Er zeigt sich. Er ist plötzlich da. Er lebt. Und ist doch nicht einfach ins Leben zurückgekehrt. Er ist auferstanden!
Er zeigt sich. Er ist plötzlich da. Er lebt. Und ist doch nicht einfach ins Leben zurückgekehrt. Er ist auferstanden!
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am Ostersonntag,
12. April 2009 (Joh 20,1-18)
Auferstehung „ist das Stärkersein der Liebe gegenüber dem Tod“, so formuliert es Papst Benedikt XVI. Im schönsten Liebeslied der Bibel heißt es: „Stark wie der Tod ist die Liebe.“ Auch der Tod kann sie nicht töten.
Kräftiger Widerspruch! Die Liebe stirbt doch andauernd. Wo wir hinschauen, erlischt die Liebe, die Menschen einander für ewig geschworen haben. Nichts bleibt übrig von den glühenden Liebesschwüren. Schlimmer noch: Die Liebe erkaltet nicht nur, sie schlägt um in Hass, und der kann glühend sein.
Und wo die Liebe hält, treu bleibt, durch dick und dünn, da kommt der Tod und zerreißt das Band. Wo bleibt da der Sieg der Liebe über den Tod?
Die Antwort gibt der heutige Morgen. „Frühmorgens“ war es, als eine Frau in Tränen und Trauer zum Grab ging, in dem vorgestern ihre ganze Hoffnung, die Liebe ihres Lebens begraben worden ist: Jesus aus Nazareth. Die Antwort erhielt sie am Grab. Denn es war leer. Er, den sie suchte, er war nicht mehr da. Sein Leichnam war weg. Zwei weitere Zeugen sehen es, Petrus und Johannes: Das Grab ist leer, er ist nicht da. Das ist aber noch nicht die Antwort. Die gibt Er selber.
Er zeigt sich. Er ist plötzlich da. Er lebt. Und ist doch nicht einfach ins Leben zurückgekehrt. Er ist auferstanden! Sie haben Ihn gesehen, dessen sind sie gewiss. Keine Täuschung, kein Traum: wirklich und wahrhaft auferstanden! Das behaupten sie. Das bezeugen sie. Sie haben es gesehen - und glauben, dass es wahr ist. Keine Einbildung.
Und wir? Wir können es „nur“ glauben! Wir sagen ja im Glaubensbekenntnis, dass wir an die Auferstehung glauben. An die Auferstehung Jesu am Ostermorgen, und an unsere Auferstehung „am jüngsten Tag“. Einen anderen Zugang als den Glauben haben wir nicht. Wer aber sagt uns, dass das nicht fromme Täuschung, Wunschdenken ist? Wie wollen wir „beweisen“, dass die Auferstehung wirklich den Tod besiegt!
„Beweisen“ können wir es nicht. Aber viele Hinweise sprechen dafür. „Gib mir einen Liebenden, und er wird es verstehen“, sagt der hl. Augustinus. Keine echte Liebe will sterben. Sie findet sich nicht damit ab, dass „es einfach aus ist“. Warum schmerzt es so sehr, wenn die Liebe verschmäht und mit Füßen getreten wird? Weil sie nicht zum Sterben da ist. Kaum jemand hat das besser gewusst als Maria von Magdala. Sie kann sich mit dem Tod ihres Rabbuni, ihres Meisters nicht einfach abfinden. Nicht weil sie seine Geliebte gewesen wäre, wie immer wieder behauptet wird, sondern weil sie bei ihm eine Liebe, ein Angenommensein gefunden hat, das sie ihr Leben lang gesucht hatte.
Heute feiern wir den Sieg des Lebens über den Tod. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Denn Christus ist wahrhaft auferstanden!
Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat.
Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein.
Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.
Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste. Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.
Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war.
Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen. Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen.
Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.
Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.