Josef ist der erste, der geglaubt hat, was Christen seit 2000 Jahren als ihren Glauben bekennen: „Ich glaube an Jesus Christus, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau“.
Josef ist der erste, der geglaubt hat, was Christen seit 2000 Jahren als ihren Glauben bekennen: „Ich glaube an Jesus Christus, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau“.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 4. Adventsonntag,
19. Dezember 2010 (Mt 1,18-24)
Kein Wunder, dass viele das einfach nicht glauben: „Das Kind, das Maria erwartet, ist vom Heiligen Geist“. Das hat es noch nie gegeben. Das ist völlig außerhalb alles Normalen. Jedes Kind hat nicht nur eine Mutter, sondern auch einen Vater. Maria aber soll ihr Kind ohne Vater von Gott, vom Heiligen Geist empfangen haben? Wer soll so etwas glauben? Ist das nicht eher symbolisch zu verstehen, sozusagen als eine bildliche Ausdrucksweise dafür, dass Jesus Gott besonders nahe war? Sind das nicht sehr naive Vorstellungen, die damals, vor 2000 Jahren, gepasst haben, die aber heute, im Zeitalter der Wissenschaft, nur mehr als alte Legende gelten können?
Tatsache ist freilich, dass schon damals diese Geschichte Spott und Kopfschütteln ausgelöst hat. Sicher zuerst in Nazareth selber. Wer auf dem Dorf aufgewachsen ist, weiß wie sehr alles über alle geredet wird. Da ist Maria, die mit Josef Verlobte. An ein Zusammen leben, wie es heute für viele selbstverständlich ist, war damals nicht zu denken. „ Da zeigte es sich, dass sie schwanger war“. Woher? Für Josef konnte es nur eine Antwort geben: nicht von mir – also von einem Anderen. Keine harmlose Sache – damals! Nach dem Gesetz galt hier die Todesstrafe, wie heute noch in manchen islamischen Ländern. Das will Josef seiner Verlobten ersparen, indem er „die Schuld“ auf sich nimmt.
Ein Traum bringt ihm die Gewissheit: Maria hat mich nicht betrogen! Das Kind ist von Gott, und er soll ihm Vater sein. Josef vertraut. Er glaubt seiner Verlobten und dem, was ihm im Traum gesagt wurde. Josef ist der erste, der geglaubt hat, was Christen seit 2000 Jahren als ihren Glauben bekennen: „Ich glaube an Jesus Christus, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau“.
In Nazareth wurde weiter über die Umstände gemunkelt, unter denen Jesus empfangen wurde. Wie das so am Dorf ist. Später, als die Gemeinschaft der Christen wuchs, wurde eine Geschichte verbreitet, die wohl schon von Anfang an als Gerücht da war: Maria habe ihren Verlobten mit einem römischen Soldaten betrogen. Er habe Pantera geheißen. Erst recht spotteten die Heiden über den christlichen Glauben an die Jungfrau Maria, die vom Heiligen Geist empfangen haben soll.
Und doch hielten die Christen an ihrer Glaubensüberzeugung fest. Trotz Spott und Widerspruch. Warum wohl? Ich denke, wohl deshalb, weil sie wie Josef selber Maria vertrauen. Nur sie kannte das Geheimnis ihrer Empfängnis. Ihr vertrauen wir bis heute, und sie hat das Vertrauen nie enttäuscht, dass die Menschen in sie setzen.
Wir glauben das aber auch deshalb, weil es Sinn macht. Es passt sozusagen zu Gottes Wegen. Gott wollte uns so nahe kommen, dass er ein Menschenkind wurde. Und dieses Geschenk wollte Er uns selber machen. Deshalb wird dieses Kind Jesus auch genannt „Gott ist mit uns“.
Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes.
Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen.
Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.
Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns.
Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.