Der Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen, wie die Schrift über ihn sagt.
Der Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen, wie die Schrift über ihn sagt.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium für das
Hochfest des Leibes und Blutes Christi,
(Fronleichnam)
11. Juni 2009,
(Mk 14,12-16.22-26)
Täglich, wöchentlich, jeden Sonntag, jeden Feiertag, überall auf Erden, viele tausende Male, wird die Heilige Messe gefeiert, und das seit fast 2.000 Jahren. Es sind Millionen, die da mitfeiern, weltweit. Und wenn auch die Zahl derer, die am Gottesdienst teilnehmen, in Österreich deutlich gesunken ist, so ist doch die Sonntagsmesse die meistbesuchte regelmäßige wöchentliche Veranstaltung unseres Landes.
Was bewegt so viele, Woche für Woche, oft ein Leben lang, die Messe zu besuchen, an der Eucharistie teilzunehmen? Tradition? Sicher bei vielen. Aber das ist nicht etwas Schlechtes. Es gibt ja gute, schöne, sinnvolle Traditionen. Überzeugung? Sicher bei den meisten, die heute zum Sonntagsgottesdienst kommen. Sie werden nicht gezwungen. Kein sozialer Druck nötigt sie dazu, wie früher vielleicht, als man schief angesehen wurde, wenn man sonntags nicht in die Messe ging.
Ja, aus Überzeugung kommen sie. Weil es ihnen wichtig und wertvoll ist. Weil ihnen ohne die Messe etwas Wesentliches im Leben fehlen würde. Seit meiner Priesterweihe vor fast 40 Jahren ist kein Tag vergangen, ohne dass ich selber die Heilige Messe gefeiert hätte, mit wenigen Ausnahmen, etwa im Krankheitsfall.
Sine dominico non possumus: Ohne die Eucharistie, die Heilige Messe, das „Herrenmahl“, können wir nicht leben: So sagten frühchristliche Märtyrer, denen der Richter die Feier der Sonntagsmesse als Verbrechen vorwarf. Papst Benedikt XVI. hat dieses Wort in Wien im Stephansdom zitiert, als er am 9. September 2007 dort den Sonntagsgottesdienst feierte. Er rief dabei den Österreichern zu: „Gebt dem Sonntag seine Seele! Gebt der Seele ihren Sonntag!“
Fronleichnam ist das Fest, an dem die Katholiken im ganzen Land öffentlich bekennen: Ohne Eucharistie können und wollen wir nicht leben! Die Fronleichnamsprozessionen sind dafür der bunte, farbenfrohe Ausdruck. Mittelpunkt der Feiern ist das kleine, weiße Stück Brot, das in der „Monstranz“, unter dem „Himmel“, mit Weihrauch und Kerzen, mit Musik und Liedern durch die Straßen und Felder getragen wird.
Jesus nahm das Brot, brach es, reichte es den Jüngern und sagte: „Das ist mein Leib.“ Diese schlichten Worte sind der Grund des heutigen Festes. Sie sind die Mitte jeder Messfeier. Das Brot, das Jesu Leib geworden ist, verehren wir, beten es an, nicht weil es Brot ist, sondern weil es Jesus Christus selber ist, der in der Gestalt des Brotes da ist.
Diese Gegenwart alleine erklärt die ungebrochene Faszination der Messe. Es kommt nicht darauf an, wie sie „gestaltet“ ist, ob sie „modern“ oder „altmodisch“ gefeiert wird, mit rhythmischen Liedern oder der guten alten Schubertmesse. Nur eines zählt: ER ist da! Sein Leib, Sein Blut, Jesus selber. Er ist da, nicht nur in der Erinnerung, sondern wirklich und wahrhaft. Um Ihn versammeln sich die Christen, Sonntag für Sonntag, täglich, weltweit. Er ist Grund genug, zur Messe zu gehen. Und heute dankbar Fronleichnam zu feiern.
Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote, an dem man das Paschalamm schlachtete, sagten die Jünger zu Jesus: Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten?
Da schickte er zwei seiner Jünger voraus und sagte zu ihnen: Geht in die Stadt; dort wird euch ein Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Folgt ihm, bis er in ein Haus hineingeht; dann sagt zu dem Herrn des Hauses: Der Meister lässt dich fragen: Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern das Paschalamm essen kann? Und der Hausherr wird euch einen großen Raum im Obergeschoss zeigen, der schon für das Festmahl hergerichtet und mit Polstern ausgestattet ist. Dort bereitet alles für uns vor!
Die Jünger machten sich auf den Weg und kamen in die Stadt. Sie fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Paschamahl vor. Als es Abend wurde, kam Jesus mit den Zwölf.
Während sie nun bei Tisch waren und aßen, sagte er: Amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten und ausliefern, einer von denen, die zusammen mit mir essen.
Da wurden sie traurig, und einer nach dem andern fragte ihn: Doch nicht etwa ich? Er sagte zu ihnen: Einer von euch Zwölf, der mit mir aus derselben Schüssel isst. Der Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen, wie die Schrift über ihn sagt. Doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre.
Während des Mahls nahm er das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es ihnen und sagte: Nehmt, das ist mein Leib. Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet, reichte ihn den Jüngern, und sie tranken alle daraus. Und er sagte zu ihnen: Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.
Amen, ich sage euch: Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, an dem ich von neuem davon trinke im Reich Gottes. Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus.