Sie vertraut, dass Er es so machen wird, wie es gut und richtig ist.
Sie vertraut, dass Er es so machen wird, wie es gut und richtig ist.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 2. Sonntag im Jahreskreis,
17. Januar 2010 (Joh 2,1-11)
Ich war noch nie auf einer orientalischen Hochzeit. Kenner sagen mir, dass das ein Fest ist wie wir es uns kaum vorstellen können. Viele, viele Gäste. Und das mehrere Tage lang. Sie alle gut zu bewirten, kostet ein ziemliches Vermögen. Deshalb konnten damals ärmere Leute sich kaum eine Hochzeit leisten (wie übrigens auch bei uns in früheren Zeiten). Heiraten war nicht jedermanns Sache.
Auch heute ist die Zahl der Heiraten stark zurückgegangen, sowohl die standesamtlichen wie erst recht die kirchlichen. Es dauert oft lange, bis die wirtschaftlichen Voraussetzungen „passen“, dass zwei sich trauen, sich trauen zu lassen.
Die Hochzeit, zu der Maria, die Mutter Jesu, eingeladen war, fand nahe von Nazareth statt, in dem Dorf Kana, das es heute noch gibt. Unter den zahlreichen Hochzeitsgästen waren auch Jesus und seine ersten Jünger. Maria bemerkt als erste die peinliche Situation, den Gastgebern ist der Wein ausgegangen. Eine Schande vor allen Gästen. Sie macht diskret ihren Sohn darauf aufmerksam. Was will sie damit? Was soll er denn machen? Wein „herzaubern“? Erwartet sie von ihm ein Wunder? Oder will sie mit ihm nur die Sorge teilen, weil ihr die Gastgeber leid tun?
Jesus empfindet ihren Hinweis als ein Drängen und reagiert fast verärgert: „Was willst du von mir, Frau?“ Keine sehr freundliche Antwort. Er wollte wohl nicht als “Wundertäter“ auftreten. Zu Recht fürchtet er die Wundersucht der Leute. Zu sehr musste er später erleben, wie die Menschen sich mehr für die Wunderheilungen interessierten als für seine Botschaft. „Meine Stunde ist noch nicht gekommen“ hält er seiner Mutter entgegen.
Maria wiederspricht ihn nicht. Sie dringt nicht auf ihn ein, ist nicht lästig. Sie will ihn nicht nötigen, doch ein Wunder zu wirken. Ihre Haltung ist eine große Lehre für uns alle. Sie sagt den Dienern des Hochzeitsfestes einfach: „Was Er euch sagt, das tut!“ Sie überlässt es Ihm, zu tun, was Er für richtig hält. Und uns bittet sie: Haltet euch an Ihn und an das, was Er euch sagt.
Diese Haltung ist wie ein Schlüssel, der die Herzen öffnet. Zuerst öffnet er das Herz Jesu selber. Er sieht, dass seine Mutter auf Ihn keinen Druck ausüben will. Sie vertraut, dass Er es so machen wird, wie es gut und richtig ist. Und das bewegt Ihn, auf ihren Hinweis einzugehen und den Gastgebern aus ihrer Peinlichkeit herauszuhelfen. Es kommt zum Weinwunder von Kana.
Zugleich zeigt uns Maria, was ihr wirklich Herzensanliegen ist: nicht ihren eigenen Weg durchzudrücken, sondern das der Wille Gottes geschieht. „Mir geschehe nach deinem Wort“ hat Maria dem Engel Gabriel gesagt. Sie hat sich ganz und gar dem Willen Gottes anvertraut. Und sie lädt uns dazu ein, es auch zu tun: „Was Er euch sagt, das tut“.
Die Hochzeit von Kana, das Weinwunder, zeigt vor allem eines: Wir dürfen Gott alles bitten, selbst so einfache Dinge wie Wein wo er fehlt, gutes Wetter für ein Fest, Gesundheit im Neuen Jahr, Erfolg in Arbeit und Beruf und Glück in Ehe und Familie: um alles dürfen wir bitten. Unter einer Voraussetzung, dass wir es Gott überlassen. Wenn wir so unseren eigenen Willen loslassen, werden wir Gott nicht anklagen, wenn es anders kommt, und auch nicht andere unter Druck setzen, damit sie meinen Willen erfüllen. Danke, Maria, für dieses großartige Vorbild!
Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen.
Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.
Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut! Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter.
Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt, und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist.
Sie brachten es ihm. Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.
So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.