Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben.
Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium 18. Sonntag im Jahreskreis,
2. August 2009 (Joh 6,24-35)
In Kapharnaum fanden sie ihn. Dort, wo heute noch die Ruinen der alten jüdischen Synagoge stehen. Wer im Heiligen Land war, wird diesen Ort nicht vergessen. Dort hat Jesus öffentlich zu wirken begonnen. Dort hat er seinen Wohnsitz genommen, als er von Nazareth, seiner Heimat, wegging. Dort waren Petrus und Andreas zu Hause. Dort hat Jesus viele begeistert, Scharen von Menschen bewegt, berührt, geheilt.
Dort also fanden sie ihn, als er sich ihrer Neugier nach dem Brotwunder entzog. Er fürchtete, sie würden ihn in ihrer Begeisterung zum König ausrufen. Deshalb suchten ihn die Scharen, wollten noch mehr Wunder erleben, hungrig nach einer neuen Sensation. Die Speisung von 5.000 Menschen mit nur armen fünf Broten, das hat es noch nie gegeben! Jetzt erwarteten sie sich irgendetwas noch Gewaltigeres, Spektakuläres.
Dort, in der Synagoge von Kapharnaum, stellt sich Jesus ihren Erwartungen. Und musste sie herb enttäuschen. Er verheißt ihnen tatsächlich Gewaltiges. Aber ganz anderer Art. Er kündigt ihnen Größeres an als sie sich je vorstellen konnten. Er verspricht ihnen wieder Brot, ein Brotwunder, das alle Erwartungen übersteigt. So sehr, dass viele damit nichts anfangen können, ja darüber schockiert sind.
Jesus spricht zum ersten Mal über das Wunder der Eucharistie. Er führt seine erstaunten, überraschten Zuhörer zu dem Geheimnis hin, das seither in jeder Messe gefeiert wird. Wir nennen es „das Geheimnis des Glaubens“, weil es tatsächlich so etwas wie das Herz, die Mitte des christlichen Glaubens darstellt.
Als guter Lehrer führt er seine Zuhörer schrittweise zum Höhepunkt seiner Lehre. Er beginnt damit, dass er sie über die „irdische“ Speise hinausführt. Wir brauchen alle „das tägliche Brot“, und Jesus hat uns gelehrt, darum zu beten. Aber „der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, sagt schon die Bibel des Alten Testaments. Wir brauchen auch „die Speise, die für das ewige Leben bleibt“. Wir brauchen einen weiteren Horizont, über dieses Leben hinaus, über die Grenzen von Tod und Grab.
Wir brauchen „eine Speise, die nicht verdirbt“, etwas, das dem Leben Sinn gibt, das mehr ist als die Befriedigung der natürlichen Bedürfnisse. Jesus sagt von sich, dass er selber dieses Brot ist, das den Hunger nach Leben und Liebe stillt: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“
Jesus - „das Brot, das der Welt das Leben gibt“? Diese Rede musste vielen als seltsam, ja als verrückt erscheinen. Kein Wunder, dass viele damals Jesus verließen. Aber nicht alle. Manche ahnten, dass hier ein noch größeres Wunder sichtbar wurde als das der Brotvermehrung: ein Gott, der zu uns herabkommt und sich uns als „lebendiges Brot“ schenkt. Ein Gott, der sich nicht zu gut ist, unser „Lebensmittel“ zu werden. Am kommenden Sonntag wird es das Evangelium uns sagen.
Als die Leute sahen, dass weder Jesus noch seine Jünger dort waren, stiegen sie in die Boote, fuhren nach Kafarnaum und suchten Jesus.
Als sie ihn am anderen Ufer des Sees fanden, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hierher gekommen?
Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird. Denn ihn hat Gott, der Vater, mit seinem Siegel beglaubigt.
Da fragten sie ihn: Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen? Jesus antwortete ihnen: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat. Sie entgegneten ihm: Welches Zeichen tust du, damit wir es sehen und dir glauben? Was tust du? Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie es in der Schrift heißt: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen.
Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben.
Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot! Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.