Ich gehe für dich! Ich bete für dich! Ich nehm dich im Herzen mit und bringe deine Sorgen zu Jesus! Ja, so können wir auch andere im Glauben mittragen. Und vergessen wir nicht: Auch wir werden von anderen durch ihr Gebet getragen.
Ich gehe für dich! Ich bete für dich! Ich nehm dich im Herzen mit und bringe deine Sorgen zu Jesus! Ja, so können wir auch andere im Glauben mittragen. Und vergessen wir nicht: Auch wir werden von anderen durch ihr Gebet getragen.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 7. Sonntag im Jahreskreis,
22. Februar 2009 (Mk 2,1-12)
Drei Dinge bewegen mich besonders an diesem so anschaulichen Evangelium. Da ist zuerst die Hilfsbereitschaft der vier Männer, die den Gelähmten unbedingt zu Jesus bringen wollen. Sie scheuen keine Mühe, sie lassen sich von keinem Hindernis abhalten. Es sieht aussichtslos aus. Es herrscht ein derart großes Gedränge um Jesus, dass sie mit ihrem Patienten einfach nicht zu Jesus vordringen können. Statt sich entmutigen zu lassen, suchen sie einen „unmöglichen“ Ausweg: Sie räumen das Dach über Jesus ab, sie machen ein Loch in der Decke. Jetzt können sie den Gelähmten direkt vor Jesus herunterseilen.
Wie viele solche unermüdliche Helfer gibt es auch heute! Ehrenamtliche Rot-Kreuz-Helfer, Feuerwehrleute, spontane Hilfsbereitschaft im Alltag, die sich von Schwierigkeiten nicht entmutigen lässt. Unsere Gesellschaft wäre hart und kalt ohne solche Menschen, die nicht fragen, was es ihnen „bringt“, sondern die zupacken, wo Not ist. Ihnen gilt es immer wieder Dank zu sagen.
Ein Zweites beeindruckt mich am heutigen Evangelium: „Als Jesus ihren Glauben sah …“ Jesus heilt den Gelähmten nicht wegen seines Glaubens, sondern er schaut auf den festen, zuversichtlichen Glauben dieser vier Männer. Weil sie so ein starkes Vertrauen zu Jesus haben, bringen sie den Gelähmten zu ihm, damit er ihn heile.
Der Glauben der anderen! Manche Mutter betet um den Glauben ihrer Kinder. Und manche Kinder um den Glauben ihrer Eltern! Wir können einander auch im Glauben helfen. Wir können uns gegenseitig im Glauben tragen. Ich sage oft in unseren Pfarrgemeinden zu den Gläubigen: Sagt euren Nachbarn, euren Freunden, die nicht in die Kirche gehen: Ich gehe für dich! Ich bete für dich! Ich nehm dich im Herzen mit und bringe deine Sorgen zu Jesus! Ja, so können wir auch andere im Glauben mittragen. Und vergessen wir nicht: Auch wir werden von anderen durch ihr Gebet getragen. Ich erlebe das oft selber, wenn ich erfahre, wie viele Menschen mich durch ihr Gebet unterstützen.
Die dritte Besonderheit des heutigen Evangeliums ist wohl auch die schwierigste. Jesus sagt zu dem Gelähmten, eher er ihn heilt: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.“ Heißt das, dass er wegen seiner Sünden gelähmt ist? Sieht Jesus seine Lähmung als Strafe Gottes für seine Sünden? Von da ist es dann nicht weit zu sagen, dass auch Naturkatastrophen Strafen Gottes für unsere Sünden wären.
Nein, Jesus hat das ausdrücklich abgelehnt. Er hat aber deutlich gemacht: Wir alle, ausnahmslos, brauchen als erste und wichtigste Heilung die Vergebung der Sünden. Man kann gelähmt sein und trotzdem ein großartiges Leben führen, ein wunderbarer Mensch sein. Mann kann kerngesunden Leibes sein, in seinem Herzen aber voller Hass und Neid. Die erste Heilung, die Jesus schenken will, ist die Befreiung von der Sünde und dem Bösen. Eine gesunde Seele in einem kranken Leib ist besser als eine kranke, vom Bösen befallene Seele in einem gesunden Leib. Hier hat Jesus beides gemacht: Dank der selbstlosen Helfer, dank ihres starken Glaubens hat er den Gelähmten an Seele und Leib geheilt.
Als Jesus nach Kapharnaum zurückkam, wurde bekannt, dass er wieder zu Hause war. Und es versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort.
Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen. Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen die Decke durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab.
Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!
Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten im Stillen: Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott?
Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr im Herzen? Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher?
Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben.
Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause!
Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg.
Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen.