Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dir geholfen.
Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dir geholfen.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
für den 28. Sonntag im Jahreskreis 14. Oktober 2007,
(Lk 17,11-19)
Vor drei Wochen sah ich im Römersteinbruch von St. Margarethen ein hinreißendes Schauspiel. Vor der grandiosen Kulisse des alten Steinbruchs spielten etwa 120 junge Menschen Szenen aus dem Leben Jesu. Darunter die des heutigen Evangeliums: die Heilung von zehn Leprakranken.
Die Szene war erschreckend realistisch. Zehn elende Gestalten in Lumpen, kriechend, humpelnd, um Hilfe flehend. Abscheu und Entsetzen der Gesunden vor diesem Häuflein stinkenden Elends. Nur Jesus wich nicht zurück. Ging auf sie zu. Berührte sie, ohne Widerwillen. Umarmte sie. Und sprach das Wort, das alle zehn auf ihrem Rückweg heil werden ließ.
Ich glaube, es ging den meisten der vielen Zuseher ähnlich wie mir. Ich war von dieser Szene voll ergriffen. Weil sie so eindrucksvoll gespielt war? Ja, aber es war nicht das allein. Denn alle die jungen Spieler auf der Bühne des Steinbruchs waren selber echte Leprakranke – gewesen! Sie alle waren vom Aussatz Geheilte. Sie spielten nicht eine fremde, ferne Geschichte. Sie zeigten uns ihr eigenes Leben.
Sie alle hatten die tödliche Lepra unserer Tage. Sie waren alle Drogensüchtige – gewesen! Das machte ihr Spiel so überzeugend. Sie alle waren wirklich, heute, in ihrem zerstörten, von Drogen verwüsteten Leben, Jesus begegnet. Er hat sie nicht verachtet. Sie nicht als „Giftler“ gemieden. Er hat keinen großen Bogen um sie gemacht. Er hat ihnen gesagt: Ich will, dass du lebst! Durch ihn haben sie Heilung erlebt. Seine Liebe hat sie aus dem Tod der Sucht herausgeholt.
120 junge Menschen, die heute bezeugen: wir waren alle Todeskandidaten; wir sind durch die Hölle der Sucht gegangen; Christus ist wirklich unsere Auferstehung! Man muss sie gesehen haben, mit welchem Schwung, welcher Begeisterung und mit welchem Können diese jungen Leute die Szenen des Lebens Jesu spielten.
Von den zehn von Jesus geheilten Leprakranken kam nur einer zu ihm zurück, um sich zu bedanken. Und der war ein Ausländer, ein Fremder aus Samaria. „Wo sind die übrigen neun?“ fragt Jesus verwundert. Haben sie es nicht für nötig befunden, sich zu bedanken?
In St. Margarethen war diese Szene besonders berührend. Einer der Geheilten kam zurück. Fiel vor Jesus nieder aus Dankbarkeit. Dieser eine stand für alle die jungen Leute auf der Bühne. Was sie an diesem Abend für uns Tausende Zuschauer spielten, war nicht nur großartiges Schauspiel. Es war ihr persönlicher Dank an Jesus, ihren Retter. Und an die kleine, quicklebendige Ordensschwester, Schwester Elvira, die die Gemeinschaften gegründet hat, durch die inzwischen Tausende aus den Todesklauen der Droge gerettet wurden.
Was wir an diesem unvergesslichen Abend erlebt haben, dank der begnadeten Schwester Elvira, dank der Gemeinschaft „Cenacolo“, die sie zur Heilung von Drogensüchtigen gegründet hat, war wie eine lebendige Seite des Evangeliums. Jesus heilt bis heute. Wir haben es gesehen. Vergessen wir nicht, ihm auch zu danken.
Im übrigen: „Cenacolo“ hält jeden Samstag Drogenberatung in der Zeit von 09.00 – 11.00 Uhr, im PfarrhofMaria vom Siege, 1150 Wien, Maria vom Siege 3 (zwischen Westbahnhof und U6- Station Gumpendorfer Straße), Info: +43 (0) 676 6957771.
Auf dem Weg nach Jerusalem zog Jesus durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa.
Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in der Ferne stehen und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!
Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern! Und während sie zu den Priestern gingen, wurden sie rein.
Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme. Er warf sich vor den Füßen Jesu zu Boden und dankte ihm. Dieser Mann war aus Samarien.
Da sagte Jesus: Es sind doch alle zehn rein geworden. Wo sind die übrigen neun? Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden?
Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dir geholfen.