Allen tut es gut, zu prüfen, ob wir unsere (kleine oder größere) Macht über andere gut oder schlecht verwenden. Vierzig Tage Fastenzeit: Exerzitien, im Alltag gelebt! Mit Jesu Hilfe kann es gelingen. Gut tut es uns allemal.
Allen tut es gut, zu prüfen, ob wir unsere (kleine oder größere) Macht über andere gut oder schlecht verwenden. Vierzig Tage Fastenzeit: Exerzitien, im Alltag gelebt! Mit Jesu Hilfe kann es gelingen. Gut tut es uns allemal.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 1. Fastensonntag,
10. Februar 2008
(Mt 4,-11)
Exerzitien nennt man in der Sprache der Kirche Zeiten der Stille.
Jedes Jahr soll jeder Priester eine Woche lang "Exerzitien" machen, das heißt geistliche Übungen, möglichst in Stille, unter Anleitung eines erfahrenen Exerzitienmeisters. Einmal im Jahr richtig loslassen. Kein Handy, keinen Terminkalender, kein Fernsehen und Internet. Nur eine Zeit der Stille. Um die richtige Rangordnung wieder zu suchen. Um Gott an erste Stelle zu setzen. Um dem Gebet wieder Raum zu geben.
Solche Exerzitien sind lebensnotwendig für ein geistliches Leben. Viele Laien nehmen sich heute dafür Zeit. Weil sie spüren, dass solche Zeiten der Besinnung dem Leben Halt und Orientierung geben.
Das große Vorbild der "Exerzitien" sind die vierzig Tage Jesu in der Wüste. Am Anfang, noch ehe er in die Öffentlichkeit geht, zieht sich Jesus in die völlige Einsamkeit der Wüste zurück. Nicht in ein Wellnesshotel, einen Kurort , ein Heilbad, sondern in die harte Ungeborgenheit der Wüste. Mich schreckt der Gedanke an diese Tage und Nächte Jesu. Ganz allein mit seinem Gott und der kahlen Natur. Fasten und Beten. Wer von uns würde das aushalten?
Kein Wunder, dass es ihn nach dieser extremen Zeit hungert. Und auch nicht, dass die großen Versuchungen an ihn herantreten. Wenn wir von "Versuchungen" sprechen, meinen wir meistens die im sexuellen Bereich. Sie sind tatsächlich oft im Vordergrund. Sie werden heute auch von allen Seiten angeheizt. Jesu Versuchungen gehen tiefer. Sie zeigen, wo der Teufel ihn, den Sohn Gottes, zu Fall bringen wollte.
"Wenn du Gottes Sohn bist ...", dann hilf dir doch selber! Mach dir Brot aus den Steinen der Wüste! Als Jesus am Kreuz hing, sagten seine Kritiker: "Wenn du Gottes Sohn bist, dann steige vom Kreuz herab." Zeige deine Macht! Sei nicht so ohnmächtig! Jesus hat beides nicht gemacht. Konnte er es nicht? Doch, er hat den Hungrigen das Brot vermehrt und Tot aufgeweckt. Nicht für sich, sondern für uns.
"Wenn du Gottes Sohn bist, so stürze dich hinab" in die Tiefe, von der Tempelzinne! Zeige deine Macht mit einem tollen Schauwunder. Auch später werden seine Gegner von ihm ein Schauwunder fordern, um an ihn zu glauben. Er lehnt ab. Das ist nicht Gottes Art. Nicht die Sensation, sondern die echte Hilfe. Gott wirkt im Verborgenen. Für die, die zu Ihm rufen, die Ihm vertrauen. Ihn allein sollen wir anbeten, und nicht die Götzen, die uns nur versklaven wollen. Der Teufel verspricht Jesus alle Reiche der Welt. In Wirklichkeit kann er nur Unfreiheit bringen. Wen hat der Teufel je glücklich gemacht?
In seinen vierzigtägigen "Exerzitien" in der Wüste hat Jesus alle großen Versuchungen des Menschenherzens durchgekämpft und überwunden. Wir können und müssen in den vierzig Tagen der Fastenzeit Jesus nicht völlig nachahmen. Aber ein wenig an seiner Wüstenzeit teilzunehmen ist immer möglich.
Niemand hat so wenig Zeit, dass nicht etwas mehr Zeit zum Beten gefunden werden kann. Gebet ist für die Seele so lebenswichtig wie das Atmen für den Leib. Alle können wir ein wenig mehr Opfer beim Essen bringen. Um zum Beispiel mehr mit denen zu teilen, die wirklich Hunger leiden. Allen tut es gut, zu prüfen, ob wir unsere (kleine oder größere) Macht über andere gut oder schlecht verwenden. Vierzig Tage Fastenzeit: Exerzitien, im Alltag gelebt! Mit Jesu Hilfe kann es gelingen. Gut tut es uns allemal.
In jener Zeit wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel in Versuchung geführt werden. Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, bekam er Hunger.
Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird.
Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.
Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich auf ihren Händen zu tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.
Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.
Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.
Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.
Darauf ließ der Teufel von ihm ab, und es kamen Engel und dienten ihm.