Wichtig ist allein, dass sein Kommen Licht und Leben gebracht hat.
Wichtig ist allein, dass sein Kommen Licht und Leben gebracht hat.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am am Christtag,
25. Dezember 2008 (Joh 1,1-18)
In der Mitte steht: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Darum geht es. Darauf baut der ganze christliche Glaube. Gewaltig und geheimnisvoll hebt das Lied an, das heute, am Weihnachtstag, in allen Kirchen der Welt, verlesen wird: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ Und am Ende heißt es: „Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.“
Anfang, Mitte, Ende – alles umfasst dieses Lied, das zu Beginn des Johannesevangeliums steht. Heute Nacht wurde der Geburt Jesu im Stall von Bethlehem gedacht. Die Krippe, die Hirten, Maria und Josef und das Neugeborene standen im Mittelpunkt. Am Christtag selber weitet sich der Blick. Was steht hinter dem Ereignis von Bethlehem? Woher kommt es? Was bedeutet es? Wer ist das Kind, dessen Geburt heute Nacht gefeiert wurde?
Zuerst eine Bemerkung zu einigen „Zeitungsenten“. Regelmäßig vor Weihnachten und Ostern bringen gewisse Medien Sensationsberichte, die zeigen sollen, dass die Bibel nicht Recht hat. Heuer lautete die Meldung, Jesus sei gar nicht am 24. Dezember geboren. Diese angebliche Neuigkeit weiß die Kirche seit eh und je. Das Datum des Weihnachtsfestes hat symbolischen Charakter. Bewusst haben die Christen im vierten Jahrhundert begonnen, die Geburt Christi zur Wintersonnenwende zu feiern. Den Grund dafür nennt das heutige Evangelium. Es sagt von Christus: „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis. … Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.“
Mit der Wintersonnenwende beginnt das Licht wieder zu steigen, die Tage werden länger und heller. Was die Natur uns zeigt, ist wie ein Symbol für Christus, das Licht, das in die Finsternis unserer Welt leuchtet. Wann ist Jesus genau geboren? Wir wissen es nicht. Es ist auch nicht entscheidend. Wichtig ist allein, dass sein Kommen Licht und Leben gebracht hat. Und dafür schien den frühen Christen der 25. Dezember ein symbolträchtiges Datum zu sein.
Gar nicht nur symbolisch ist hingegen der Kernsatz des Evangeliums gemeint: „Und das Wort ist Fleisch geworden.“ Das „Wort“, im Griechischen der „Logos“, kann auch bedeuten: der Sinn, die Vernunft, die Weisheit, das allem zugrunde liegende Prinzip. Dieses „Urwort“ war immer schon bei Gott, in Gott, ja es war selber Gott. Denn Gott ist nie ohne seine Vernunft, sein Wort. Er ist nicht sinn-los. Immer ist seine Weisheit bei ihm.
Aber er behält sie nicht für sich. Er teilt sie mit. Die Schöpfung ist erfüllt von seiner Weisheit, getragen von seinem Wort. Sie ist kein sinnlos zufälliger Haufen, sondern spricht von ihrem Schöpfer, wenn wir sie zu uns sprechen lassen.
Dieses Wort ist Fleisch, das heißt Mensch geworden, einer von uns, Kind wie wir, in allem uns gleich „außer der Sünde“. Der Sinn der Welt ist nicht ferne. Du kannst ihn finden. Er heißt Jesus. Du findest ihn in der Krippe von Bethlehem.
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
Im Anfang war es bei Gott.
Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.
In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes.
Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.
Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht.
Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.
Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war.
Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.
Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus.
Niemand hat Gott je gesehen.
Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.