Jesus erinnert uns daran: ein liebender Vater wartet auf dich. Du kannst dich auf den Heimweg machen. Er wird dir nicht die Tür weisen, wenn du heimkommst.
Jesus erinnert uns daran: ein liebender Vater wartet auf dich. Du kannst dich auf den Heimweg machen. Er wird dir nicht die Tür weisen, wenn du heimkommst.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 4. Fastensonntag,
14. März 2010 (Lk 15,1-3.11-32)
Das Gleichnis vom „verlorenen Sohn“ gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Gleichnissen Jesu. Drei Personen sehen im Vordergrund: Der Vater und seine beiden Söhne. Ich habe das Gleichnis oft und oft gehört und immer wieder meditiert. In jede der drei handelnden Personen kann ich mich hineindenken. In jeder finde ich etwas von mir selber wieder.
Da ist zuerst der jüngere Sohn. Er will ausbrechen, sucht das große Leben. Er hat Lust auf Abenteuer, will hinaus in die Welt des Alltags. Das Gleichnis schildert anschaulich, wie das Abenteuer kläglich endet.
Da ist der ältere Bruder. Er ist daheim geblieben. Ein Mann der Pflicht, der Tag für Tag seinen Dienst tut, seine Arbeit treu verrichtet. Die Wut auf den jüngeren Bruder kann ich mir gut vorstellen.
Ja, und da ist der Vater. Er ist die zentrale Figur in diesem Drama. Warum war er mit dem jüngeren Sohn nicht strenger? Und warum ist er so nachsichtig mit ihm, als dieser hungrig und dreckig heimkehrt, nachdem er sein ganzes Erbteil durchgebracht hat? Warum setzt er ihn wieder als Erben ein? Denn das tut er, indem er den Jüngeren voll als Sohn aufnimmt, und nicht bloß als Knecht. Jetzt muss der Ältere auch noch sein Erbteil mit dem Jüngeren teilen!
Worum geht es in diesem Drama? Was will Jesus damit sagen? Was sagt es mir? Ich sehe in diesem Gleichnis vor allem eine Botschaft: Wenn du dich, wie der jüngere Sohn, verirrt hast, wenn dein Leben schief gegangen ist, wenn alles bachab geht, kannst du „in dich gehen“ und dich erinnern: Ich habe einen Vater! Ich kann heimkehren! Es gibt ein zu Hause, auch wenn ich weggelaufen bin!
Glücklich, wer weiß, dass es diesen Vater gibt! Glücklich wer sich daran erinnert: Ich hatte doch einmal ein Zuhause! Wie tragisch ist es, wenn Menschen dieses Wissen nicht haben. Jesus erinnert uns daran: ein liebender Vater wartet auf dich. Du kannst dich auf den Heimweg machen. Er wird dir nicht die Tür weisen, wenn du heimkommst. Im Gegenteil: Gott, dein Vater sehnt sich nach ihr!
Traurig, wer sich, wie der ältere Bruder, nicht mit freuen kann an der Heimkehr des verlorenen Bruders. Er kann sich nicht freuen, weil er zuvor mit dem eigenen Bruder kein Mitleid gehabt hat. Er sah nur dessen Fehler, war für ihn voll Verachtung. Anders der Vater: Ihn schmerzte der Irrweg seines jüngeren Sohnes. Jesus will, dass wir mit den Verlorenen mitfühlen. Nur dann gibt es die große Freude über „deinen Bruder“, der wieder heimgefunden hat.
In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen.
Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Weiter sagte Jesus: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater.
Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.
Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern.
Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet.
Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden.