Sie glauben und vertrauen, auch wenn sie dann nichts anderes finden als Josef und Maria und ein neugeborenes Kind, das in der Krippe liegt.
Sie glauben und vertrauen, auch wenn sie dann nichts anderes finden als Josef und Maria und ein neugeborenes Kind, das in der Krippe liegt.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium in der Heiligen Nacht,
24. Dezember 2008 (Lk 2,1-14)
Vor kurzen konnte ich in Rom zwei Hausarbeiter in einem Touristenhotel beobachten, wie sie die Krippe aufstellten. Den ganzen Tag haben sie damit verbracht, liebevoll alle Einzelheiten einzurichten, und davon gab es viele. Ein Mühlrad musste mit Wasser in Bewegung gesetzt werden, zahlreiche Beleuchtungen waren zu installieren, ganz zu schweigen von den vielen Figuren, die ihren Platz finden mussten, am Marktplatz, in den Gassen, Gasthäusern, am Hirtenfeld. Was mich am meisten faszinierte, war die liebevolle Begeisterung, mit der die beiden Hausarbeiter ans Werk gingen.
Italien ist das Krippenland schlechthin. Überall sind sie zu finden: auf Bahnhöfen und in öffentlichen Gebäuden, in Spitälern und Gefängnissen, in Hotels und Restaurants. Was hat zu dieser Liebe zu den Krippen geführt, die längst auch schon auf Österreich übergegriffen hat? Am Anfang steht der heilige Franz von Assisi. In seiner Liebe zur Armut war ihm die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem das große Vorbild. So „erfand“ er die „lebende Krippe“, das Krippenspiel, das die Szenen der Geburt Jesu vergegenwärtigt.
Sich vorstellen, wie es wohl damals war, in kalter Nacht, in Bethlehems Stall! Und es gleichzeitig in Bezug zu bringen mit heute, mit dem Leben der Menschen: Das ist der „Motor“ der „Krippenbewegung“, die auch bei uns so viele Menschen motiviert, Krippen zu bauen und sie mit viel Mühe und Liebe auszuschmücken.
Was Franziskus bewog, sich so in das Geschehen der Nacht von Bethlehem hineinzudenken, hatte noch einen tieferen Grund: Das Kind in der Krippe ist ja Gottes Sohn. Gott selber hat sich klein gemacht und ist unter uns in großer Armut erschienen. Dieses Geheimnis bewegt die Herzen. Es hat den Heiligen Franz so sehr ergriffen, dass er selber ganz arm leben wollte, um Jesus, dem Sohn Gottes, ganz nahe zu sein.
Die Ersten, die den Weg zur Krippe fanden, waren die Hirten auf dem Feld bei Bethlehem. Arme finden als Erste den Armen, der Gott für uns geworden ist. Über den armen Hirten tut sich der Himmel auf. Ihnen wird gezeigt, dass das armselige Kind, das eben in einem Stall zur Welt gekommen ist, der Retter, der Heiland für alle Menschen ist. Und Sie glauben und vertrauen, auch wenn sie dann nichts anderes finden als Josef und Maria und ein neugeborenes Kind, das in der Krippe liegt.
Glauben und Vertrauen: das ist auch heute die Haltung, die uns den Weg zur Krippe weist. Heuer ist für viele das Weihnachtsfest von Sorgen überschattet. Sorgen um Arbeitsplätze, Verluste beim Ersparten, Veranlagten, ganz zu schweigen von den persönlichen Lasten, die jeder von uns, mehr oder weniger schwer, zu tragen hat. Dann gilt auch uns das Wort des Engels zu den Hirten: „Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch ... der Retter geboren!“
Ich denke an die beiden Hausarbeiter im römischen Pilgerhotel, wie sie liebevoll an ihrer Krippe bauen. Nur eine Spielerei? Oder doch die Ahnung, dass Weihnachten wirklich eine große Freude kündet? Ich wünsche sie Ihnen allen von Herzen!
In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen.
Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.
So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.
Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.
In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.