Die große Freude kannst du auch daheim finden, wenn du dich nur auf den spannenden Weg machst – zum Nächsten.
Die große Freude kannst du auch daheim finden, wenn du dich nur auf den spannenden Weg machst – zum Nächsten.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am Hochfest
Erscheinung des Herrn,
6. Januar 2010 (Mt 2,1-12)
„Als sie den Stern sahen, wurden sie von einer sehr großen Freude erfüllt“, so heißt es von den Weisen aus dem Morgenland, die wir auch die „Heiligen Drei Könige“ nennen. Die Formulierung ist auffällig. Ganz wörtlich heißt sie: „Sie freuten sich mit Megafreude gar sehr“. Was war der Grund für diese ganz große Freude? Gibt es überhaupt solche übergroße Freuden? Und was unterscheidet sie von Spaß, von einer „tollen Hetz“ oder einer guten Unterhaltung?
Seit ich die Geschichte von Johannes, Otto und David ein wenig näher kennengelernt habe, kann ich mir die „Megafreude“ der „Heiligen Drei Könige“ besser vorstellen. Sie sind für mich sozusagen eine „Neuauflage“ dieser „Weisen aus dem Morgenland“. Ich lernte die drei Anfang Juli kennen, als sie sich bei mir meldeten und um einen Pilgersegen baten. Wohin geht die Wallfahrt? Nach Bethlehem! Nach Jerusalem! Zu Fuß? Ja, 4.500 Kilometer zu Fuß! Dafür erbaten sie den Segen.
Pünktlich am Tag vor dem Heiligen Abend kamen die drei Österreicher tatsächlich in Bethlehem an. Ich glaube, diese drei verstehen, warum die Weisen aus dem Osten sich so riesig gefreut haben, als sie den Stern wiedersahen, der ihnen den Weg zu dem Ort zeigte, „wo das Kind war“. Sie dürften eine ähnlich große Freude erlebt haben, als sie nach sechs Monaten Fußweg am Ziel, genau zu Weihnachten, in Bethlehem ankamen.
Übrigens: Wer den Pilgerweg dieser „drei Weisen aus dem Abendland“ mitverfolgen will, kann das über ihre Website www.jerusalemweg.at gut nachvollziehen.
Nochmals: Wie kommt eine solche “Megafreude“ zustande? Sicher nicht durch ein laues Dahinplätschern. Auch nicht durch ein bequemes Fertigangebot ohne eigene Anstrengung. Billig und schnell ist diese starke Freude nicht zu haben.
Bei den „Sterndeutern aus dem Osten“ wie bei unseren Pilgern aus Österreich steht am Anfang ein großes Wagnis, eine mutige Idee und eine gehörige Portion Kompetenz, Wissen, Erfahrung. Die Heiligen Drei Könige hatten eine hervorragende Kenntnis des Sternenhimmels und der Bewegung der Gestirne. Sie blieben aber nicht auf ihrem Wissen sitzen. Sie ließen sich durch eine besondere Himmelserscheinung herausfordern. Diesen Stern deuteten sie als Zeichen, dass im Land der Juden ein König geboren wurde, der Heiland, der Erlöser.
Es gehört ordentlicher Mut dazu, sich auf die lange, gefährliche Reise zu begeben, um dieses Königskind zu finden und zu verehren. Was werden wohl die Familien, die Freunde zu dieser gewagten Reise gesagt haben? In den Sterndeutern muss eine starke Sehnsucht gebrannt haben. Die war stärker als alle Bedenken und klugen Einwände.
Nur wer eine große Sehnsucht im Herzen trägt, bricht auf zu solchen Abenteuern. Der Lohn der vielen Mühen, der Zweifel, die unterwegs geplagt haben („warum tun wir uns das alles an?“), ist die große Freude am Ziel. Sie entschädigt reichlich für alle Lasten und Gefahren des Weges.
Lieber Johannes, lieber Otto, lieber David! Ihr modernen „Heiligen Drei Könige“: Erzählt von der Freude, die ihr erlebt habt. Und erinnert uns daran: Die große Freude kannst du auch daheim finden, wenn du dich nur auf den spannenden Weg machst – zum Nächsten.
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.
Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten: Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.
Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.
Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.
Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.
Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.