Jesu Bescheidenheit zeigt uns den besten Weg in die Zukunft.
Jesu Bescheidenheit zeigt uns den besten Weg in die Zukunft.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am Palmsonntag,
28. März 2010 (Lk 19,28-40)
Der Palmsonntag gehört zu den Festen, die noch stark in unserem Volk verankert sind. Die Segnung der Palmzweige, die Palmprozession, die Bräuche um die Palmbuschen: All das ist an vielen Orten eine lebendige Tradition. Ist sie mehr als alte Folklore? Ist sie auch Botschaft für heute? Schauen wir hin!
Die Pilger, die von Galiläa kamen, näherten sich Jerusalem vom Osten her, über den Ölberg. Wenn sie zum ersten Mal die Heilige Stadt und ihren herrlichen Tempel sahen, brachen sie in Jubel aus: Sie waren am Ziel der Pilgerfahrt. In einem Pilgerpsalm heißt es deshalb auch: „Wie freute ich mich, als man mir sagte: Kommt! Wir ziehen hinauf zum Hause des Herrn. Und jetzt stehen unsere Füße in deinen Toren, Jerusalem“.
Der Anblick Jerusalems erfüllt sie mit umso größerer Freude als die Strapazen der Wallfahrt groß waren. Bei einer früheren Ankunft Jesu, beim Blick auf Jerusalem, hatte er nicht gejubelt, sondern war in Tränen ausgebrochen. Er wusste im voraus, was mit der geliebten Heiligen Stadt geschehen würde.
Manchmal denke ich mir: Wie wird es uns, unserem Land, unseren Städten noch gehen? Was kommt auf uns zu? Haben wir Grund zur Freude oder zur Sorge? Zur Trauer oder zum Jubel? Die Zukunft schaut nicht rosig aus. Aber wir können versuchen, mit der richtigen Einstellung in die kommenden Zeiten zu gehen.
Diese Einstellung zeigt uns Jesu vor. Er lässt sich einen jungen Esel ausborgen. Auf diesem bescheidenen Tier reitet er in Jerusalem ein und zeigt uns damit, dass wir nicht „hoch zu Ross“ daher kommen dürfen, wenn wir bei den Menschen „ankommen“ wollen. Jesu Bescheidenheit zeigt uns den besten Weg in die Zukunft.
Noch etwas sehr Einfaches lehrt dieses Evangelium: Jesus schickt seine Jünger, ihm ein Reittier zu besorgen. Wenn sie sich einen Esel ausborgen, sollen sie den Leuten sagen: „ Der Herr braucht ihn“. Mich bewegt dieser Gedanke: Der Herr braucht uns, unsere Hilfe, unser Mitwirken, um seinen Plan zu verwirklichen. Es ist sein Plan, aber er will ihn nicht ohne uns umsetzen. Der Herr braucht mich, er braucht dich und uns alle. Mich tröstet der Gedanke, gelegentlich der Esel sein zu dürfen, auf dem Jesus zu den Menschen kommt.
Ein letzter Gedanke zu diesem Evangelium: Es gibt Leute, die sich darüber aufregen, dass Jesus mit Begeisterung begrüßt wird. Sie wollen diese Stimmen zum Schweigen bringen. Es stört sie, dass Jesus laut und freudig zugejubelt wird: „Meister, bring deine Jünger zum Schweigen“, fordern sie Jesus auf. Solche Leute fehlen auch heute nicht. Sie handeln nur etwas anders: Sie überschütten die Jünger Jesu lautstark mit Vorwürfen, um sie auf diese Weise zum Schweigen zu bringen. Naben der (berechtigten) Kritik an den (echten) Fehlern so mancher Christen, Priester wie Laien, wird das viele Gute, das die Jünger Jesu tun, (fast) ganz verschwiegen. „Wenn sie schweigen“, antwortet Jesus, „werden die Steine schreien“. Möge es in Österreich nicht dahin kommen, dass einmal nur mehr die Steine von Jesus und vom christlichen Glauben Zeugnis geben. Dann wäre unser Land wirklich arm.
In jener Zeit ging Jesus nach Jerusalem hinauf. Als er in die Nähe von Betfage und Betanien kam, an den Berg, der Ölberg heißt, schickte er zwei seiner Jünger voraus und sagte: Geht in das Dorf, das vor uns liegt. Wenn ihr hineinkommt, werdet ihr dort einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los, und bringt ihn her! Und wenn euch jemand fragt: Warum bindet ihr ihn los?, dann antwortet: Der Herr braucht ihn.
Die beiden machten sich auf den Weg und fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte. Als sie den jungen Esel losbanden, sagten die Leute, denen er gehörte: Warum bindet ihr den Esel los? Sie antworteten: Der Herr braucht ihn.
Dann führten sie ihn zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier und halfen Jesus hinauf. Während er dahinritt, breiteten die Jünger ihre Kleider auf der Straße aus.
Als er an die Stelle kam, wo der Weg vom Ölberg hinabführt, begannen alle Jünger freudig und mit lauter Stimme Gott zu loben wegen all der Wundertaten, die sie erlebt hatten.
Sie riefen: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Herrlichkeit in der Höhe!
Da riefen ihm einige Pharisäer aus der Menge zu: Meister, bring deine Jünger zum Schweigen!
Er erwiderte: Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.