Den ihr sucht, Jesus, er ist nicht hier im Grab. Er lebt. Er ist auferstanden! Sagt es weiter!
Den ihr sucht, Jesus, er ist nicht hier im Grab. Er lebt. Er ist auferstanden! Sagt es weiter!
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am Ostersonntag,
4. April 2010 (Lk 24.1-12)
Es war ein total trauriger Tag. Alles war zu Ende. Der Traum ausgeträumt. Die Hoffnung enttäuscht, die Zukunft finster, die Gegenwart leer. So in etwa muss die Stimmung gewesen sein, die unter der kleinen Schar der Jünger Jesu am Tag nach seinem Tod geherrscht hat.
Mit großen Hoffnungen waren sie aufgebrochen. Als er etwa drei Jahre zuvor in Galiläa begonnen hatte, Menschen anzusprechen, da waren viele von ihm begeistert. In Scharen kamen sie, ihn zu hören, zu sehen, zu berühren. Und zu sehen gab es ja wirklich Spannendes: Lahme standen auf, Blinde wurden sehend, Taube hörend, Stumme redend. Mit wenigen Broten machte er Tausende satt.
Große Hoffnungen knüpften sich an ihn. Wird er auch politisch etwas bewegen? Ein Reich der Gerechtigkeit und Feiheit errichten? Wird mit ihm eine neue Zeit beginnen? So sah es anfangs aus. Doch dann kam irgendwie ein negative Wende. Er redete den Leuten zu wenig nach dem Mund. Er stellte zu schwierige Forderungen, zu hohe Ansprüche an die, die mit ihm gehen wollten: Dass sie dienen sollten, nicht herrschen; dass sie nicht nach den ersten Plätzen gieren, sondern lieber den letzten Platz wählen sollten; Dass sie verzeihen sollten, wie er es tat.
Allmählich bröckelte es ab. Die Leute blieben weg. Selbst seine Begleiter verließen ihn in Scharren. Am Schluss, in Jerusalem, waren es nur mehr wenige, die bei ihm geblieben waren. Und dann der letzte Schlag: Todesurteil, Kreuzigung, schnell in ein Grab gelegt. Da lag nun die ganze Hoffnung im Grab. Alles aus!
Ostern 2010 in Österreich. Bei nicht wenigen Katholiken eine ähnliche Stimmung. Mit dem Unterschied, dass damals die Öffentlichkeit vom Tod des Meisters kaum etwas bemerkte, während jetzt bei uns täglich neue Negativmeldungen über die Medien fast alle Menschen erreichen. Damals wandten sich viele enttäuscht von Jesus ab. Heute verlassen viele zornig oder abgestoßen die Kirche. Damals sah es nach totalem Ende aus. Heute sagen manche der Kirche das baldige Aus voraus.
Doch dann kam dieser frühe Morgen, am ersten Tag der neuen Woche. Einige Frauen, die Jesus treu geblieben waren, kamen beim ersten Morgengrauen zum Grab – und fanden es leer. Auch sahen sie zwei leuchtende Gestalten, die ihnen sagten: Den ihr sucht, Jesus, er ist nicht hier im Grab. Er lebt. Er ist auferstanden! Sagt es weiter!
Alles Geschwätz! Das war die Reaktion der „Amtskirche“, der Apostel. Zu tief war ihre Enttäuschung, um das jetzt zu glauben. Und doch war es so. Bald sollten sie ihn selber sehen. Und aus ihrer Hoffnungslosigkeit auftauchen.
Ostern 2010! Jesus lebt! Alles nur Geschwätz? Seine Kirche – am Ende? Völlig erledigt? Als Bischof, als Nachfolger der Apostel, heißt Ostern 2010 für mich: Glaubst du, dass Jesus wirklich lebt? Glaubst du, dass seine Kirche neu auferstehen kann? Schau um dich: siehst du nicht nur die Fehler, die es unter Menschen in der Kirche gibt? Siehst du, wie Jesus Menschen heute neue Hoffnung schenkt? Glaubst du an Ostern, an die Auferstehung?
Am ersten Tag der Woche gingen die Frauen mit den wohlriechenden Salben, die sie zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab.
Da sahen sie, dass der Stein vom Grab weggewälzt war; sie gingen hinein, aber den Leichnam Jesu, des Herrn, fanden sie nicht. Während sie ratlos dastanden, traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen. Die Frauen erschraken und blickten zu Boden.
Die Männer aber sagten zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden. Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war: Der Menschensohn muss den Sündern ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen.
Da erinnerten sie sich an seine Worte. Und sie kehrten vom Grab in die Stadt zurück und berichteten alles den Elf und den anderen Jüngern. Es waren Maria Magdalene, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus; auch die übrigen Frauen, die bei ihnen waren, erzählten es den Aposteln.
Doch die Apostel hielten das alles für Geschwätz und glaubten ihnen nicht. Petrus aber stand auf und lief zum Grab. Er beugte sich vor, sah aber nur die Leinenbinden dort liegen. Dann ging er nach Hause, voll Verwunderung über das, was geschehen war.