Denn nur im Glauben können sie - und wir heutigen Menschen - mit Jesus verbunden bleiben.
Denn nur im Glauben können sie - und wir heutigen Menschen - mit Jesus verbunden bleiben.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 5. Sonntag der Osterzeit,
20. April 2008 (Joh 14,1-12)
Alles im heutigen Evangelium ist tröstlich. Trost soll es spenden. Denn Jesus nimmt Abschied von seinen Jüngern, und bald werden sie ohne seine sichtbare Gegenwart leben müssen. Alles kreist deshalb um den Glauben. Denn nur im Glauben können sie - und wir heutigen Menschen - mit Jesus verbunden bleiben.
"Euer Herz lasse sich nicht verwirren". Wie oft muss ich an dieses Wort Jesu denken, wenn wieder einmal irgendwelche Aufregungen umgehen. Wir leben in einer Zeit permanenter Aufgeregtheit. Täglich unterhalten die Medien ein Klima der Entrüstung, der Empörung, immer ist irgendwo ein Grund, aufgebracht zu sein. Oft fehlt dabei das richtige Maß. Jesus bittet uns nur um eines: "Glaubt an Gott, und glaubt an mich!"
Der Glaube gibt Sicherheit, auch in schwierigen Situationen. Er baut auf Gott. Er vertraut auf Jesus. Er kann sich darauf verlassen, dass Gott uns nicht verlassen wird. Auch wenn es zeitweise stürmisch zugeht und wir nicht wissen, wo uns der Kopf steht, können wir auf Jesus vertrauen. Denn das Ziel ist uns bekannt und gewiss: das Haus des Vaters! Wir wissen, wohin wir unterwegs sind: "Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten", hat Jesus versprochen.
Ein Zuhause wartet auf uns. Für jeden ist ein Platz vorgesehen. Keiner ist vergessen. Für alle ist vorgesorgt, ganz persönlich: "Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen". Gott hat für mich schon vorausgedacht. Er wartet nur darauf, dass ich Ihm vertraue und mit Ihm mitsorge. Es ist gut und notwendig, Pensionsvorsorge zu treffen. Es wäre arg sorglos, wollten wir nicht auch für die ewige Heimat vorsorgen.
Es ist beruhigend, daran zu denken, dass andere für mein endgültiges Heim mitsorgen. Jesus selber sagt, Er bereite uns, jedem ganz persönlich, ein bleibendes Zuhause beim Vater. Ohne unsere Vorleistung, ohne unseren "Bausparvertrag", unsere Ratenzahlungen. Jesus allein hat uns den Himmel verdient. Mehr als je Eltern für ihre Kinder tun können.
Deshalb aber ist es so wichtig, Ihn zu kennen. Dem fragenden Thomas erklärt Jesus: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben". Das kann kein Mensch von sich behaupten. Viele Weise haben Wege gezeigt, aber keiner konnte von sich sagen, er sei der Weg. Ist Jesus anmaßend? Ist Er überheblich? Überschätzt er sich? Seine Worte passen nur, wenn Er mehr ist als ein Mensch wie wir. Nur wenn Er Gott ist, kann Er von sich sagen, Er sei der Weg. Und auch die Wahrheit, und das Leben.
Wir alle haben das Leben. Er ist das Leben. Weil in Ihm Gott selber ist, kann Er nicht nur vom Leben sprechen, sondern es auch schenken. Wir alle suchen die Wahrheit, Er ist sie. Auch das geht nur, weil Gott in Ihm ist, und Er in Gott. Deshalb können wir in Ihm Gott sehen. Jesus macht Gott sichtbar. An Ihm sehen wir, wie Gott wirklich ist.
Das ist der Kern des christlichen Glaubens: Jesus ist der menschgewordene Gott! Wer auf Jesus baut, hat auf Gott gebaut. Das finde ich so spannend und schön am Christentum! Gott ist "anschaulich" geworden, und wir können Ihn nachahmen. Weil wir Jesus als Vorbild sehen, können wir auch große Dinge tun wie Er, ja noch größere, sagt Jesus. Seit Er uns vorausgegangen ist, "eine Wohnung zu bereiten", ist Er uns nahe und hilft uns auf dem Weg nach Hause. Wir müssen nur eines tun: Ihm vertrauen!
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?
Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr. Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin die gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?
Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.
Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns.
Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist?
Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke!
Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen, und er wird noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater.