Es gibt schon eine Auferstehung vor dem Tod. Es gibt ein Leben vor dem Sterben, dem kein Tod etwas anhaben kann.
Es gibt schon eine Auferstehung vor dem Tod. Es gibt ein Leben vor dem Sterben, dem kein Tod etwas anhaben kann.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 5. Fastensonntag,
9. März 2008
(Joh 11,1-45)
Wärest du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben! Diese Worte der Schwester des Lazarus klingen wie ein Vorwurf. Wie oft ist er seither wiederholt worden! Warum hat Gott unsere Bitte nicht erhört? Warum ist die Person, für deren Heilung wir so sehr gebetet haben, dennoch gestorben? Kinder beten um die Genesung ihrer krebskranken Mutter. Ist Gott taub gegenüber dem Flehen eines Kindes?
Manche können nicht mehr an einen guten Gott glauben, weil sie in ihren Hoffnungen auf Seine Hilfe enttäuscht worden sind. Martha hat nicht den Glauben verloren. Denn sie weiß, dass ihr Bruder auferstehen wird, obwohl er gestorben ist. Sie kann glauben, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Und deshalb ist sie nicht verzweifelt, auch wenn der Tod ihres Bruders sie schmerzt. Sie glaubt an das ewige Leben und die Auferstehung am jüngsten Tag.
Bis heute ist das ein wesentlicher Teil des christlichen Glaubensbekenntnisses. Diese Gewissheit trägt viele, die den Verlust eines lieben Menschen zu beklagen haben. Mit Martha sagen sie: "Ich weiß, er wird auferstehen!" Es ist ein unschätzbarer Trost, das glauben zu können und darauf zu vertrauen.
Aber Jesus hat noch einen größeren Trost. Er "vertröstet" uns nicht nur auf später, auf das Jenseits, das ewige Leben. Er hat ein Wort für heute und jetzt: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt."
Es gibt schon eine Auferstehung vor dem Tod. Es gibt ein Leben vor dem Sterben, dem kein Tod etwas anhaben kann. Jesus ist dieses Leben! Eben jetzt, da ich das niederschreibe, erreicht mich ein Telefonanruf aus den USA. Ein Bekannter, ein Filmemacher aus Hollywood, sagt mir voll Freude, er werde morgen die Taufe empfangen und in die Kirche aufgenommen werden, und er werde zum ersten Mal Jesus in der heiligen Kommunion empfangen. Und voll Freude spricht er von dem neuen Leben, das er in sich spürt, das Jesus für ihn bedeutet. Jetzt schon!
Ich bin noch ganz bewegt von diesem Anruf. Es war, als wollte mir Jesus einen Wink geben: Auch jetzt gibt es die Auferstehung durch die Begegnung mit Ihm! Ja, der Glaube ist ein neues Leben.
Eine Frage bleibt: Warum hat Jesus Lazarus sterben lassen? Warum hat er so geweint, als er an sein Grab kam - wenn er ihn doch auferwecken konnte und wollte? Ich versuche, darauf so zu antworten: Der Glaube an Jesus tröstet über den Tod unserer Lieben. Aber er nimmt nicht den Schmerz des Todes. Tränen und Hoffnung, Trauer und Trost wohnen im Herzen des Gläubigen nahe beieinander. Aber Trost und Hoffnung sind stärker. Mögen wie damals, als Jesus Lazarus auferweckte, auch heute "viele zum Glauben an Ihn kommen"!
In jener Zeit sandten die Schwestern des Lazarus Jesus die Nachricht: Herr, dein Freund ist krank.
Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit wird nicht zum Tod führen, sondern dient der Verherrlichung Gottes: Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden.
Denn Jesus liebte Marta, ihre Schwester und Lazarus. Als er hörte, dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen.
Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus.
Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag.
Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?
Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.
Jesus war im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh! Da weinte Jesus. Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte!
Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb?
Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt, und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war. Jesus sagte: Nehmt den Stein weg!
Marta, die Schwester des Verstorbenen, entgegnete ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag.
Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? Da nahmen sie den Stein weg.
Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen glauben, dass du mich gesandt hast. Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt.
Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden, und lasst ihn weggehen! Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.