Jesus ging es aber nie zuerst um Äußerlichkeiten. Die Tempelreinigung gilt der Kirche als der Gemeinschaft von Menschen, die sozusagen das lebendige Haus Gottes bilden sollen.
Jesus ging es aber nie zuerst um Äußerlichkeiten. Die Tempelreinigung gilt der Kirche als der Gemeinschaft von Menschen, die sozusagen das lebendige Haus Gottes bilden sollen.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 3. Fastensonntag,
15. März 2009 (Joh 2,13-25)
Die Tempelreinigung durch Jesus ist zum Symbol geworden, zum Zeichen für den immer wieder nötigen Kehraus. Jesus wollte nicht, dass der Tempel in Jerusalem zur Geschäftshalle verkommt, zu einem Jahrmarkt der Geschäftemacherei: Jesus treibt sie alle zum Tempel hinaus, die Händler, die Geldwechsler. Mit einer Geißel aus Stricken vertreibt er sie samt dem Vieh.
Diese energische Aktion Jesu ist sprichwörtlich geworden: „Zum Tempel hinausjagen“, das ist ein Bild für so manche nötige Säuberung. Wir alle brauchen von Zeit zu Zeit einen solchen kräftigen „Osterputz“. Natürlich denken wir zuerst an die Kirche selber. An jedem Wallfahrtsort blühen die Standln, gedeiht das Geschäft mit Kerzen, Devotionalien, Erinnerungen. Würde Jesus auch heute all das geißeln und „zum Tempel hinausjagen“?
Jesus ging es aber nie zuerst um Äußerlichkeiten. Die Tempelreinigung gilt der Kirche als der Gemeinschaft von Menschen, die sozusagen das lebendige Haus Gottes bilden sollen. Haben wir sie nicht zu einer Markthalle der Eitelkeiten, zu einem Kampfplatz der Rivalitäten gemacht? Da kämpfen „Konservative“ und „Fortschrittliche“, sprechen einander den Glauben ab, und oft ist von Liebe wenig zu spüren. Da stelle ich mir manchmal Jesus vor, wie er diese Streitereien aus dem Tempel seiner Kirche vertreiben möchte. Die Kirche soll „das Haus meines Vaters“ sein. Wenn wir alle seine Kinder sind, müssen wir dann nicht anders miteinander umgehen?
Der Tempel, den Jesus reinigen will, das bin aber auch ich selber! „Wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist?“ So fragt Paulus seine Gemeinden. Was würde Jesus alles aus meinem Herzen, aus meinen Gedanken verjagen? Was für Händel treibe ich in meinem Inneren? Was gibt es alles an Unrat in meiner Seele? Wo täte bei mir ein ordentlicher Osterputz not? Die österliche Beichte ist ein solcher Kehraus. Sie tut einfach gut!
Jesus gibt im heutigen Evangelium aber noch einen anderen Denkanstoß. Man stellt ihn zur Rede: Wer hat dir erlaubt, so im Tempel aufzuräumen? Seine Antwort verwirrt seine Zuhörer: „Reißt den Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten!“ Wie? In drei Tagen? 46 Jahre wurde an diesem Tempel gebaut! Jesus aber sprach von einem anderen Tempel, von seinem Leib, von sich selber. Und dieser Leib ist tatsächlich zerstört worden: am Kreuz. Und nach drei Tagen wieder aufgerichtet worden: als Jesus vom Tod auferstand.
Das ist der tiefere Sinn der Szene mit der Tempelreinigung. Wie Jesus durch Leid und Tod zur Auferstehung gelangte, so sollen wir, durch manche Läuterung, Leid oder Krankheit, Prüfungen oder Widrigkeiten gereinigt werden, um durch Jesus aufgebaut, neu gemacht zu werden, auferstehen!
Und wie es im persönlichen Leben läuft, so auch im Leben der Kirche. Auch sie muss durch so manche Prüfung. Dadurch soll sie gereinigt und erneuert werden. Vielleicht dürfen wir die Wirbel und Turbulenzen der vergangenen Wochen auch als so etwas sehen: Jesus reinigt den Tempel, seine Kirche. Er will, dass sie das „Haus meines Vaters“ sei, für viele Menschen ein bergendes Zuhause.
Das Paschafest der Juden war nahe, und Jesus zog nach Jerusalem hinauf.
Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen.
Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus, und ihre Tische stieß er um.
Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!
Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich.
Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst?
Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.
Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut, und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten? Er aber meinte den Tempel seines Leibes.
Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
Während er zum Paschafest in Jerusalem war, kamen viele zum Glauben an seinen Namen, als sie die Zeichen sahen, die er tat. Jesus aber vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie alle und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen; denn er wusste, was im Menschen ist.