Es muss etwas geschehen, „damit sie mit ihrem Herzen zur Einsicht kommen, damit sie sich bekehren und ich sie heile“.
Es muss etwas geschehen, „damit sie mit ihrem Herzen zur Einsicht kommen, damit sie sich bekehren und ich sie heile“.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 15. Sonntag im Jahreskreis,
13. Juli 2008 (Mt 13,1-23)
Wer nicht hören will, muss fühlen! Dieses Sprichwort haben wir als Kinder oft gehört. Die Psychologen sagen, dass wir oft nur das hören, was wir hören wollen. Das andere überhören wir. Es wird ausgeblendet. Erst wenn es so laut tönt, dass wir es nicht mehr überhören können, werden wir aufmerksam. Dann kann es schon zu spät sein…
Vom Hören spricht Jesus heute: „Wer Ohren hat, der höre!“ Aber er fügt gleich warnend hinzu: Viele hören und hören doch nicht. Und deshalb verstehen sie auch nicht, was ihnen Gott zu sagen hat. Redet Gott so leise? Oder sind wir so schwerhörig? Gott will uns etwas sagen, aber unsere Ohren sind wie verstopft. Dabei täte es uns so gut, dass wir hören, was Er uns sagt. Er will ja nicht mit uns schimpfen, sondern uns helfen. Was macht uns so unempfänglich für Sein Wort?
Das Gleichnis vom Sämann soll es sagen: Gottes Wort ist wie die gute Aussaat. Nur wenn sie auf guten Boden fällt, kann sie Frucht bringen. Wege und Straßen, Steine, Dornen und Disteln sind kein Boden, der die Saat gedeihen lässt. Was auf solchen Boden fällt, kann nicht wachsen. Die Spitze des Gleichnisses Jesu ist daher die Frage: Wie sieht der Boden deines Lebens aus? Kann dort das Wort Gottes Wurzel schlagen? Jesus nennt klar und deutlich die Ursachen, warum wir gegen Gott taub werden: Da gibt es „den Bösen“, der nicht will, dass wir uns auf Gottes Willen einlassen. Ganz gegen heutige Modetrends nennt Jesus offen den Teufel beim Namen. Er nennt ihn den Menschenfeind und „Mörder von Anbeginn“.
Da gibt es die, die schnell begeistert sind, aber keine Ausdauer haben. Auf sie passt die heutige Mode der „Eventkultur“. Bei Festen ist man gern dabei, da passt dann auch ein wenig Religion dazu. Aber auf Dauer hält das nicht. Im Alltag, wenn der Gegenwind einer Umwelt bläst, die mit dem Glauben nichts anzufangen weiß, dann wird man schwach und hält nicht durch.
Da sind die, deren Zeit nie reicht für einen regelmäßig praktizierten Glauben. Freizeitstress und alles andere haben Vorrang, sind wichtiger als die Zeit, die wir uns für Gebet, Besinnung und Gottesdienst nehmen. Das Leben verrinnt, hat keinen Halt im Wort Gottes.
Die Diagnose ist hart. Aber auch heilsam. Die Therapie ist klar genannt: „Das Herz dieses Volkes ist hart geworden“. Es droht der seelische Herzinfarkt. Es muss etwas geschehen, „damit sie mit ihrem Herzen zur Einsicht kommen, damit sie sich bekehren und ich sie heile“. Das Land braucht Menschen, die ihre Herzen neu Gott öffnen, die neu auf Ihn hören. Sonst droht die seelische Hungersnot in unserem reichen Land.
An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees. Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich; die Leute aber standen am Ufer.
Und er sprach lange zu ihnen in Form von Gleichnissen.
Er sagte: Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg, und die Vögel kamen und fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen, und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre!
Da kamen die Jünger zu ihm und sagten: Warum redest du ihnen in Gleichnissen? Er antwortete: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreiches zu erkennen; ihnen aber ist es nicht gegeben. Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch genommen, was er hat. Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen, weil sie hören und doch nicht hören und nichts verstehen.
An ihnen erfüllt sich die Weissagung Jesajas: Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen; sehen sollt ihr, sehen aber nicht erkennen. Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden, und mit ihren Ohren hören sie nur schwer, und ihre Augen halten sie geschlossen, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören, damit sie mit ihrem Herzen nicht zur Einsicht kommen, damit sie sich nicht bekehren und ich sie nicht heile.
Ihr aber seid selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hören. Amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.
Hört also, was das Gleichnis vom Sämann bedeutet. Immer wenn ein Mensch das Wort vom Reich hört und es nicht versteht, kommt der Böse und nimmt alles weg, was diesem Menschen ins Herz gesät wurde; hier ist der Samen auf den Weg gefallen. Auf felsigen Boden ist der Samen gefallen, der das Wort hört und sofort freudig aufnimmt, aber keine Wurzeln hat, sondern unbeständig ist; sobald er um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt wird, kommt er zu Fall.
In die Dornen ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort zwar hört, aber dann ersticken es die Sorgen dieser Welt und der trügerische Reichtum, und es bringt keine Frucht.
Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät, der das Wort hört und es auch versteht; er bringt dann Frucht, hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach.