Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben.
Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium für das Hochfest Christi Himmelfahrt,
13. Mai 2010, (Lk 24,46-53)
Was bedeutet das Fest „Christi Himmelfahrt“ außer dem freien Donnerstag, den viele benützen, um gleich vier Tage „Kurzurlaub“ zu machen, zum Ärger der Wirtschaft und zur Freude des Tourismus? „Himmelfahrt“-was bedeutet das in einem modernen Weltbild? Wohin geht diese „Auffahrt“? Was bedeutet sie für die, die „am Boden bleiben“, hier auf Erden?
Zuerst heißt Himmelfahrt Christi Abschied. Bis dahin war Jesus noch greifbar, war da. Auch nach Ostern, nach seiner Auferstehung, ist er „vierzig Tage hindurch“ seinen Jüngern erschienen, hat mit ihnen gesprochen, gegessen. Er war noch da und doch schon weg. Er „erschien“ ihnen, und war dann wieder unsichtbar.
Diese Zeit ist jetzt zu Ende. Eine neue Zeit beginnt, in der sie ohne seine sichtbare Gegenwart auskommen müssen. Ein bisschen hatten seine Freunde immer noch gehofft, er werde endlich sein Reich hier auf dieser Welt errichten, machtvoll, unbesiegbar: das Gottesreich in dieser Welt. Wie gut verständlich ist dieser Traum! Bis heute träumen ihn viele: es muss doch möglich sein, „das Paradies auf Erden zu errichten, eine Welt voller Glück und Sonnenschein, voll Gerechtigkeit und Wohlergehen.
Und noch ein letztes Mal macht Jesus deutlich: Träumt nicht diesen Traum! Ich gebe euch eine andere Macht! Nicht die zweifelhafte Macht eines „Gottesstaates“, nicht die Verheißung eines „Schlaraffenlandes“ in dieser Welt. Nein, „ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, und ihr werdet meine Zeuge sein, bis an die Grenzen der Erde“. Nicht weltliche Macht, sondern geistliche Kraft verspricht Jesus.
Damit nimmt er Abschied von ihnen. Sie sehen ihn, wie er ihren Blicken entschwindet. Und sie bleiben stehen, schauen ihn nach… bis zwei Gottesboten sie wieder auf den Boden zurückbringen: “Ihr Leute aus Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“
Zwei Versuchungen begleiten die Christenheit von Anfang an: die Versuchung der Macht, das Reich Gottes mit Gewalt in dieser Welt errichten zu wollen - und die Versuchung, nur mehr himmelwärts zu schauen, aus dieser Welt zu flüchten und vom schöneren Himmel zu träumen. Beide Versuchungen liegen nahe beieinander, wie die heutige Schriftstelle zeigt. Wie ihnen begegnen?
Der Evangelist Lukas sagt, die Jünger seien nach der Himmelfahrt Jesu „in großer Freude“ nach Jerusalem zurückgekehrt. Sie bleiben im Gebet beieinander, bis das Pfingstfest kam und sie mit der Kraft des Heiligen Geistes erfüllt wurden.
Jesus wollte keinen „Gottesstaat“ auf Erden. Alle Versuche, mit Gewalt eine ideale Welt zu schaffen, enden mit Unterdrückung und furchtbaren Leid. Das hat die Christenheit in ihren Religionskriegen bitter gelernt. Das macht uns Sorgen gegenüber einem gewissen Islam, der allen seinen Gottesstaat auf zwingen will. Daran ist der Kommunismus gescheitert, der das „Arbeitsparadies“ verhieß und aus der Gesellschaft ein großes Gefängnis machte.
Der Weg Jesu ist ein anderer:“Ihr werdet meine Zeugen sein!“ Überzeugen, nicht zwingen. Bezeugen, was Jesus uns als Lebensweggezeigt hat, mehr durch das Beispiel des Lebens als durch viele Worte. Dazu hat er den Heiligen Geist gesandt. Dieser Weg bringt Freude!
Er sagte zu ihnen: So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen, und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden. Ihr seid Zeugen dafür.
Und ich werde die Gabe, die mein Vater verheißen hat, zu euch herabsenden. Bleibt in der Stadt, bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet.
Dann führte er sie hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob er seine Hände und segnete sie. Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben; sie aber fielen vor ihm nieder.
Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück. Und sie waren immer im Tempel und priesen Gott.