Die steinernen Zeugen des christlichen Glaubens an den Dreifaltigen Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Die steinernen Zeugen des christlichen Glaubens an den Dreifaltigen Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am Dreifaltigkeitssonntag,
7. Juni 2009 (Mt 28,16-20)
Sie prägen unsere Landschaft. Sie stehen auf unseren Stadtplätzen: die steinernen Zeugen des christlichen Glaubens an den Dreifaltigen Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Wir kennen die „Marterln“ an den Straßenrändern und Feldwegen, die den „Gnadenstuhl“ darstellen: Gottvater, der in seinem Schoß das Kreuz hält, an dem sein Sohn hängt, den Er für uns hingegeben, uns geschenkt hat als Erlöser. Zwischen beiden die Taube, Symbol des Heiligen Geistes. Unsere Vorfahren haben dieses Bild der Dreifaltigkeit an vielen Orten aufgestellt als Zeichen des Segens, als Erinnerung an den Glauben.
Wir kennen die „Dreifaltigkeitssäulen“ auf vielen Plätzen unserer Städte und Gemeinden. Die große, von Kaiser Leopold als Dank für die Errettung von der Pest am Wiener „Graben“ errichtete ist wohl die bekannteste unter den Dreifaltigkeitssäulen.
Stehen diese steinernen Zeugen des Glaubens heute wie Fremdkörper unter uns? Wenn ich sehe, mit wie viel Liebe und Sorge sie überall im Land erneuert und gepflegt werden, bin ich zuversichtlich, dass sie uns nicht fremd geworden sind. Wenn ich mich aber frage: Was wissen wir über den Glauben an die Dreifaltigkeit? - dann bin ich eher besorgt. Können wir Andersgläubigen, etwa unseren muslimischen Mitbürgern, erklären, warum wir an einen Gott glauben wie sie, aber zugleich bekennen, dass dieser eine Gott in drei Personen besteht, dass er Vater, Sohn und Heiliger Geist ist?
Der ganze christliche Glaube steht und fällt mit dem Glauben an Jesus Christus. Die Schlussworte des Matthäusevangeliums, die heute überall verlesen werden, sind eine dichte Kurzfassung des ganzen christlichen Glaubens und seiner weltweiten Dimensionen.
Jesus erschien nach Ostern mehrmals seinen Jüngern. Die Zeugnisse davon sind klar und übereinstimmend, gerade weil sie auch von den anfänglichen Zweifeln der Jünger berichten. Die Begegnungen mit Jesus, dem Auferstandenen, haben sie darin bestärkt, an Jesus als den Sohn Gottes zu glauben. Welcher Mensch könnte von sich sagen: „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden“? Jesus hat sich nicht selber zu Gott gemacht. Gott hat ihm „alle Macht“ gegeben. Wir glauben nicht, dass der Vater und Jesus zwei „Götter“ sind, sondern dass sie völlig eins und einig sind.
Wir glauben als Christen, dass Jesus Gott ist, der für uns Mensch geworden ist. Seither können wir Gott in Jesus greifbar, hörbar, sichtbar begegnen. Jesus gab seinen Aposteln den Auftrag, alle Menschen zu seinen Jüngern zu machen. In Ihm sollen alle Menschen einen ganz nahen, direkten Zugang zu Gott haben. Seiner Lehre zu folgen heißt auf Gottes Wegen gehen. Die Taufe ist das Tor zu diesem Weg, der zum Glück eines ganz erfüllten Lebens führen will.
Und weil Jesus Gott und Mensch ist, kann er uns zusagen, bei uns zu sein, alle Tage, zu jeder Stunde, einfach: immer!
Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder.
Einige aber hatten Zweifel. Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde.
Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.
Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.