Wenn Mammon zum Gott erwählt wird, stirbt die Freude, schwindet das Vertrauen, wird alles kalt und berechnend. Nur mehr eines zählt: was sich auszahlt!
Wenn Mammon zum Gott erwählt wird, stirbt die Freude, schwindet das Vertrauen, wird alles kalt und berechnend. Nur mehr eines zählt: was sich auszahlt!
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
für den 25. Sonntag im Jahreskreis, 23. September 2007,
(Lk 16,9-13)
"Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon!" Ist dieser Ratschlag Jesu nicht eine Art Aufforderung zur Bestechung? Läuft nicht vieles in der Wirtschaft, im "Business" heute so? Mit Geld andere gut stimmen? Sich andere "kaufen"? Wer viel Geld hat, hat viele Möglichkeiten, sich andere nutzbar, von sich abhängig zu machen. Meint Jesus diese Art von "goldenen Ketten", die so viele fesseln, zum Heucheln verleiten, die oft zu so bitteren Enttäuschungen führen? Wie schnell ist einer "weg vom Fenster", wenn der Job verloren geht, die Geldbörse an Magersucht leidet.
Die Antwort auf den ersten Satz im Evangelium heute gibt der letzte: "Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon." Wie ernüchternd ist dieses Wort: Du musst immer einem Herrn dienen! Schau nur, dass du einen guten Herrn wählst! Der Mammon wird selten beherrscht. Meist regiert er uns und nicht wir ihn! "Geld regiert die Welt", sagt der Volksmund. Und es ist ein unerbittlicher Herrscher. Wir müssen uns abplagen, um unser tägliches Brot zu verdienen, und der größte Teil der Menschheit muss um jeden Cent kämpfen.
Aber welche Fesseln bedeutet es, wenn das Geld zum Gott wird, wie Mammon, der Gott des Reichtums bei Israels heidnischen Nachbarn. Dieser Herrscher macht nicht frei. Das Geld kann alles vergiften, die Beziehungen, die Familien und vor allem das Herz. Wenn Mammon zum Gott erwählt wird, stirbt die Freude, schwindet das Vertrauen, wird alles kalt und berechnend. Nur mehr eines zählt: was sich auszahlt! Wo das Geld zum Gott wird, da folgen bald Betrug, Menschenverachtung und alle Arten von Übeln.
Aber wir müssen doch aufs Geld schauen! Jede Familie braucht Geld, auch die Familie der Kirche. Keine Frage! Aber wie damit umgehen? Macht euch (echte) Freunde mit dem ungerechten Mammon, ist Jesu Antwort. Was bedeutet das? Er nennt das Geld "ungerecht". Meint er auch das redlich erworbene, bitter verdiente Geld? Dem Geld haftet immer Unrecht an. Ganz sauber ist es nie. Aber sein Gebrauch kann in Ordnung sein. Es kann ehrlich verdient und vernünftig verwendet werden.
Jesus nimmt sogar den Umgang mit dem Geld zum Test dafür, ob jemand auch in den großen, wesentlichen Dingen des Lebens vertrauenswürdig ist. Betrügerei beginnt meist ganz klein - und kann sich auswachsen bis zu schwerem Verbrechen.
"Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist ..." Die Erfahrung lehrt das: Der Weg zum Guten oder zum Bösen entscheidet sich an kleinen Dingen. Das heißt aber auch: Geld darf nicht zur Hauptsache werden. Es soll seinen Platz behalten, der ihm zusteht. Es ist Mittel, nicht Selbstzweck. Es soll uns dienen und nicht wir ihm.
Denn viel Größeres als Geld ist uns zugedacht. Wichtiger als ein volles Konto sind gute Freunde. Die kann man nicht kaufen. Aber man kann ihnen helfen, selbstlos, absichtslos, einfach weil sie es brauchen. Der beste Freund ist Gott. Er ist unbestechlich. Bei Ihm zählt nur, wer du bist, wie dein Herz ist. Seine Freundschaft ist unbezahlbar. Er schenkt sie uns einfach!
In jener Zeit sagte Jesus zu den Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen.
Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Du kannst nicht länger mein Verwalter sein.
Da überlegte der Verwalter: Mein Herr entzieht mir die Verwaltung. Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich.
Doch - ich weiß, was ich tun muss, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin. Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich gleich hin, und schreib „fünfzig“. Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, und schreib „achtzig“.
Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes. Ich sage euch: Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es (mit euch) zu Ende geht.
Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen unrecht tut, der tut es auch bei den großen.
Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Reichtum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen?
Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann euer (wahres) Eigentum geben?
Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten.
Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.