Der große Bußprediger Johanes verlangt keine großen Aktionen. Nur das Einfachste, Naheliegendste: Teile mit dem, der es braucht!
Der große Bußprediger Johanes verlangt keine großen Aktionen. Nur das Einfachste, Naheliegendste: Teile mit dem, der es braucht!
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 3. Adventsonntag,
13. Dezember 2009 (Lk 3,10-18)
Wer diese Frage stellt, ist auf der Suche. Wie soll es weitergehen? Wie kann es weitergehen? Damals, als Johannes die Menschen im Jordan taufte, sie zu Besinnung und Umkehr aufrief, da trafen seine Worte viele ins Herz. Sie spürten: Wir müssen unser Leben ändern.
Der Evangelist Lukas berichtet davon. Er wird uns durch das ganze neue Kirchenjahr begleiten, das mit dem 1. Adventsonntag begonnen hat. Der heilige Lukas - er war von Beruf Arzt - hat sehr sorgfältig „recherchiert“, ist allem nachgegangen und hat vieles an Erinnerungen über Jesus gesammelt, was nur bei ihm erhalten blieb, angefangen vom so bekannten Bericht über die Geburt Jesu im Stall in Bethlehem.
Lukas also berichtet uns, was Johannes denen antwortete, die ihn fragten: Was sollen wir tun? Mich beeindruckt an seinen Antworten, dass sie völlig unspektakulär sind. Nichts Außergewöhnliches. Zuerst eine allgemeine Antwort, die er „den Leuten“ gibt: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat. Und wer zu essen hat, der handle ebenso.
Was sollen wir tun? Teilen! So einfach. Der große Bußprediger Johanes verlangt keine großen Aktionen. Nur das Einfachste, Naheliegendste: Teile mit dem, der es braucht! Denn Kleidung und Nahrung brauchen wir alle. Und viele brauchen es dringender als ich.
Zwei Berufsgruppen nennt Lukas eigens. Sie sind nicht besonders beliebt (zumindest damals): die Zöllner (das heißt die Steuereintreiber) und die Soldaten. Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist, sagt Johannes den Ersteren. Im Klartext: Bereichert euch nicht auf ungerechtem Weg! Arbeitet nicht auf Kosten der anderen in die eigene Tasche! Und den Soldaten sagt der Täufer: Misshandelt niemand, erpresst niemand, begnügt euch mit eurem Sold! In wie vielen Ländern der Welt gilt heute noch diese Mahnung, wo Soldaten die Bevölkerung terrorisieren, Kindersoldaten zwangsrekrutieren, die Zivilbevölkerung erpressen.
Was sollen wir tun? In Zeiten der Wirtschaftskrise wird auch heute diese Frage wieder öfters gestellt. Und die Antwort des Täufers ist für heute genauso gültig wie für damals. Es sind ganz einfache Dinge, die wir tun sollen - und können! Nicht zuerst auf die Politiker schimpfen, genau wissen, was „die da oben“ alles besser machen sollten. Sondern selber das Nächstliegende tun: teilen, geben, helfen. Und im Kleinen auf Ausbeutung, Erpressung, Korruption verzichten. Denn eine Gesellschaft ist so gut wie sie in „den Leuten“, in uns allen ist. Wir alle sind für das gesellschaftliche Klima mitverantwortlich.
Mir fällt auf, dass nicht alle dem Johannes am Jordan die Frage stellen, was sie tun sollen. Einige scheint diese Frage nicht „zu jucken“. Es sind die „Pharisäer“ und die „Schriftgelehrten“. Es sind die, die immer schon alles wissen, und es besser wissen. Die sich nicht die Frage stellen: Was muss ich tun? Wo muss ich mein Leben ändern? Sondern immer genau wissen, was bei den anderen anders sein sollte. Diesen hat Jesus später ausdrücklich vorgeworfen, dass sie weder auf Johannes noch auf ihn gehört haben.
Johannes kündigt an, Jesus werde kommen, um „die Spreu von Weizen zu trennen“. Krisenzeiten im persönlichen Leben oder im Leben einer Gesellschaft sind Zeiten, wo die Spreu vom Weizen getrennt wird. In solchen Zeiten ist es gut, Gott zu fragen: Was sollen wir tun? Und Seine einfachen Antworten zu beherzigen.
Da fragten ihn die Leute: Was sollen wir also tun?
Er antwortete ihnen: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso.
Es kamen auch Zöllner zu ihm, um sich taufen zu lassen, und fragten: Meister, was sollen wir tun? Er sagte zu ihnen: Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist.
Auch Soldaten fragten ihn: Was sollen denn wir tun? Und er sagte zu ihnen: Misshandelt niemand, erpresst niemand, begnügt euch mit eurem Sold!
Das Volk war voll Erwartung, und alle überlegten im Stillen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Messias sei.
Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch nur mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hält er die Schaufel in der Hand, um die Spreu vom Weizen zu trennen und den Weizen in seine Scheune zu bringen; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.
Mit diesen und vielen anderen Worten ermahnte er das Volk in seiner Predigt.