Keine Schönheit nach den Maßstäben der Hochglanzmagazine. Und doch: ein Strahlen, ein Leuchten in den Augen, ein Ausdruck von Güte, Wärme und Liebe, der anzieht und wohltut.
Keine Schönheit nach den Maßstäben der Hochglanzmagazine. Und doch: ein Strahlen, ein Leuchten in den Augen, ein Ausdruck von Güte, Wärme und Liebe, der anzieht und wohltut.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 2. Fastensonntag,
17. Februar 2008
(Mt 17,1-9)
Vor mir liegt ein Foto von Mutter Teresa von Kalkutta. Ein Gesicht voller Runzeln, das Gesicht einer alten Frau. Keine Schönheit nach den Maßstäben der Hochglanzmagazine. Und doch: ein Strahlen, ein Leuchten in den Augen, ein Ausdruck von Güte, Wärme und Liebe, der anzieht und wohltut. War Mutter Teresa schön? Ohne jeden Zweifel: Ja! Sie war wunderschön. Aber auf eine andere Art.
Von dieser Schönheit ist heute im Evangelium die Rede. Es handelt von der "Verklärung" Jesu. Petrus, einer der drei Zeugen dieses Geschehens, spricht noch dreißig Jahre später davon, so unvergesslich hat es sich ihm eingeprägt. Was war geschehen?
Sie sahen eine ganze Weile lang, wie sich die Gestalt Jesu verwandelte, wie sein Gesicht leuchtend wurde, seine Kleider strahlend weiß. Eine optische Täuschung kann es nicht gewesen sein. Eine Einbildung der Apostel? Eine Art Halluzination?
Ich glaube, bei der Verklärung wurde äußerlich sichtbar, was in Jesus "inwendig" war. Einen Augenblick, eine Weile lang durften die drei Apostel die innere Herrlichkeit Jesu sehen, das Licht, das in seinem Herzen war, das Leuchten seiner Gottverbundenheit. Die Gottheit Jesu strahlte in diesem Moment durch seine menschliche Gestalt, auf seinem Antlitz.
Das Evangelium sagt nicht, dass Jesus schön gewesen sei. "Schön" ist vielleicht nicht das geeignete Wort, um zu beschreiben, was die Augenzeugen da erlebten. Wie es auch nicht wirklich zum Gesicht von Mutter Teresa passt. "Strahlend" ist schon zutreffender. Es ist ein Strahlen, das von innen kommt und das die Gesichtszüge prägt. Auf dem Gesicht von Mutter Teresa kann man sehen, wie viel Güte und Herzlichkeit in ihr lebt. Das Gesicht ist ein Spiegel der Seele. Und wenn die Seele von Liebe erfüllt ist, dann wird sich das im Gesicht ausprägen.
Man sagt, wir seien ab einem gewissen Alter für unser Gesicht verantwortlich. Das stimmt nur zum Teil. Denn Leid, Kummer, Enttäuschungen, körperlicher Schmerz können unsere Gesichtszüge prägen, ohne dass wir es zu bestimmen vermögen. Und doch gibt es auch das andere: dass Menschen, die durch großes Leid gegangen sind, dennoch eine wunderbare Ausstrahlung haben. Sie haben Leid und Kummer durchlitten und dabei die Liebe nicht verloren. Ein solches Gesicht hat für mich Mutter Teresa. Von Leid und von Mitleid tief durchfurcht, vor Güte und Verzeihen leuchtend.
Um Leid und Mitleid ging es auch am Berg der Verklärung. Kurz zuvor hatte Jesus zum ersten Mal offen von seinem bevorstehenden Leiden gesprochen. Und von seiner Auferstehung. Kurz danach sprach er wieder davon. Und bald sollte es Wirklichkeit werden. So war es Gottes Wille. Jesus, sein geliebter Sohn, sollte uns durch sein Leiden und Auferstehen "verwandeln", befreien von dem, was auch unser Gesicht finster macht: von Hass und Neid, von Eifersucht und Rachgier, von Zorn und Bitterkeit. Jesus sollte uns von all dem erlösen. Durch sein Opfer. Seine Hingabe. Damit in uns die Liebe das Böse besiege. Und auch wir zu leuchtenden Menschen werden. Wie Jesus am Berg der Verklärung. Wie Mutter Teresa. So schön! Von einer Schönheit anderer Art.
In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg.
Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht. Da erschienen plötzlich vor ihren Augen Mose und Elija und redeten mit Jesus.
Und Petrus sagte zu ihm: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.
Noch während er redete, warf eine leuchtende Wolke ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören.
Als die Jünger das hörten, bekamen sie große Angst und warfen sich mit dem Gesicht zu Boden.
Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf, habt keine Angst! Und als sie aufblickten, sahen sie nur noch Jesus.
Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemand von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.