Wir alle müssen einmal Rechenschaft darüber ablegen, wie wir unseren Dienst wahrgenommen haben.
Wir alle müssen einmal Rechenschaft darüber ablegen, wie wir unseren Dienst wahrgenommen haben.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium 19. Sonntag im Jahreskreis,
8. August 2010 (Lk 12,32-48)
Wenn der Hausherr wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. Diese einfache Feststellung Jesu können heute leider viele bestätigen, die Opfer von Einbrüchen geworden sind. Ja, wenn wir es im voraus wüssten! Aber Diebe und Einbrecher suchen gerade die Zeiten, wo Haus oder Wohnung unbewacht sind. Das ist ihre Chance und unser Unglück.
Seid also wachsam! Das ist der einsichtige Rat Jesu. Viele tun das heute. Sie verstärken die Sicherheitsschlösser, lassen Alarmanlagen einbauen, vertrauen ihre Häuser Wachdiensten an. Aber Jesus geht es offensichtlich um eine andere Wachsamkeit. Es geht ihm um andere Schätze als die, die von Dieben gestohlen werden können: „Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt, droben im Himmel, wo kein Dieb ihn findet“.
Wach sein! Wachsam sein! Bei Geld und Besitz sind wir es meistens. Bei den bleibenden Worten oft viel weniger. Welche sind das? Wie bewahren wir sie? Jesus spricht in Bildern und Gleichnissen. Was sagen sie uns? Heute nennt Jesus zwei Berufsgruppen, um sie als Beispiele für die Haltung zu zeigen, um die es ihm geht: die Knechte und die Verwalter. Beiden ist gemeinsam, dass sie dienen müssen. Beide sind nicht die Eigentümer. Sie arbeiten für den Besitzer, den Herrn. Von beiden erwartet der Chef, dass sie ihre Aufgabe ordentlich machen. Beide müssen dem Chef Rede und Antwort stehen, wie sie ihren Dienst gemacht haben.
„Selig die Knechte, die der Herr wach findet wenn er kommt! Selig der treue und kluge Verwalter!“ Die Knechte und Mägde, von denen Jesus spricht, das „Gesinde“, gibt es heute bei uns kaum mehr in der Art, wie es zurzeit Jesu und bis in unsere Tage vor allem auf dem Land üblich war. Unverändert ist die Abhängigkeit von Vorgesetzten, Arbeitgebern, Chefs.
Aber Jesus geht es nicht zuerst um Chefs und Untergebene, sondern um eine Grundhaltung, die beide in gleichem Maß betrifft: wir alle sind auf dieser Welt nur Verwalter, selbst wenn wir Chefs sind. Wir alle müssen einmal Rechenschaft darüber ablegen, wie wir unseren Dienst wahrgenommen haben.
Petrus fragt Jesus, ob er mit diesem Gleichnis nur die kleine Schar, die „kleine Herde“ seiner Anhänger, meine „oder auch all die anderen“. Jesus antwortet darauf nicht direkt. Er stellt den guten Verwalter als Vorbild hin. Und sagt uns allen damit, was von uns erwartet wird; mit dem uns Anvertrauten treu und klug umzugehen.
Es gäbe wohl nicht die Finanz- und Wirtschaftskrise, wenn wir alle uns mehr nach dem Gleichnis Jesu ausrichten würden: diese Welt und ihre Güter nicht als unseren Besitz, sondern als unseren Auftrag zu sehen. Wir benehmen uns wie die Herren der Schöpfung und sollten doch ihre Hirten sein. Hüten, nicht zerstören. Das Umdenken tut Not. Jesu Wort ist voll aktuell.
Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben. Verkauft eure Habe, und gebt den Erlös den Armen! Macht euch Geldbeutel, die nicht zerreißen.
Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt, droben im Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frisst. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. Legt euren Gürtel nicht ab, und lasst eure Lampen brennen!
Seid wie Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist, und die ihm öffnen, sobald er kommt und anklopft. Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt! Amen, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen. Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie wach - selig sind sie.
Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.
Da sagte Petrus: Herr, meinst du mit diesem Gleichnis nur uns oder auch all die anderen? Der Herr antwortete: Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der Herr einsetzen wird, damit er seinem Gesinde zur rechten Zeit die Nahrung zuteilt? Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt! Wahrhaftig, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens machen. Wenn aber der Knecht denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht zurück!, und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen; wenn er isst und trinkt und sich berauscht, dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Ungläubigen zuweisen.
Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen. Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen.
Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man umso mehr verlangen.