Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen.
Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium 27. Sonntag im Jahreskreis,
4. Oktober 2009 (Mk 10,2-16)
Offensichtlich war es nie eine einfache Sache, dass die Ehe gelingt. Immer schon mussten Konflikte gelöst werden. Immer schon war die Trennung eine mögliche Lösung. Sicher nicht die ideale. Aber das Ideal gelingt eben nicht immer. Manchmal muss man auch mit Brüchen leben. So war es zur Zeit Jesu. So ist es heute.
Wie war es zur Zeit Jesu? Und was brachte Er Neues? Und wie gehen wir heute damit um? Im Alten Testament war die Scheidung erlaubt. Der Ehemann konnte seiner Frau „den Laufpass“ geben, ihr einen „Scheidungsbrief“ aushändigen und sie so wegschicken. Aus welchem Grund? „Wenn sie ihm nicht (mehr) gefällt, weil er an ihr etwas Anstößiges entdeckt“, so heißt es im 5. Mosesbuch.
Scheidung war also leicht, und einseitig. Er konnte sie „entlassen“, Sie ihn nicht. Jesus sieht darin ein Unrecht. Aber nicht nur wegen der Einseitigkeit, der Benachteiligung der Frauen, sondern wegen der Scheidung selber. Er sieht in ihr einen Treuebruch, und das ist in sich etwas Übles. Deshalb sagt er auch so klar: Die Scheidung hat Moses nicht deshalb erlaubt, weil sie in Ordnung ist, sondern „weil ihr so hartherzig seid“. So hat es der Schöpfer nicht gewollt. Er hatte mit der Ehe anderes im Sinn. Und Jesus erinnert an die Worte, die auf der ersten Seite der Bibel stehen: Gott hat den Menschen als Mann und Frau geschaffen. „Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen, und die zwei werden ein Fleisch sein.“ Und Jesus erklärt dieses Wort der Bibel: „Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins.“
Daraus zieht Jesus den Schluss, der bis heute den Grund für die Unauflöslichkeit der Ehe darstellt: „Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“
Ist diese strenge Auslegung Jesu überhaupt lebbar? Ehe für immer? Ohne Scheidungsmöglichkeit? Ist das nicht viel zu viel verlangt? Oft wird der Kirche vorgeworfen, sie sei zu streng mit der Unauflöslichkeit der Ehe. Streng ist zuerst Jesu Wort. Seine Sicht schreckt uns, wenn wir ehrlich sind. Sie hat schon damals die Jünger erschreckt. „Wenn das mit der Ehe so (streng) ist, ist es dann nicht besser, gar nicht zu heiraten?“ So fragen sie an einer anderen Stelle.
Aber Jesus macht nochmals klar: Wer seine Frau oder seinen Mann entlässt und eine oder einen anderen heiratet, „begeht Ehebruch“. Wie können wir heute mit so strengen Worten leben?
Ich sehe darin vor allem eine Mahnung: Scheiden tut weh. Fast immer ist es die Enttäuschung über ein nicht gehaltenes Versprechen. Das steckt fast niemand so leicht weg. Liebe ist auf Dauer angelegt, und es schmerzt, wenn sie nicht hält. Wird heute nicht viel zu schnell auseinander gegangen?
Jesus sagt: „Lasst die Kinder zu mir kommen.“ Wie oft sind die Kinder die großen Leidtragenden der Scheidung. Macht sie wenigstens nicht zu Geiseln eurer Beziehungskonflikte! Lasst sie aus euren Ehekrisen so weit wie möglich heraus!
Jesu Worte über Ehe und Scheidung sind vor allem eine Ermutigung. Mit Gottes Hilfe kann Treue gelingen. Und wenn sie nicht gelingt, seid wenigstens nicht hartherzig miteinander!
Da kamen Pharisäer zu ihm und fragten: Darf ein Mann seine Frau aus der Ehe entlassen?
Damit wollten sie ihm eine Falle stellen. Er antwortete ihnen: Was hat euch Mose vorgeschrieben? Sie sagten: Mose hat erlaubt, eine Scheidungsurkunde auszustellen und (die Frau) aus der Ehe zu entlassen.
Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben.
Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.
Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber. Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet.
Da brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegte. Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab.
Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.
Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt, wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.