Um Gottes Spuren in unserem Leben wahrzunehmen, müssen wir darüber nachdenken, sie „im Herzen erwägen“.
Um Gottes Spuren in unserem Leben wahrzunehmen, müssen wir darüber nachdenken, sie „im Herzen erwägen“.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum
Evangelium am Hochfest der Gottesmutter Maria,
1. Januar 2008
(Lk 2,16-21))
Das neue Jahr ist gerade einige Stunden alt. Mit viel Krachen und Getöse wurde es „eingeläutet“. Am Stephansplatz ist der Lärm fast unerträglich. Die Pummerin, die das neue Jahr begrüßen sollte, kann man unten am Platz kaum hören, so lautstark sind die Knaller und Raketen.
Anders ist die Szene des Evangeliums vom 1. Jänner. Alles ist da Stille, fernab vom Trubel der großen Welt. Eine Mutter mit einem neugeborenen Kind, Josef, ihr Mann, eine Stall-Grotte in großer Armut und Einfachheit. Hirten aus der Nähe kommen, berichten Erstaunliches. Ein Engel habe ihnen gesagt, der Retter sei heute Nacht geboren worden, in Bethlehem, der Heimat König Davids. Und dann seien da Scharen von Engeln gewesen, die Gott Lob und den Menschen Frieden gesungen hätten. Das erzählten sie der Mutter, die eben erst entbunden hatte, und den paar Menschen, die ihr beistanden.
Beim Nachdenken über dieses Evangelium fallen mir einige Dinge auf, die auch im neuen Jahr hilfreich sein können. Da ist zuerst die erstaunliche Tatsache, dass bei der Geburt Jesu selber keine Engel erscheinen, zumindest ist von keinen die Rede. Die Hirten haben die Erscheinung der Himmelsboten, und sie erzählen davon. Aber Maria und Joseph erleben nur die Armut des Stalls, die Geburt des Kindes unter dürftigen Umständen.
Ist das nicht eine Ermutigung für den eigenen Weg im Neuen Jahr? Die Heilige Familie hat nicht in einer „Sonderwelt“ voller Wunder und Engel gelebt, sondern musste schlicht den Weg des Glaubens gehen, durch manche Dunkelheit und Not. Die meisten Menschen erleben nicht täglich sichtbare Wunder und Himmelserscheinungen. Es gibt sie, aber meist hören wir nur davon, wie Maria es von Hirten gehört hat. Gottes Gegenwart erfahren wir in den kleinen Dingen des Alltags, wenn wir in Glauben und Gottvertrauen unseren Weg gehen. Dazu ist aber etwas anderes noch notwendig. Auch hier ist Maria Vorbild. Als die Hirten wieder gegangen waren und sie allein mit dem Kind und mit Joseph zurückblieb, da heißt es von ihr: „Maria bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.“
Um Gottes Spuren in unserem Leben wahrzunehmen, müssen wir darüber nachdenken, sie „im Herzen erwägen“. Meditieren, nachsinnen, fragen, was Gott mir durch die Ereignisse sagen will. Gottes Sprache ist oft leise, und in unserer lärmerfüllten Zeit überhören wir sie leicht. Es braucht Stille, Zeit zum Nachdenken, zum Gebet. Ich glaube, wir können Gott schlicht fragen: Zeige mir, was du mir sagen willst. Dann brauchen wir keine Engelserscheinungen, um zu erfahren, dass Gottes gute Führung in unserem Leben wirksam ist.
Heute ist der achte Tag nach Weihnachten. Nach jüdischem Brauch wird ein Neugeborener an diesem Tag beschnitten. Das ließen auch die Eltern Jesu machen. Damit ist klar: Jesus ist Jude. Er gehört zum jüdischen Volk. Er ist für alle Menschen gekommen, aber als Glied des jüdischen Volkes. Deshalb wird das Christentum nie seine jüdischen Wurzeln vergessen können. Deshalb beten wir am heutigen „Weltfriedenstag“ besonderes um den Frieden in dem Land, das Jesu Heimat war und ist. Gott schenke ihn dort und hier, bei uns, in unserem Land, unseren Familien, in unseren Herzen! Gottes Segen für 2008!
So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag.
Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten.
Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.
Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.
Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde.