Es gibt in Europa, auch in Österreich viele, die sich neu auf Gottes Einladung besinnen und mit Freude das Hochzeitsfest Jesu, den Glauben und die Kirche, entdecken. Die Türen sind offen!
Es gibt in Europa, auch in Österreich viele, die sich neu auf Gottes Einladung besinnen und mit Freude das Hochzeitsfest Jesu, den Glauben und die Kirche, entdecken. Die Türen sind offen!
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 28. Sonntag im Jahreskreis,
12. Oktober 2008 (Mt 22,1-14)
Ist das, was Jesus da erzählt, nur ein frommes Märlein, eine der vielen Geschichten, an die man längst gewöhnt ist? Oder ist es bitterer Ernst? Ist es eine todernste Sache? Ich glaube von ganzem Herzen an die Barmherzigkeit Gottes. Ich glaube, dass sie jedem Menschen wirklich offen steht. Aber weil ich das glaube, bin ich auch davon überzeugt, dass es eine ernste Sache ist, ob wir für Gottes Barmherzigkeit offen sind oder nicht.
Das heutige Gleichnis handelt davon, welche schrecklichen Folgen es hat, wenn wir uns Gottes Güte verschließen. Ich glaube, wir sollten an den Worten Jesu nicht so lange herumdeuteln, bis sie in unsere Vorstellungen hineinpassen. Dazu ist die Sache zu ernst.
Wer so inständig zu einer Hochzeit eingeladen wird, kann nicht einfach wegbleiben, ohne den Gastgeber schwer zu beleidigen. Wenn der König zur Hochzeit seines Sohnes einlädt, dann ist es einfach schlimm zu sagen: Ich habe keine Zeit! Ich habe Wichtigeres zu tun! Der König ist Gott. Jesus ist sein Sohn. Gott lädt sein Volk ein, Jesus anzunehmen als den Messias.
Wie schon am letzten Sonntag mit dem Gleichnis von den bösen Weinbergpächtern ist auch hier die Strafaktion sehr hart: Der König lässt die Stadt in Schutt und Asche legen. Wohl eine Anspielung auf die schreckliche Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 durch die Römer. Ist Gott rachsüchtig? Nein, aber er lässt uns die Folgen unserer freien Entscheidung erleben und erleiden. Auch heute noch.
Das Gleichnis lässt mich an die Situation Europas denken. Gott hat uns durch Christus, seinen Sohn, ein reiches Festmahl vorbereitet. Er hat uns gewissermaßen das Hochzeitsgeschenk des Glaubens gegeben. Alles war für uns bereit. Aber wir haben uns nicht interessiert. Wir hatten „Wichtigeres“ zu tun: das Geld, den Wohlstand, den Reichtum, unsere Unterhaltung, unseren Sport, unsere Urlaube. Alles war uns wichtiger als die Einladung Gottes zum Fest seines Sohnes, das jeden Sonntag gefeiert wird. Nein, für die Messe am Sonntag haben wir schon lange keine Zeit mehr.
Straft uns Gott dafür? Ja und nein. Er lässt uns die Folgen erleben. Es fehlt Europa nicht an Geld, sondern an Kindern, weil so viele getötet werden. Statt dessen kommen Andere in Scharen an die Plätze, die wir leer gelassen haben. Nicht Gott straft uns, die Gottlosigkeit straft uns. Sie macht unsere Gesellschaft orientierungslos, unser Leben haltlos. Sie ruiniert unsere Beziehungen und lässt die Liebe erkalten. Nicht Gott zerstört die Stadt, sondern das Fehlen Gottes.
Im Gleichnis Jesu werden andere eingeladen, Fremde, Arme, all die anderen, statt der Geladenen. Für mich ist das wie ein Spiegel für Europa: Andere Völker haben den Glauben angenommen, den wir für uninteressant hielten. So sehe ich die Weltkirche, die jungen Kirchen, die heute den „Hochzeitssaal“, die Kirche füllen, die bei uns leer geworden ist.
Bin ich zu pessimistisch? Jesus hat dieses Gleichnis als Warnung erzählt. Es muss nicht so kommen. Es gibt in Europa, auch in Österreich viele, die sich neu auf Gottes Einladung besinnen und mit Freude das Hochzeitsfest Jesu, den Glauben und die Kirche, entdecken. Die Türen sind offen!
In jener Zeit erzählte Jesus den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes das folgende Gleichnis:
Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der die Hochzeit seines Sohnes vorbereitete. Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen.
Sie aber wollten nicht kommen. Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf: Sagt den Eingeladenen: Mein Mahl ist fertig, die Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit!
Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden, wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um.
Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen.
Dann sagte er zu seinen Dienern: Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste waren es nicht wert, eingeladen zu werden. Geht also hinaus auf die Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein. Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen.
Als sie sich gesetzt hatten und der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er unter ihnen einen Mann, der kein Hochzeitsgewand anhatte. Er sagte zu ihm: Mein Freund, wie konntest du hier ohne Hochzeitsgewand erscheinen? Darauf wusste der Mann nichts zu sagen.
Da befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße, und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.
Denn viele sind gerufen, aber nur wenige auserwählt.