Und viele durften die Freude eines Neuanfangs erleben.
Und viele durften die Freude eines Neuanfangs erleben.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am Fest der Taufe des Herrn,
13. Januar 2008 (Mt 3,13–17)
Die Taufe Jesu im Jordan ist heute Thema. Am Anfang des öffentlichen Auftretens Jesu steht dieser überraschende Schritt: Jesus kommt von Nazareth hinunter an den Jordan zu Johannes. Seit einiger Zeit hat Johannes, der etwas ältere Verwandte Jesu, begonnen, Bußpredigten zu halten. Bald spricht es sich herum, die Menschen kommen in Scharen. Niemand zwingt sie. Etwas zieht sie an. Was Johannes ihnen sagt, ist nicht schmeichelhaft. Er fordert zur Umkehr auf, zu Reue und Buße. Und er ist glaubwürdig. Sein Leben spricht für sein Wort. Und dieses Wort bewegt, erschüttert. Obwohl es streng ist, stößt es nicht ab. Und so kommen sie in großen Scharen zu ihm. Sie bekennen ihre Sünden, beichten bei ihm und tauchen dann unter im Jordanwasser, um ihre Sünden abzuwaschen, sie im Wasser zu begraben und neu, gereinigt und belebt aufzutauchen.
Johannes lädt zur Buße ein. Denn die Zeit drängt. Er ahnt, er weiß, dass bald ein Anderer kommt, der alles erneuern wird. Johannes versteht sich als Vorläufer und seine Taufe als Vorbereitung auf den, der da kommen soll, den Messias, den von vielen ersehnten Erlöser. Die Hoffnung, dass er bald kommt, bewegt viele, ihr Leben zu ändern, neu anzufangen.
Wir bräuchten dringend solche "Johannesse". Glaubwürdige Menschen, die uns aufrütteln und zu Reue und Buße bewegen. Manche heutige "Umweltpropheten" warnen etwa vor der Klimakatastrophe.
So wichtig das ist, ohne persönliche Umkehr geht nichts. Ein Pfarrer von Ars im 19. Jahrhundert, ein Padre Pio (1968 verstorben) in unserer Zeit haben zahllose Menschen zu einer tiefen inneren Lebensänderung geführt, wie vor 2.000 Jahren der Täufer Johannes. Ihre Predigt, mehr noch ihr Vorbild, haben die Menschen erschüttert und zur Beichte bewogen. Und viele durften die Freude eines Neuanfangs erleben.
Plötzlich entdeckt Johannes der Täufer mitten unter der Menschenmenge, die bei ihm ansteht, seinen Verwandten Jesus. Was machst du hier? Du gehörst doch nicht unter alle diese armen Sünder, die zu mir kommen, um die Last ihrer Schuld loszuwerden und die Taufe zu vollziehen. "Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir?"
Was bewog Jesus, sich einfach unter die Sünder einzureihen, als wäre er einer von ihnen und nicht ihr Erlöser? "Lass es nur zu", sagt Jesus zu Johannes. Es hat seinen guten Grund, "denn nur so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen, die Gott fordert". Was bedeutet diese Antwort Jesu? Gerecht im Sinne der Bibel ist der, der Gottes Willen tut. Jesus will ganz und gar tun, was der Wille seines himmlischen Vaters ist. Gott will, dass wir nicht in unseren Sünden stecken bleiben. Er will uns aus den Fesseln des Bösen befreit sehen. Das ist Jesu Auftrag. Deshalb reiht er sich unter die Sünder ein. Er soll für uns alle die Last der Sünden tragen und wegnehmen. Für uns hat er die Taufe von Johannes empfangen. Das war Gottes Wille und Auftrag an ihn. Deshalb öffnet sich der Himmel über Jesus, dem geliebten Sohn Gottes.
Und heute? Jesus kommt immer noch zu den Sündern. Nicht zu denen, die glauben, ohne Fehler und Versagen zu sein. Wenn wir bereit sind, unsere Sünden zu bereuen und zu bekennen (und wieder einmal zu beichten), wird Jesus mitten unter uns sein, ganz nahe. Und wenn Jesus bei uns ist, dann ist der Himmel über uns offen. Und Gott sagt auch uns: Du bist mein geliebtes Kind!"
Zu dieser Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir?
Jesus antwortete ihm: Lass es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit (die Gott fordert) ganz erfüllen. Da gab Johannes nach.
Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.