Christsein kann man nicht alleine. Es braucht Gemeinschaft, Miteinander.
Christsein kann man nicht alleine. Es braucht Gemeinschaft, Miteinander.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium 14. Sonntag im Jahreskreis,
4. Juli 2010 (Lk 10,1-12.17-20)
In Wien gibt es viele katholische Gemeinden, die „Migrationshintergrund“ haben. Die größte unter ihnen ist die polnische. Sie ist vor allem in der Garnisonskirche am Rennweg beheimatet. Dort kann man erleben, was „volle Kirche“ heißt. Die Menschen stehen bis auf die Straße, so dicht gedrängt sind die Gottesdienstbesucher. Ähnliches erlebt man auch bei den Kroaten in der Kirche Am Hof.
Und nicht anders ist es bei den anderen katholischen Gemeinden der Zuwanderer. Da gibt es eine blühende indische Gemeinde, die sich in Meidling trifft, eine sehr aktive albanische Gemeinde in Rudolfsheim, eine koreanische in Inzersdorf-Neustift, eine wachsende schwarzafrikanische Gemeinde, im 5. Bezirk. Doch das ist noch lange nicht alles: da gibt es französisch- und englischsprachige Gemeinden, zwei spanisch-sprachige und eine portugiesisch-brasilianische Gemeinde. Dazu kommen kleinere, feine vietnamesisch-, japanisch-, chinesisch-sprachige Gemeinden.
Warum ich das zum heutigen Evangelium erzähle? Aus zwei Gründen. Einmal weil es zu wenig bekannt ist, dass die katholische Kirche in Wien wirklich Weltkirche widerspiegelt. Alle diese Gemeinden sind Teil der Kirche Wiens, und sie bilden einen höchst lebendigen Teil.
Der zweite Grund, das zu berichten ist eine dieser Gemeinden, die mir besonders am Herzen liegt: die philippinische Gemeinde. Sie ist sehr groß und versammelt sich an mehreren Orten in Wien. Die Filipinos sind fröhlich, gläubig und lieben es, sich zum Feiern zu treffen, zum Gottesdienst und zum Beisammensein. Father Rosendo Sandoval, einer ihrer Priester, hat in seiner Gemeinde „zweiundsiebzig“ ehrenamtliche Mitarbeiter gesammelt und gesendet, jeder und jede hat eine besondere Aufgabe
Und damit bin ich beim heutigen Evangelium. Denn Father Ron hat in seiner Gemeinde nur getan, was Jesus am Anfang getan hat: Mitarbeiter sammeln und senden!
Jesus ist kein „Einzelkämpfer“ gewesen, kein abgehobener Guru. Von Anfang an hat er Menschen gesammelt, die mit ihm in die Ernte arbeiten gehen. Dieses Bild gebraucht er heute, um von seiner Mission zu spreche: „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter“. Er selber hat nicht nur die zwölf Apostel als seine engsten Mitarbeiter ausgewählt, sondern einen weiteren Kreis von zweiundsiebzig anderen Helfern.
Auch sie sollten keine Einzelkämpfer sein. Er sandte sie „zu zweit“ in alle Orte, wohin er selber kommen wollte. Das „System“ hat sich bewährt. Christsein kann man nicht alleine. Es braucht Gemeinschaft, Miteinander. Gerade unsere Wiener „anderssprachigen“ Gemeinden zeigen das. Sie haben eine erfrischende Lebendigkeit. Und sie bezeugen, dass Jesus seine Sendung erfolgreich „angelegt“ hat: Seine frohe Botschaft kam wirklich zu allen Völkern.
Und heute kommt sie aus allen Teilen der Welt wieder zu uns zurück. Mich begeistert es, zu erleben, dass durch diese vielen katholischen „Zuwanderer“ unsere manchmal etwas altersmüde Kirche einen kräftigen jungen Impuls bekommt, eine neue Chance, eine starke Hoffnung
Danach suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden.
Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemand unterwegs! Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Mann des Friedens wohnt, wird der Friede, den ihr ihm wünscht, auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes! Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe.
Wenn ihr aber in eine Stadt kommt, in der man euch nicht aufnimmt, dann stellt euch auf die Straße und ruft: Selbst den Staub eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, lassen wir euch zurück; doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe. Ich sage euch: Sodom wird es an jenem Tag nicht so schlimm ergehen wie dieser Stadt.
Die Zweiundsiebzig kehrten zurück und berichteten voll Freude: Herr, sogar die Dämonen gehorchen uns, wenn wir deinen Namen aussprechen. Da sagte er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. Seht, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und die ganze Macht des Feindes zu überwinden. Nichts wird euch schaden können.
Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind.