Ohne den Glauben an Gott gehen wir zugrund. Kein Wohlstand, keine Sicherheit, keine materiellen Mittel können uns vor dem Tod bewahren.
Ohne den Glauben an Gott gehen wir zugrund. Kein Wohlstand, keine Sicherheit, keine materiellen Mittel können uns vor dem Tod bewahren.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium für den
Dreifaltigkeitssonntag,
18. Mai 2008,
(Joh 3,16-18)
Das heutige Evangelium enthält eine wunderbare Botschaft und eine ganze Reihe von Rätseln. Sie gute Botschaft heißt: Gott hat die Welt geliebt, sehr geliebt! So sehr, dass sie ihm sein Liebstes wert ist: seinen eigenen Sohn.
Es ist eine gute Nachricht, dass Gott die Welt so sehr liebt. Sie könnte ihm ja auch egal sein. Die alten heidnischen Götter kümmerten sich wenig um die Welt der Menschen. Jesus hat uns gezeigt, dass Gott sich um uns kümmert. Alles ist ihm kostbar, selbst die Spatzen, die Lilien des Feldes, und noch mehr das Leben der Menschen. Jesus will uns Mut machen, an Gottes Liebe zu glauben. Es ist auf jeden Fall etwas Schönes, geliebt zu sein. Und erst recht, wenn Gott uns liebt. Das tut einfach gut.
Soweit die schöne Seite dieser Worte Jesu. Aber sie sind auch rätselhaft. Denn Jesus spricht auch von großen Gefahren. Davon, dass wir zugrunde gehen könnten. Oder dass die Welt Rettung braucht, also bedroht ist. Und schließlich spricht Jesus davon, dass es ein Gericht gibt, und dass es uns passieren kann, dass wir dem Gericht verfallen, und zwar dem göttlichen Gericht, dem ewigen, und dass das bedeuten würde, ewig zugrunde zu gehen.
So ist dieses Evangelium zugleich Frohbotschaft und Drohbotschaft. Aber zieht die Drohung? Wird es heute als Gefahr empfunden, dem Gericht Gottes zu verfallen? Spielt die Frage nach dem ewigen Leben wirklich noch eine Rolle? Braucht die Welt tatsächlich Rettung?
Nun, Rettung tut not. Aber vor allem materielle Rettung. So sieht es zumindest aus. Die Klimakatastrophe ruft nach Hilfe. Und die Kriegszustände im Irak oder in Sri Lanka rufen nach Rettungsmaßnahmen. Oder die Not der Flutkatastrophe in Burma. Ja, das alles verlangt nach Rettung, dringend! Aber Jesus spricht von einer anderen Rettung, von der Rettung der Seele. Und von einem anderen Rettungsmittel: Er selber, Jesus, Gottes Sohn, ist der Retter!
Gott will, dass die Welt sich nicht zugrunde richtet. Weil er sie liebt. Aber seine Rettung sieht nicht zuerst vor, alle Konflikte und Katastrophen dieser Welt zu lösen. Es gibt etwas
Wichtigeres, Vorrangiges: den Glauben! Ohne den Glauben an Gott gehen wir zugrund. Kein Wohlstand, keine Sicherheit, keine materiellen Mittel können uns vor dem Tod bewahren. Am Ende zählt nicht das Geld, und auch nicht das weltliche Wohlergehen.
Wenn wir einmal über unser Leben Rechenschaft geben müssen, zählt nur eines: Wie hast du gelebt? Hast du geliebt? Hast du Gutes getan? Stimmt die Lebensbilanz?
Wer sich ehrlich diese Frage stellt, wird wohl kaum zuversichtlich und ohne Sorgen das Gericht Gottes erwarten. Wer kann schon sicher sagen, dass alles im eigenen Leben gestimmt hat? Wenn wir die Dinge so betrachten, dann klingt das Wort von der Rettung schon anders: Du, Gott, willst nicht, dass meine Lebensbilanz negativ ausfällt. Du willst absolut nicht, dass ich zugrunde gehe. Wie sehr es Dir um mich geht, das hast Du gezeigt: Du hast Deinen Sohn in diese Welt geschickt, damit er uns freikauft, unsere Schulden tilgt. Du hast Dein Herz, Deinen Sohn, wirklich für mich geopfert, damit ich gerettet werde. Und jetzt erwartest Du von mir nur eines: dass ich Dir und Jesus vertraue. An Deine Liebe glaube. Mehr nicht! Aber auch nicht weniger!
"Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet." Ist das so einfach? Einfach nur glauben und dann passt schon alles? Glauben heißt vertrauen. Auch dann, wenn es schwer fällt. Auch dann, wenn es dunkel ist und kein Ausweg sichtbar wird. Auf Ihn vertrauen, das kann eine große Herausforderung sein. Jesus sagt, dass der Glaube rettet. Weil Gott uns letztlich nicht fallen lässt. Glaube ich Ihm das wirklich?
Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass es seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat.