In einigen Bibelhandschriften steht eine klare Antwort Jesu an die beiden „Donnersöhne“:“Ihr wisst nicht, wes Geist ihr seid! Denn der Menschensohn kam nicht, das Leben von Menschen zu verderben, sondern um sie zu retten“.
In einigen Bibelhandschriften steht eine klare Antwort Jesu an die beiden „Donnersöhne“:“Ihr wisst nicht, wes Geist ihr seid! Denn der Menschensohn kam nicht, das Leben von Menschen zu verderben, sondern um sie zu retten“.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium 13. Sonntag im Jahreskreis,
27. Juni 2010 (Lk 9,51-62)
Manche meinen, die Christen seien heute zu nachgiebig. Sie ließen sich zu viel gefallen. Sie müssten sich mehr zur Wehr setzen. Zum Beispiel gegen zu negative Berichte in den Medien. Oder gegen das Vordringen des Islam. Wehrhafter sollten die Christen sein!
Wie sieht das von Jesus her aus? Wie hat er sich zur Wehr gesetzt, wenn ihm und seinen Jüngern Unrecht geschah? Das heutige Evangelium gibt dazu eine klare Lehre. Sie kann uns auch heute weiterhelfen.
Es ist der Moment im Leben Jesu, da er sich klar und entschieden seiner Bestimmung zuwendet. Er weiß, dass Leid und Kreuz auf ihn warten. Und er weiß, dass das in Jerusalem geschehen wird. Deshalb bricht er aus seiner Heimat in Galilä auf und beginnt seinen Weg nach Jerusalem.
Zwei Wege gibt es von Galiläa nach Jerusalem: durch die Jordansenke oder über das Hochland. Jesus wählt offensichtlich den zweiten Weg. Er führt durch Samaria, das damals den Juden gegenüber feindlich eingestellt war. Das alte Gebiet von Samaria ist heute weitgehend deckungsgleich mit dem autonomen Palästinenserterritorium um Nablus, dem alten biblischen Sichem.
Jüdische Jerusalempilger können keine freundlichen Gesichter erwarten, wenn sie durch Samaria wandern. Wer auch nur ein bisschen in den heutigen Konflikt Israel – Palästina geblickt hat, kann sich vorstellen, wie frostig, ja ausgesprochen feindselig Jesus und seine Gruppe in Samaria behandelt wurden.
Jakobus und Johannes, die Jesus wohl nicht umsonst „Donnersöhne“ genannt hatte, wollen heilige Rache an den ungastlichen Samaritern nehmen. In ihrer zornigen Begeisterung wollen sie „Feuer vom Himmel“ auf deren Dorf herab beschwören. Vielleicht dachten sie sogar daran, dem himmlischen Blitz und Feuer ein wenig nachzuhelfen, um das ungastliche Samariterdorf ganz abzufackeln. In unseren Zeiten ja keine Seltenheit! Wie viele Dörfer sind in dem nun schon 60 Jahre dauernden Konflikt im Heiligen Land dem Erdboden gleich gemacht worden!
Was tut Jesus? Statt die Samariter zu kritisieren, herrscht er seine eigenen Leute an und weist sie energisch zurecht. Lässt er sich einfach alles gefallen? Ist er feig und schwach? Traut er sich nicht, ordentlich auf den Tisch zu hauen.
In einigen Bibelhandschriften steht eine klare Antwort Jesu an die beiden „Donnersöhne“:“Ihr wisst nicht, wes Geist ihr seid! Denn der Menschensohn kam nicht, das Leben von Menschen zu verderben, sondern um sie zu retten“.
Um es noch deutlicher zu machen, nimmt er einen dieser angeblich oder wirklich so feindseligen Samariter zum Beispiel für selbstlose helfende Nächstenliebe: eben den „barmherzigen Samariter“.
Wie ist Jesu Haltung: Dem „Feind“ gegenüber geduldig. Keine Rache. Kein Zurückschlagen. Diese „tolerante“ Haltung ist keine Schwäche. Sie erfordert große Seelenstärke. Wer diesen Weg mit Jesus gehen will, muss sich selber ganz schön überwinden. Ich bin überzeugt: es ist der einzige dauerhafte Ausweg aus der Spirale von Gewalt und Gegengewalt. Wie sehr braucht das Heilige Land heute diesen Weg!
Als die Zeit herankam, in der er (in den Himmel) aufgenommen werden sollte, entschloss sich Jesus, nach Jerusalem zu gehen. und er schickte Boten vor sich her.
Diese kamen in ein samaritisches Dorf und wollten eine Unterkunft für ihn besorgen. Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war.
Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet?
Da wandte er sich um und wies sie zurecht. Und sie gingen zusammen in ein anderes Dorf. Als sie auf ihrem Weg weiterzogen, redete ein Mann Jesus an und sagte: Ich will dir folgen, wohin du auch gehst. Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.
Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben.
Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes! Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich von meiner Familie Abschied nehmen.
Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.