäre bereit gewesen, für Österreich notfalls auch zur Waffe zu greifen, nicht aber für den Nationalsozialismus. Es war eine schwere Gewissensentscheidung. Seine junge Frau, die Mutter ihrer drei Kinder, Franziska, hat ihn innerlich freigegeben, damit er seinem Gewissen folgen kann. Sie ist heute 94 Jahre alt, eine großartige Frau. Jägerstätter hat die, die Kriegsdienst machten, nie verurteilt. Er wollte seinem Gewissen folgen. Deshalb wurde er zum Tode verurteilt und am 9. August 1943 hingerichtet. Er war ganz ruhig und gefasst, und von seinem letzten Tagen und Stunden geht eine große Würde aus. Der Ernst und die Klarheit seiner Entscheidung gaben ihm etwas Strahlendes und Schönes. Wirklich, "Gott wurde in ihm verherrlicht".
Als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht.
Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen, und er wird ihn bald verherrlichen.
Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch.
Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.
Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.