Machen wir doch sinnvolles mit unserem Geld!
Machen wir doch sinnvolles mit unserem Geld!
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium 25. Sonntag im Jahreskreis,
19. September 2010 (Lk 16,1-13)
Viele Menschen haben in der Finanzkrise Geld verloren. Manche sehr viel. Sie haben sich auf Anlageberater verlassen – und sind bitter „reingefallen.“ Nicht alle Anlageberater waren verbrecherisch wie Herr Madoff. Sie haben nur mitgemacht mit dem, was allgemein üblich geworden war.
Ein Bürgermeister einer mittleren Gemeinde hat mir anvertraut, auf Anraten der örtlichen Bank habe die Gemeinde ihre Schulden an eine kanadische Bank verkauft (!!) in der Hoffnung, dass diese Schulden ein gutes Geschäft werden könnten. Sie wurden es nicht (was niemand Vernünftigen überrascht) und jetzt sitzt die Gemeinde wieder auf ihren Schulden, plus die Verluste aus Kanada.
Jesus nimmt eine noch schlimmere Situation als Beispiel, von dem wir lernen sollten. Was sollen wir lernen? Schlechtes Wirtschaften, und dann noch Betrügen, um sich „herauszuwursteln?“ Lehrt Jesus Unmoral?
Die Situation ist klar: ein schlechter Verwalter steht vor dem Hinauswurf. Bei uns heute bekäme er eine saftige Abfertigung von einigen Millionen. Der Verwalter im Gleichnis Jesu holt sich die Abfertigung auf seine Art. Er betrügt seinen Chef gleich nochmals kräftig, indem er dessen Schuldnern massive Nachlässe gewährt. Er macht sich Freunde mit dem Geld seines Chefs, um nach seinem Hinauswurf genügend gute Beziehungen zu haben, „Freunde,“ die ihm weiterhelfen und seinen Betrug sicher nicht verraten werden, damit es sie nicht auch erwischt.
Was ist an diesem massiven Betrug lobenswert? „Der Herr lobte die Klugheit seines unehrlichen Verwalters“, sagt Jesus. Wenn das die Klugheit ist, die Jesus empfiehlt? Ich verstehe die Absicht Jesu aus eigener Erfahrung.
Vor vielen Jahren wurde ich Opfer eines Betrügers. Seine Geschichte war perfekt aufgebaut, durch und durch glaubwürdig, nach allen Seite abgesichert, hielt allen Nachprüfungen stand. Aber das Geld war dann doch weg. Es hat mich lange sehr gekränkt, nicht so sehr wegen des Verlustes an Geld, sondern wegen des Gefühls, raffiniert betrogen worden zu sein. Damals dachte ich mir: wenn dieser Mann seine ganze Intelligenz, seine Geschicktheit, seine strategische Begabung für eine gute Sache verwendet hätte, er könnte Großartiges für die Menschen leisten.
Ja, Jesus sagt leider die Wahrheit: „Die Kinder dieser Welt“ sind oft viel klüger als „die Kinder des Lichts.“ Wenn wir uns so für das Gute, für das Reich Gottes, für die Nächstenliebe mit so viel Phantasie, Energie, Ausdauer einsetzen würden wie manche Betrüger sich für ihr übles Tun einsetzen, dann sähe die Welt anders aus. Mein Rat: Jesus ist der beste Anlageberater. Er weiß, wie wir unser Geld wirklich nachhaltig einsetzen können. Machen wir doch sinnvolles mit unserem Geld!
In jener Zeit sagte Jesus zu den Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen.
Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Du kannst nicht länger mein Verwalter sein.
Da überlegte der Verwalter: Mein Herr entzieht mir die Verwaltung. Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich. Doch - ich weiß, was ich tun muss, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin. Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich gleich hin, und schreib „fünfzig“. Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, und schreib „achtzig“.
Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes.
Ich sage euch: Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es (mit euch) zu Ende geht.
Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen unrecht tut, der tut es auch bei den großen.
Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Reichtum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen?
Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann euer (wahres) Eigentum geben?
Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten.
Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.