Was zögerst du noch? Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden abwaschen, und rufe seinen Namen an!
Was zögerst du noch? Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden abwaschen, und rufe seinen Namen an!
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zur Lesung am 3. Sonntag im Jahreskreis,
Fest der Bekehrung des Apostels Paulus,
25. Januar 2009 (Apg 22,1a.3-16)
Es gibt kaum ein anderes Ereignis, das eine solche Tragweite für die Anfänge der Kirche hatte, wie die Bekehrung des Paulus auf dem Weg nach Damaskus. Am 25. Jänner gedenkt die Kirche dieses großen Augenblicks.
Im Paulus-Jahr aus Anlass des 2000. Geburtstages wird viel über ihn gesprochen, veröffentlicht, diskutiert. Wer war er? Welche Rolle spielte er für das erste große Wachstum der Kirche?
Manche Vorurteile über ihn gehen um. So wird er als frauenfeindlich verschrien, weil er, in einer ganz bestimmten Situation gesagt hat, die Frauen sollten in der Kirche schweigen. Man wirft ihm Fanatismus und übergroße Strenge vor. Er habe Feindschaft zwischen Juden und Christen gesät. Wer war Paulus?
Ein Jude, dem die Eltern den hebräischen Namen Schaul, Saul gegeben haben. Aber zugleich ein römischer Bürger, der in der griechischen Kultur aufgewachsen war. Ein Mensch, der „Bürger zweier Welten“ war: in der jüdischen Tradition in Jerusalem, beim berühmten Gamaliel erzogen, und zugleich ganz zu Hause in der „profanen“ damaligen Welt, in der er mit dem griechischen Namen Paulus genannt wurde. Für heute ein großes Vorbild: ganz in der Welt des Glaubens und zugleich in der „weltlichen“ Welt zu leben - und so anderen die Brücke zu bauen, zum Glauben.
Leidenschaftlich war er immer schon, zuerst für den Glauben seiner jüdischen Herkunft, dann in der Verfolgung der Anhänger Jesu, die er für Sektierer hielt. Bis etwas wirklich Umwerfendes in seinem Leben geschah. Es fing damit an, dass einige besonders Eifrige einen der Anhänger Jesu, den Stephanus, steinigten. Paulus war dabei und stimmte diesem Justizmord zu. Aber da war etwas Unvergessliches, das den gesetzesstrengen Saul nicht mehr losließ. Warum war dieser Stephanus so strahlend? Kein finsterer Fanatiker, sondern klug, gescheit und vor allem von so viel Liebe erfüllt.
Als Saul dann auf dem Weg nach Damaskus war, um auch dort die Anhänger Jesu zu verfolgen, , da geschah die umstürzende Wende: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ - „Wer bist du, Herr?“ - „Ich bin Jesus, den du verfolgst.“
Alles war anders geworden. Jesus war ihm nicht mehr der Gotteslästerer aus Galiläa, sondern sein Ein und Alles, sein Leben! „Für mich ist Christus das Leben, und Sterben Gewinn“, wird er von jetzt an sagen. Er, Jesus, der Sohn Gottes, „hat mich geliebt und sich für mich hingegeben“, sagt Paulus, immer neu staunend über die Liebe, der er begegnet ist. Nein, er ist kein finsterer Eiferer. Ihn hat die Liebe Christi ergriffen. Ist es etwa Zufall, dass der schönste Text der Bibel über die Liebe, das Hohelied der Liebe, von ihm stammt?
Paulus, „Feuer für eine müde Kirche“, so nennt ihn Pater Sporschill. Wie recht er hat!
Brüder und Väter! Ich bin ein Jude, geboren in Tarsus in Zilizien, hier in dieser Stadt erzogen, zu Füßen Gamaliëls genau nach dem Gesetz der Väter ausgebildet, ein Eiferer für Gott, wie ihr alle es heute seid.
Ich habe den (neuen) Weg bis auf den Tod verfolgt, habe Männer und Frauen gefesselt und in die Gefängnisse eingeliefert. Das bezeugen mir der Hohepriester und der ganze Rat der Ältesten.
Von ihnen erhielt ich auch Briefe an die Brüder und zog nach Damaskus, um dort ebenfalls die Anhänger (der neuen Lehre) zu fesseln und zur Bestrafung nach Jerusalem zu bringen.
Als ich nun unterwegs war und mich Damaskus näherte, da geschah es, dass mich um die Mittagszeit plötzlich vom Himmel her ein helles Licht umstrahlte. Ich stürzte zu Boden und hörte eine Stimme zu mir sagen: Saul, Saul, warum verfolgst du mich?
Ich antwortete: Wer bist du, Herr? Er sagte zu mir: Ich bin Jesus, der Nazoräer, den du verfolgst.
Meine Begleiter sahen zwar das Licht, die Stimme dessen aber, der zu mir sprach, hörten sie nicht.
Ich sagte: Herr, was soll ich tun? Der Herr antwortete: Steh auf, und geh nach Damaskus, dort wird dir alles gesagt werden, was du nach Gottes Willen tun sollst.
Da ich aber vom Glanz jenes Lichtes geblendet war, so dass ich nicht mehr sehen konnte, wurde ich von meinen Begleitern an der Hand geführt und gelangte so nach Damaskus.
Ein gewisser Hananias, ein frommer und gesetzestreuer Mann, der bei allen Juden dort in gutem Ruf stand, kam zu mir, trat vor mich und sagte: Bruder Saul, du sollst wieder sehen! Und im gleichen Augenblick konnte ich ihn sehen.
Er sagte: Der Gott unserer Väter hat dich dazu erwählt, seinen Willen zu erkennen, den Gerechten zu sehen und die Stimme seines Mundes zu hören; denn du sollst vor allen Menschen sein Zeuge werden für das, was du gesehen und gehört hast.
Was zögerst du noch? Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden abwaschen, und rufe seinen Namen an!