Der Apostel Paulus.
Der Apostel Paulus.
Gedanken von Kardinal Schönborn
zur 2. Lesung für den 2. Sonntag nach Weihnachten,
4. Januar 2009, (Eph 1,3-6.15-18)
Am Anfang eines neuen Jahres wünschen wir einander Glück, vielleicht auch Segen, „vor allem aber Gesundheit“, so heißt es meist. Ich sage dann gerne als Antwort auf solche guten Wünsche: Danke! Gesundheit ist wichtig, noch wichtiger ist der Segen. Nun kann man mir erwidern: Das sagt sich leicht, wenn man gesund ist, und Gott sei‘s gedankt, ich bin es. Aber wenn das kostbare Gut der Gesundheit einmal verloren geht, dann sieht alles anders aus.
Sehen wir uns an, welche guten Wünsche der Apostel Paulus für uns am Beginn dieses Jahres bereithält. Er stellt an den Anfang seiner Briefe meist einen Segenswunsch an die Gemeinde, der er schreibt. Das ist gute jüdische Tradition, und wir wissen, dass Paulus ganz in dieser Tradition aufgewachsen ist. Auch als er auf dem Weg nach Damaskus sein Bekehrungserlebnis hatte, als Jesus ihm erschien und sein Leben grundlegend änderte, blieb er dieser jüdischen Tradition treu, nur wurde jetzt Jesus zum Hauptinhalt seines Segenswunsches. Und dieser gilt bis heute, auch für das Neue Jahr.
Der Segen geht von Gott aus, von „Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus“, und er ist nicht „dosiert“ in kleinen Portionen, sondern Gott „hat uns gesegnet mit allem Segen“, den er für uns Menschen bereit hat. Diesen Segen hat er für uns schon immer bereitgehalten, „vor der Erschaffung der Welt“. Und dieser Segen soll zu uns gelangen. Dazu hat er Jesus gesandt, seinen Sohn.
Was aber heißt hier eigentlich Segen? Und was soll er bewirken? Wenn wir zu einem Menschen sagen: „Du bist ein Segen!“ meinen wir: Du bist ein Mensch, der uns guttut. Mit dir und bei dir zu sein, ist eine Wohltat! Das will Gottes Segen bei uns bewirken, dass wir füreinander zum Segen werden. Paulus nennt das in der Sprache der Bibel: „damit wir heilig und untadelig leben vor Gott“. Heilig leben heißt ja nicht „scheinheilig“ leben, sondern so, dass wir „gerade Menschen“ sind, nicht krumme Touren machen. Kurz, dass es eine Freude ist, mit solchen Menschen zusammen zu sein.
Solche Menschen hat Gott im Auge. Und damit wir sehen können, wie er sich das gedacht hat, wurde sein Sohn Mensch, damit wir an Jesus ablesen können, wie der Mensch aussieht, der nach dem Herzen Gottes ist. Solche Menschen wie Jesus sollen wir werden, ihm nacheifern, sein „Modell“ des Lebens nachzuahmen versuchen.
Paulus sagt das so: Wir sollen zu „Söhnen Gottes“ werden, Söhnen und Töchtern, von denen Gott sagen kann: Die sind mir gut gelungen! Paulus weiß aber auch, dass das ein hochgestecktes Ziel ist. Deshalb sagt er: Dazu braucht es Gottes Gnade. Oder anders gesagt: seinen Segen. Diesen Segen erbittet er für seine Gemeinde. Diesen Segen dürfen wir einander zum Neuen Jahr wünschen. Und Gott danken, wenn dazu auch noch die Gesundheit kommt!
Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.
Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott; er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen, zum Lob seiner herrlichen Gnade.
Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn; Darum höre ich nicht auf, für euch zu danken, wenn ich in meinen Gebeten an euch denke; denn ich habe von eurem Glauben an Jesus, den Herrn, und von eurer Liebe zu allen Heiligen gehört.
Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit ihr ihn erkennt.
Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt