Die sich auf das Abenteuer der Liebe Gottes einlassen.
Die sich auf das Abenteuer der Liebe Gottes einlassen.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 3. Fastensonntag,
24. Februar 2008 (Joh 4,5-42)
Geh, ruf deinen Mann, und komm wieder her, sagt Jesus zu der Frau, die einsam in der brütenden Mittagshitze ("die sechste Stunde" ist zwölf Uhr Mittags) zum Brunnen kommt, um Wasser zu schöpfen. Wasser im trockenen Heiligen Land, das bedeutet Leben. Ohne Wasser ist alles Wüste. Sie lebt in einer Wüste. Ihr Leben ist ein Chaos. Ein Durst nach Lieben, den ihre vielen Männerbeziehungen nicht stillen konnten.
"Ich habe keinen Mann." Mich erschüttert diese Antwort. Welche Einsamkeit spricht aus diesen Worten! Wie viel Enttäuschung. Woher weiß Jesus, wie es um sie steht? Er sagt ihr auf den Kopf zu: "Fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann." Ja, du hast Recht, zu sagen: Ich habe keinen Mann.
Sie schämt sich, auch wenn sie ihre vielen Beziehungen offen gelebt hat. Sie meidet die Begegnungen mit den anderen Frauen, die früh morgens oder abends zum Brunnen kommen, wenn es nicht so heiß ist. Am Dorfbrunnen wird geredet. Da werden die Leute "ausgerichtet". Besonders die eine, die von einer Affäre zur anderen geht, einen Mann nach dem anderen. In keiner ihrer vielen Beziehungen hat sie gefunden, was sie suchte: einen Mann. Einen, der sie liebt. Für den sie nicht nur eine Art "Gebrauchsgegenstand" ist.
Sie wundert sich, dass Jesus sie anspricht. Ein Jude eine Frau, ganz unüblich! Noch dazu eine Fremde, eine Samariterin. Jesus bittet sie um Wasser. Jesus hat Durst. Es ist heiß. Der Fußmarsch ist anstrengend. Jesus dürstet nicht nur nach Wasser. Er dürstet nach Liebe. Nicht wie die Männer, die sie gehabt hat. Er sucht Herzen. Menschen, die sich öffnen, die bereit sind, sich von Ihm das "lebendige Wasser" schenken zu lassen. Die sich auf das Abenteuer der Liebe Gottes einlassen.
"Kommt her, seht, da ist ein Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe." Die Frau ist in den Ort gelaufen und sagt das den Leuten. Was ist da Besonderes passiert? Alle wissen doch, was sie getan hat. Alle "zerreißen sich das Maul" über ihre endlosen Männergeschichten. Nein, dieser eine Mann war anders, dieser Jude, der sie angesprochen hat am Brunnenrand. Er hat ihr "alles gesagt", aber sie nicht verachtet. Er wusste alles über sie, aber nicht vom Tratsch der anderen, sondern weil er die Herzen von uns Menschen kennt - und uns dennoch nicht verurteilt.
"Ist er vielleicht der Messias?" So fragt sie sich. So sagt sie es ihren Leuten. Und alle laufen hinaus zum Brunnen. "Und gingen zu Jesus." Sie, die Verachtete, wird zur "Missionarin". Sie führt ihr ganzes Dorf zu Jesus. Sie hat den Mann gefunden, nach dem sich ihr Herz sehnte. Begegnung mit Jesus: Das ist der Sinn der Fastenzeit. Er weiß um all mein Versagen. Er kennt mich. Ich kann ihm alles "beichten". Ja, das wäre es: wieder einmal den Weg zur Beichte zu finden. Wo ich nicht ausgerichtet, sondern hergerichtet, nicht verachtet, sondern aufgerichtet werde. Wie befreiend!
In jener Zeit kam Jesus zu einem Ort in Samarien, der Sychar hieß und nahe bei dem Grundstück lag, das Jakob seinem Sohn Josef vermacht hatte. Dort befand sich der Jakobsbrunnen.
Jesus war müde von der Reise und setzte sich daher an den Brunnen; es war um die sechste Stunde. Da kam eine samaritische Frau, um Wasser zu schöpfen.
Jesus sagte zu ihr: Gib mir zu trinken! Seine Jünger waren nämlich in den Ort gegangen, um etwas zum Essen zu kaufen.
Die samaritische Frau sagte zu ihm: Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um Wasser bitten? Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritern.
Jesus antwortete ihr: Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.
Sie sagte zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief; woher hast du also das lebendige Wasser? Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat, wie seine Söhne und seine Herden?
Jesus antwortete ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.
Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierher kommen muss, um Wasser zu schöpfen.
Er sagte zu ihr: Geh, ruf deinen Mann, und komm wieder her! Die Frau antwortete: Ich habe keinen Mann. Jesus sagte zu ihr: Du hast richtig gesagt: Ich habe keinen Mann. Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Damit hast du die Wahrheit gesagt.
Die Frau sagte zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berg Gott angebetet; ihr aber sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten muss.
Jesus sprach zu ihr: Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet.
Ihr betet an, was ihr nicht kennt, wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt von den Juden.Aber die Stunde kommt, und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist, und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten.
Die Frau sagte zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, das ist: der Gesalbte - Christus. Wenn er kommt, wird er uns alles verkünden.
Da sagte Jesus zu ihr: Ich bin es, ich, der mit dir spricht.
Inzwischen waren seine Jünger zurückgekommen. Sie wunderten sich, dass er mit einer Frau sprach, aber keiner sagte: Was willst du?, oder: Was redest du mit ihr?
Da ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen, eilte in den Ort und sagte zu den Leuten: Kommt her, seht, da ist ein Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe: Ist er vielleicht der Messias?
Da liefen sie hinaus aus dem Ort und gingen zu Jesus.