Mitten in unsere oft so verzwickten, belastenden Situationen hinein, sagt uns der Himmel, der Engel des Herrn: "Fürchtet euch nicht, ich verkünde euch eine große Freude. Heute ist euch der Retter geboren!"
Mitten in unsere oft so verzwickten, belastenden Situationen hinein, sagt uns der Himmel, der Engel des Herrn: "Fürchtet euch nicht, ich verkünde euch eine große Freude. Heute ist euch der Retter geboren!"
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum
Evangelium am Hochfest der Geburt des Herrn,
24. Dezember 2007 - Lesejahr A -
Christmette (Lk 2,1-14 )
Vor Kurzem erhielt ich einen Brief eines regelmäßigen Lesers dieser "Gedanken zum Evangelium". Der Schreiber meinte, es sei völlig unverantwortlich gewesen, dass Josef seine hochschwangere Frau auf die beschwerliche Reise von Nazareth nach Bethlehem mitgenommen habe. Maria war doch im neunten Monat, das Kind konnte jederzeit zur Welt kommen.
Ferner meinte der Schreiber, es sei völlig unverständlich, dass die Verwandten, die Josef sicher in Bethlehem hatte, ihn und seine schwangere Frau nicht bei sich aufgenommen und beherbergt hätten. Denn Josef stammte "aus dem Haus und Geschlecht Davids", des großen Königs und in Bethlehem gab es sicher Mitglieder der alten Königsfamilie.
Beide Einwände sind bedenkenswert und ich hatte bisher zu wenig an sie gedacht. Aber beim genaueren Hinsehen zeigen sie die ganze Spannung des Weihnachtsgeschehens in Bethlehem. Die Königsherrschaft Davids liegt bereits 3.000 Jahre zurück. Er war König von etwa 1010 bis 970 vor Christus. Längst vergangen ist sein Reich, seine glorreiche Zeit. Zur Zeit der Geburt Jesu sieht es ganz anders aus. Der mächtige Herrscher sitzt in Rom, Kaiser Augustus (29 v. Chr. bis 14 n. Chr.). Er bestimmt, was zu geschehen hat, und jeder hat zu gehorchen, auch die völlig verarmten Nachkommen des großen Königs David. So sind die Machtverhältnisse.
Dazu kommt, dass die Lage von Maria und Josef alles eher als einfach war. Sie erwartetete ein Kind - aber "zu früh". Denn sie war schon schwanger, bevor Josef sie zur Frau genommen hat. Es konnte nicht verborgen bleiben, dass dieses Kind eigentlich nicht so früh auf die Welt kommen sollte. Zog Maria mit nach Bethlehem, um dem Gerede der Leute in Nazareth zu entgehen? Oder musste sie mitkommen, weil die Beamten des Kaisers das verlangten?
In Bethlehem - kein Platz in der Herberge. Erst recht nicht bei den Verwandten. War alles überfüllt? Wollten Josef und Maria auch hier dem Gerede der Verwandten entgehen? Wir wissen es nicht. Aber wir ahnen, dass alles sehr mühsam und kompliziert war und gar nicht glorreich wie am Kaiserhof in Rom.
Genau das ist aber die frohe Botschaft von Weihnachten. Gott kommt nicht in eine Welt der Macht und des Glanzes. Er kommt inmitten von schwierigen und armseligen Verhältnissen, unter widrigen Umständen. Er wird nicht mit offenen Armen aufgenommen, sondern muss sich mit dem letzten Platz begnügen. Nein, er hat selber diesen Platz gewählt. Er kommt vor allem zu denen, die "mühselig und beladen sind". Ihnen will er die Freude bringen.
Deshalb sind die ersten Zeugen des Weihnachtsgeschehens arme Hirten, die bei ihren Herden nächtigen. Ihnen tut sich der Himmel auf. Ihnen wird "eine große Freude" verkündigt: "Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren." Das Zeichen, dass das stimmt, ist ein Kind in Windeln in einem Stall, in einer Futterkrippe, arm wie sie selber.
Auch heute, an diesem 24. Dezember 2007, zweitausend Jahre später, ist es nicht anders. Mitten in unsere oft so verzwickten, belastenden Situationen hinein, sagt uns der Himmel, der Engel des Herrn: "Fürchtet euch nicht, ich verkünde euch eine große Freude. Heute ist euch der Retter geboren!"
Ich wünsche uns allen, das heute spüren zu dürfen. Das ist mein Weihnachtswunsch an Sie!
In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien.
Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.
Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.
In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.
Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.