Bis heute spricht die Schöpfung Herz und Vernunft des Menschen an. Wer Gott sucht, wird auf die Sprache der Natur hören.
Bis heute spricht die Schöpfung Herz und Vernunft des Menschen an. Wer Gott sucht, wird auf die Sprache der Natur hören.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am Hochfest der
Erscheinung des Herrn,
6. Januar 2008 (Mt 2,1-12)
Die "Sternsinger" sind wieder unterwegs. 80.000 Kinder in ganz Österreich. Sie kommen als "die Heiligen Drei Könige", Kaspar, Melchior und Balthasar, sie ziehen von Haus zu Haus, von Tür zu Tür und singen von der Geschichte, die heute gefeiert wird. Und sie bitten um Geld, um Hilfe für Menschen im Dunkel der Not, Kinder und Alte, in so vielen, viel zu vielen Teilen der Welt. Danke allen, die mit ihren Spenden helfen, dass die "Dreikönigsaktion" so vielen Menschen helfen kann!
Heute will ich aber auf etwas anderes hinweisen, was genauso aktuell ist. Die "Magier", Sterndeuter, Weisen aus dem Osten sind vor allem Gottsucher. Sie bewegt eine tiefe Sehnsucht, eine Unruhe des Herzens, die sie schließlich aufbrechen lässt, auf eine weite mühsame Reise. Es gibt sie auch heute, inmitten unserer satten und oberflächlichen Zeit: Die tiefen, ernsten Gottsucher. Und es geht ihnen auch heute oft nicht viel anders als den "Weisen aus dem Morgenland".
Wie ging es ihnen? Wie kamen sie auf die Idee, "den neugeborenen König der Juden" zu suchen? Sie sagen selber, was sie bewegt: "Wir haben seinen Stern aufgehen sehen". Über den "Stern von Bethlehem" wird seit Jahrhunderten unter den Wissenschaftlern diskutiert. Gab es ihn?
Oder ist er nur ein Symbol? Ein großer Österreicher, Astronom und Historiker, Konradin Ferrari d'Ochieppo, hat sich jahrzehntelang damit befasst. Am 9. Dezember 2007 wäre er 100 Jahre alt geworden. Er starb am 18. März, im 100. Lebensjahr. Seine Forschungen ergeben, dass es eine "Konjunktion" (nahe Verbindung) von Jupiter und Saturn im Jahre 7 vor Christus (dem tatsächlichen Geburtsjahr Jesu) gegeben habe, die einige Monate später gleichzeitig in ihrem Lauf "stehen blieben". Das könnte der Zeitpunkt gewesen sein, an dem die Weisen den Stern über Bethlehem sahen.
Ich sagte: Sie waren Gottsucher. Sie suchten Gottes Zeichen und Spuren in der Natur. Bis heute spricht die Schöpfung Herz und Vernunft des Menschen an. Wer Gott sucht, wird auf die Sprache der Natur hören. Aber sagen die Gestirne etwas über das Leben des Menschen? Ist Astrologie ernst zu nehmen? Nicht die Sterne bestimmen unser Leben, Gott ist der Herr der Gestirne. Aber sie können gewisse Charakterzüge des Menschen mitprägen. Die Freiheit nehmen sie uns nicht.
Gottsucher waren sie. Überall im Orient lebten damals (seit dem babylonischen Exil) Juden. So konnten sie von deren Sehnsucht nach dem verheißenen Erlöser gehört haben. Das mag ihnen geholfen haben, das Himmelsphänomen zu deuten. Aber dass sie schließlich aufbrachen zur weiten Reise, dazu bedurfte es noch mehr. Die Sehnsucht des Herzens, die Führung Gottes war das "innere Licht", das sie führte. Und das bis heute alle Gottsuchenden bewegt.
Dann machten die Sterndeuter freilich eine Erfahrung, die bis heute manche Gottessucher erleben müssen. In Jerusalem ist man gar nicht begeistert. Herodes erschrickt - und fürchtet gleich um seine Macht. Die religiösen Autoritäten kennen zwar die Bibel, aber sie leben nicht danach. So machen sich unsere Gottsucher alleine auf den Weg nach Bethlehem. Wie groß ist ihre Freude, als der Stern wieder leuchtet. Und als sie das Kind finden, den neugeborenen König. Sie beten ihn an und schenken in den Gaben sich selber dem Gott, den sie im Kind gefunden haben.
Wie sehr wünschte ich mir, dass es den Gottsuchern unserer Tage so gehen möge wie den Weisen aus dem Morgenland: Dass Gott sie so bei der Hand nimmt und an allen Hindernissen vorbei zur Freude der Begegnung führt.
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Bethlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.
Sie antworteten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten: Du, Bethlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.
Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.
Dann schickte er sie nach Bethlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.
Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.
Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.