Genau dazu brauchen wir den Heiligen Geist. Er ist der innere „Motor“, er ist die Kraftquelle für ein Leben nach dem Willen Gottes, ein geglücktes Leben.
Genau dazu brauchen wir den Heiligen Geist. Er ist der innere „Motor“, er ist die Kraftquelle für ein Leben nach dem Willen Gottes, ein geglücktes Leben.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zur Lesung am Hochfest von Pfingsten,
23. Mai 2010 (Apg 2,1-11)
Pfingsten - Fest des Heiligen Geistes (und für viele - dank Pfingstmontag - verlängertes Wochenende!) Gebe Gott, dass die erste Nachricht nach Pfingsten nicht wieder eine traurige Bilanz an Verkehrsopfern sei! Worum geht es in diesem uralten Fest, das tiefe jüdische Wurzeln hat? Sein Name kommt aus dem Griechischen. „Pfingsten“ kommt von „Pentecoste“. Es ist das „50-Tage-Fest“. Heute sind es 50 Tage seit Ostern.
Ursprünglich waren die beiden Feste im bäuerlichen Jahreszyklus verwurzelt. Osten war das Fest zum Beginn der Ernte (die im Heiligen Land schon früh beginnt), Pfingsten das Fest zum Abschluss der Ernte.
Seit frühesten jüdischen Zeiten war Ostern (Pessach) aber auch und vor allem das Fest der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten. Pfingsten, sieben Wochen nach Ostern, wurde das jüdische „Wochenfest“ gefeiert, das an die Gabe der Zehn Gebote Gottes auf dem Berg Sinai erinnert.
Jesus wollte ganz bewusst an diesen Festen und ihrer Bedeutung anknüpfen. Sein Weg zum Kreuz und zur Auferstehung sollte am Osterfest geschehen. Denn es war der Weg der Befreiung aus der Knechtschaft von Sünde und Tod. Und 50 Tage später sollte das Kommen des Heiligen Geistes die Herzen erfüllen mit neuer Kraft von oben. Pfingsten, der Heilige Geist, das bedeutet: das Gesetz Gottes steht nicht mehr auf steinernen Tafeln, wie Moses es am Berg Sinai erhielt, sondern es ist in unseren Herzen und bewegt uns nicht als Zwang von außen, sondern als Antrieb von innen, das Gute zu tun.
Mit dem Pfingstfest geht die fünfzigtägige Osterzeit zu Ende. Es beginnt wieder die „normale“ Zeit des Kirchenjahres. Genau dazu brauchen wir den Heiligen Geist. Er ist der innere „Motor“, er ist die Kraftquelle für ein Leben nach dem Willen Gottes, ein geglücktes Leben.
Ich erlebe das jedes Jahr als ein besonderes Geschenk: den Rhythmus des Kirchenjahres mitleben zu dürfen. Die natürlichen Jahreszeiten bekommen einen übernatürlichen Sinn. Was wir das Jahr über im Zyklus der kirchlichen Feste feiern, wird auch zum persönlichen Jahresrhythmus: Vom Advent über Weihnachten, von der Fastenzeit über Ostern bis hin zu Pfingsten.
Was bringt das Pfingstfest in meinem persönlichen Lebenszyklus? Zuerst einmal die Erfahrung neuer Kraft. In Zeiten der Niedergeschlagenheit erlebe ich immer wieder: plötzlich fließt mir Energie zu, Auftrieb, Hoffnung.
Die zweite Erfahrung: Am Pfingsttag taten die verschreckten Apostel den Mund auf, und alle hörten sie „die großen Taten Gottes verkünden“. Von Gott erzählen, vom Glauben reden, über das sprechen, was wir mit dem Glauben in unserem Leben erfahren haben: da sind wir Österreicher noch recht scheu und ängstlich. Den Mut dazu gibt der Heilige Geist. Glaubenszeugen sind heute gefragt. Menschen, die verständlich über Gottes Wirken in ihrem Leben reden können.
Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.
Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.