Sterne haben ihre Botschaft. Aber sie sind keine blinden Schicksalsmächte. Sie sprechen zu uns von ihrem Schöpfer, wenn wir sie zu uns sprechen lassen.
Sterne haben ihre Botschaft. Aber sie sind keine blinden Schicksalsmächte. Sie sprechen zu uns von ihrem Schöpfer, wenn wir sie zu uns sprechen lassen.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am Hochfest Erscheinung des Herrn,
6. Januar 2009 (Mt 2,1-12)
Ein häufig zu hörendes volkstümliches Wort sagt: „Das steht in den Sternen“. Man meint damit: Wir wissen nicht, wie etwas in Zukunft ausgeht oder weitergeht. Was sein wird, das bestimmen irgendwelche anonymen Mächte. Das steht nicht in unserer Macht. Das wird von anderswoher verfügt. Dementsprechend schauen dann nicht wenige Menschen in Horoskopen nach, um ein wenig den Schleier zu lüften, was wohl die Zukunft bringt.
Sind wir von solchen anonymen Mächten bestimmt? Steht unser Leben, unsere Zukunft wirklich „in den Sternen“?
Was war damals der Glauben jener „Sterndeuter aus dem Osten“, die einen bestimmten Stern beobachtet haben, der ihnen ein ungewöhnliches Ereignis anzukündigen schien? Ist das nicht alles primitiver Aberglaube, alle diese Sterndeutereien? Damals, so kann man entschuldigend sagen, war die Wissenschaft noch ganz am Anfang. Aber heute? Was sollen Horoskope, Sternbilder und deren angeblicher Einfluss auf das Leben der Menschen? Vor dem wissenschaftlichen Sternbild hält das doch alles nicht stand. Welchen Einfluss sollen Sterne, die hunderte, tausende, ja Millionen von Lichtjahren (eine Lichtsekunde sind 300.000 Kilometer!) von uns entfernt sind, auf unser Leben, auf Liebe und Glück, Geld und Gesundheit haben?
Die Frage sieht ganz anders aus, wenn wir nicht an anonyme Schicksalsmächte glauben, sondern an den einen Gott und Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Wenn er alles erschaffen hat, dann spricht er zu uns durch seine Schöpfung. Dann können wir wirklich singen: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“. Dann spricht die Natur von ihrem Schöpfer zu dem, der ein offenes Herz hat. Wer über die Pracht des klaren Sternenhimmels staunt, wird sich nicht vor irgendwelchen blinden Schicksalsmächten fürchten, sondern die Größe des Schöpfers bekennen. Je tiefer die Wissenschaft in die Weiten des unvorstellbar großen Universums vordringt, desto mehr Gründe gibt es, über die Weisheit dessen zu staunen, der all das gemacht hat. Je tiefer die Forschung in das Geheimnis des Lebens eindringt, desto vernünftiger wird es, hinter all dem eine wunderbare, überragende Vernunft anzunehmen: die Weisheit des Schöpfers.
Die „Heiligen Drei Könige“, wie wir volkstümlich die Sterndeuter aus dem Osten nennen, waren keine abergläubigen Menschen. Sie deuteten eine bestimmte besondere Sternkonstellation als „ein Zeichen des Himmels“, einen Wink Gottes, einen Hinweis des Schöpfers. Diesem Hinweis sind sie gefolgt und wurden so zu Jesus geführt, zum göttlichen Kind, zum „neugeborenen König der Juden“. Sie waren nicht eingebildet und hochmütig, sondern beugten ihre Knie vor dem menschgewordenen Gott. Sie erkannten in dem kleinen Kind den großen Gott, der der Herr und Schöpfer der Gestirne ist, „der Himmel und Erde gemacht hat“.
Was heißt das für uns? Gewiss, Sterne haben ihre Botschaft. Aber sie sind keine blinden Schicksalsmächte. Sie sprechen zu uns von ihrem Schöpfer, wenn wir sie zu uns sprechen lassen. Und sie sagen uns: So wie wir in Gottes Hand sind, so ist es auch dein Leben. Ja, es ist noch viel mehr in seiner guten Hand als alle Sterne zusammen. Das sagt uns das Kind in der Krippe. Beten auch wir es an wie die Sterndeuter.
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle. Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten: Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.
Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.
Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.
Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.