Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!
Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am
8. Sonntag im Jahreskreis,
25. Mai 2008
(Mt 6,24-34)
Macht euch keine Sorgen! Fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Um all das sorgen sich die Heiden. So sprach Jesu. Er sprach zu Menschen, die arm waren wie viele heute in den vielen arme Länder der Welt. Würde er heute auch so sprechen? Wäre das nicht zynisch? War es nicht schon damals zynisch? Euer himmlischer Vater weiß, was ihr braucht, sagt Jesus weiter. Wieso gibt es Hungersnöte, Naturkatastrophen? Wieso so viel Leid? Weiß Gott das nicht? Oder schaut er weg, um es nicht zu sehen?
Kann man so leben wie Jesus es empfiehlt? Einfach mit Gottvertrauen. Wie die Vögel des Himmels, die Lilien des Feldes, sprichwörtlich geworden. Sollen wir sorglos in den Tag leben? Das hat Jesus nicht getan, als Zimmermann, mit allem, was das an Planung, Kostenrechnung und Fleiß verlangte.
Nein, zuerst geht es um die Sklaverei des Mammon. Gott und dem Geld können wir nicht zugleich dienen. Und da ist Jesu Wort voll aktuell. Alle Sprechen von der Welternährungskrise. Sie hat sicher auch Ursachen, die nicht am Menschen liegen. Großteils aber sind sie hausgemacht, das Ergebnis einer grenzenlosen Gier nach noch mehr Geld, noch höheren Profiten.
Zu Pfingsten hat eine österreichische Tageszeitung ein umfangreiches Dossier zum Thema der Welternährungskrise veröffentlicht. Allein unser viel zu hoher Fleischkonsum fördert die Explosion der Getreidepreise. Die Börsen spekulieren mit Lebensmitteln. Die Rechnung zahlen die Armen.
Dazu sagt Jesus vor allem eines: Es muss euch zuerst um das Reich Gottes und um seine Gerechtigkeit gehen, dann wird euch alles andere dazugegeben! Das stimmt wirklich: Wo der Wille Gottes den ersten Platz hat, da geht es dem Menschen besser. Da wird mehr auf Gerechtigkeit als auf Gewinn geschaut. Da wird nicht um des Profits willen der Arme noch ärmer gemacht. Da wird nicht das schnellen Börsenerfolgs die Natur zerstört. Da denkt man auch an die nächste Generation und nicht nur an das nächste Börsenquartal.
Jesus war kein Träumer. Er wusste, wie die Gesetze der Arbeit aussehen: dass Ehrlichkeit immer noch lohnender war als ein bißl mehr Geld durch Schwindel und Betrug. Er wusste, dass der Mensch in der Wirtschaft immer noch der Mittelpunkt sein muss, damit sie nachhaltig und gesund bleibt. Und er wusste, dass Gottvertrauen wichtiger ist als alle schönen Kombinationen, um den Profil zu steigern.
Tu das Deine und vertrauen auf Gott, seinen Vater. Und er will, dass wir unserem himmlischen Vater vertrauen wie er. Es bleiben uns Leid und Mühsal nicht erspart. Es wird immer wieder sorgen und Ängste geben. Und manchmal auch Katastrophen. Aber nie wird Gottes Sorge um uns aufhören.
Ihr Kleingläubigen! Schilt Jesus seine Zuhörer, uns Manschen, damals wie heute. Wer Kleinlich sät, wird Kleinlich ernsten, sagt ein biblisches Sprichwort. Wie oft müssen wir es feststellen, dass die Armen oft großherziger sind als die Reichen. Sie teilen das wenige mit den noch Ärmeren. Und Gott sorgt für sie. Wieso ist das so? Ich denke, weil die Armen meist direkter wissen, dass sie Gott vertrauen können. Und dass Gottes Vorsehung sie nicht vergisst.
Glauben an Gottes Vorsehung. Das ist das Thema des heutigen Evangeliums. Wie lernen wir dieses Vertrauen? In dem wir es üben, immer neu! "Jesus, ich vertraue dir!" Dieses Gebet, oft wiederholt, lehrt die eigene Ängste loszulassen. Und dann die Gewissheit: Wer Gott vertraut wird nie enttäuscht!
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten.
Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon. Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt.
Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?
Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.
Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!
Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht.
Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben. Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.